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Comic Blog


Freitag, 26. Februar 2016

MANIFEST DESTINY – BAND 1 – FLORA UND FAUNA

Filed under: Horror — Michael um 18:26

MANIFEST DESTINY - BAND 1 - FLORA UND FAUNADas Wesen greift an. Die Männer der Expedition stehen unter Schock und es vergehen wichtige Augenblicke, ehe sie sich zur Gegenwehr aufraffen. Dann krachen die Schüsse. Pistolen und Gewehre können die Kreatur aufhalten. Doch wie anders sie ist! Und wie seltsam! Das ist kein Indianer von einem bekannten Stamm. Das ist überhaupt nicht menschlich. Einer der beiden Anführer der Expedition, Lewis, entschließt sich zu einer Obduktion. Das Ergebnis ist unglaublich und rührt an den Grundfesten des Wissenschaftlerverstandes …

MANIFEST DESTINY, aus deutscher Sicht ein ungewöhnlicher Comic-Titel, der aber vor dem Hintergrund der amerikanischen Geschichte rasch an Bedeutung gewinnt. Unter der offensichtlichen Bestimmung wird der göttliche Auftrag Amerikas zur Expansion verstanden. Es ist keine bestimmte Doktrin, mehr ein Deckelbegriff, der die Ausbreitung der Einwanderer auf dem nordamerikanischen Kontinent betrifft und heute schon in den Weltraum weist. Damals jedoch beschrieb dieses Manifest auch ein Abenteuer in unerforschte Gegenden, wo kaum ein Weißer je gewesen war.

Im Mai 1804 starteten Meriwether Lewis und William Clark jene Expedition, die in keinem amerikanischen Geschichtsbuch fehlen darf. Von Thomas Jefferson höchstpersönlich beauftragt, sollten sie eine Passage zur Pazifikküste zu finden. Autor Chris Dingess verfährt mit seiner Interpretation dieses historischen Ereignisses fast wie Richard Adams Locke, der in einer Zeitung im Jahre 1835 die legendäre Entdeckung der Fledermausmenschen auf dem Mond beschrieb. Chris Dingess macht aus der amerikanischen Landschaft, beginnend bei einer frühen Form des Gateway Arch, jenes riesigen architektonischen Bogens, der in St. Louis auf eben jenen Ausgangspunkt der Lewis-und-Clark-Expedition verweist, etwas ähnliches.

Hier ist die Form nicht glatt metallen, vielmehr überwuchert von einer fantastisch wachsenden Flora, die mehr begräbt, als bloß bedeckt. Wirken die Gewächse teilweise bedrohlich, schlägt die Fauna sofort gewaltig und zumindest auf eine etwas ästhetischere Art zu. Wenn das Endergebnis für so manchen Teilnehmer der Expedition gleichermaßen final ist. Zeichner Matthew Roberts schickt seine Charaktere in einem Design auf die Reise, das in Ansätzen an die Arbeiten eines Richard Corben (BIG FOOT) erinnert. Matthew Roberts ist aber verspielter, seine Figuren jugendlicher. Hier ist die Anlehnung an einen Tony Moore (The Walking Dead, die frühen Ausgaben), vor allem in Hinsicht auf die Detailversessenheit, größer.

Kampf gegen die Natur. Nicht jede Kreatur, die sich Kriegsbemalung anlegt, ist auch gleich ein amerikanischer Ureinwohner. Was Matthew Roberts zu Papier bringt, sind gigantische Wesen, mit griechisch mythologischen Anklängen und (hier passt der Vergleich zu Arbeiten von Tony Moore sehr gut) Zombies, allerdings von der grünen Fraktion. Denn ein geheimnisvolles Wesen, dessen Macht sich immer weiter ausbreitet, assimiliert die Fauna, egal ob Mensch oder Tier. Einmal infiziert gibt es keine Heilung mehr. Diese zombifizierten Wesen werden, da es sich um eine abenteuerlich fantastische Horrormär mit Wildwestfeeling handelt, zeitweilig in einer ganzseitigen oder halbseitig ausgeführten Darstellung gefeiert.

Grüne Zombies haben ihren Reiz. Parallelen zum Schocker The Last Of Us werden da wach. Chris Dingess, Matthew Roberts und Kolorist Owen Gieni packen diese Idee noch verschärfter an. Die Ausweitung auf Tiere wie Ratten, Grizzlys, Hirsche erhöht den Grusel und die Bandbreite der optischen Unterschiede ist enorm. Fast mag man eine Alptraumvision von Giuseppe Arcimboldo glauben, der Portraits mittels zusammengesetzter Gemüse, Obst und Blumen schuf. Soll heißen, dass den Ideen der Macher von MANIFEST DESTINY keinerlei grafische Grenzen auferlegt werden.

Ein sehr einfallsreicher Horrorknaller, der durch die Genres tanzt und mit ihnen spielt. Chris Dingess verwirklicht zusammen mit Matthew Roberts und Owen Gieni seine ganz eigene Geschichte der Eroberung des amerikanischen Westens. Hier ist, gemessen an den bisherigen Ideen, noch alles möglich. 🙂

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