Hass, Selbstzweifel, Minderwertigkeitskomplexe, Ehrgeiz, Gier, Machtansprüche, Sadismus, sogar Liebe können für sich genommen bereits starke Triebfedern sein. In Kombination münden sie im schlimmsten Fall in den Wahnsinn. Und Wahnsinnige sind Kandidaten für das Arkham Asylum. Aber noch hat die Anstalt den Hauptbetrieb, der ihr später einen grauenvollen Ruf einbringen soll, noch nicht aufgenommen. Noch steckt GOTHAM, die düstere Stadt, im Sumpf der Korruption. Das System ist krank, doch der völlige Wahn abseits der normalen Kriminalität hat es noch so gut wie nicht befallen. Mafiöse Strukturen geben den Ton an. Die Justiz hat sich mit den Verbrechern arrangiert.
Eine Stadt ohne Batman! Allerdings ist schnell klar, dass GOTHAM jemanden wie Batman gut brauchen könnte. Der Fan des dunklen Ritters wird auf Anhieb in nahezu jeder Folge Gestalten entdecken, die Batman in späteren Lebensjahren Schwierigkeiten bereiten. Jene, die auf der Seite des Fledermausmannes stehen werden, dürfen hierbei nicht vernachlässigt werden. Die erste Staffel der Serie GOTHAM erzählt, wie sich die Abgründe dieser Stadt verdichten und eine völlig neue Form von kriminellen Schurken entsteht.
James Gordon, von der Army in den Polizeidienst gewechselt, voller Enthusiasmus, ehrlich, unbestechlich, steht noch am Anfang seiner Karriere als Ordnungshüter. Ben McKenzie, als Schauspieler hierzulande kein Unbekannter, ist gerade in dieser Rolle eine sehr schöne Überraschung. Auch die Synchronisation von Tommy Morgenstern passt, gibt sie der Figur eine etwas gefährlichere Note. Morgenstern, als Stimme von SHERLOCK Benedikt Cumberbatch und WALKING DEAD Norman Reedus sattsam bekannt, passt zu dem gefühlvollen, aber eben auch harten Cop, zu dem sich Gordon durch seine GOTHAM-Erfahrungen langsam entwickelt.
Harvey Bullock ist jener Detective, der Gordon in das Sozialverhalten des GCPD einführt und zu Beginn alles andere als begeistert über seinen neuen Partner ist. Das beruht auf Gegenseitigkeit. In den letzten Jahren ist Bullock-Darsteller Donal Logue stark im TV präsent, mag aber Comic-Fans bereits in BLADE als nicht totzukriegender Vampir und in GHOSTRIDER aufgefallen sein. Dieser Bullock poltert gut, lässt vieles an sich abprallen und schafft im Verlauf der Staffel die Kurve zu mehr Ehrlichkeit und Menschlichkeit.
TAADAA: Die ersten Schurken! Wie aus Oswald Cobblepot und Edward Nygma der Pinguin und der Riddler wurden, verfolgt die erste Staffel sehr eindringlich und nachvollziehbar. Robin Lord Taylor ist der junge Pinguin. Wie die Figur von ihm dargestellt zwischen Hass, Wut, Sadismus und Selbstmitleid hin und her schwankt, wie er intrigiert und mit einem Auge für die Unzulänglichkeiten der anderen seinen Zielen immer näher kommt, ist allein schon wert angeschaut zu werden. Daneben brilliert Jada Pinkett Smith als Fish Mooney, einer Figur, die eigens für die Serie geschaffen wurde und in ihrem Werdegang innerhalb der 22 Folgen alle Höhen und Tiefen mitmacht.
GOTHAM, ein Alptraum aus Straßenschluchten, in dem das Böse gedeiht. Ob der Red Hood, eine junge Vogelscheuche oder ein furchtbarer Dr. Dulmacher, gegen den der gerne zitierte Dr. Frankenstein der sprichwörtliche Waisenknabe ist, sie alle sorgen für eine unterschwellige Horroratmosphäre. Ein kurzzeitiger Ausflug nach Arkham an der Seite von James Gordon untermauert diese Tendenz mit deutlicher Handschrift. Hier haben Designer, Autoren und das Produktionsteam das Lebensgefühl innerhalb des Comic-Sodoms toll in eine realistische Umgebung übertragen.
Eine dichtmaschige erste Staffel mit peinlichst genau gezeichneten Charakteren, die ihren Comic-Vorlagen mehr als gerecht werden. GOTHAM erzählt die Vorgeschichte zum späteren BATMAN-Mythos geschickt und packend, nicht nur für Comic-Fans.
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