Der Zweite Weltkrieg. Eine neue Wunderwaffe der deutschen Streitkräfte steigt in die Lüfte und steuert mit einer unglaublichen Geschwindigkeit den Luftraum über dem britischen London an. Die Spitfire-Jagdflugzeuge der Royal Airforce sind dem düsenbetriebenen Nurflügler hoffnungslos unterlegen. Captain Francis Blake wird vom einem Flugzeugträger der englischen Marine mit einem ebenfalls düsenbetriebenen Prototypen auf Verfolgungsjagd geschickt. Er trifft ein, als die deutsche Maschine die ersten Attacken auf die Houses Of Parliament fliegt. Ein erbarmungsloser Kampf über den Dächern Londons beginnt.
Francis Blake und Professor Philip Mortimer sind zurück und steigen in der Hochphase des Zweiten Weltkriegs geradewegs ein in ein Abenteuer aus Spionage und Täuschungsmanövern. Im in Literatur und Unterhaltungsmedien mehrfach behandelten Bletchley Park, dem Herzen der englischen Gegenspionage, werden die beiden Akteure innerhalb streng geheimer Projekte und machen die Bekanntschaft mit einer, aus Sicht des Lesers, sehr vertrauten Figur.
Yves Sente schickt die beiden gestandenen Helden in eine sehr verzwickte Episode, innerhalb der Serie um Die Abenteuer von Blake und Mortimer, gleichzeitig im Zweiten Weltkrieg, denn das Schicksal der Nation steht auf dem Spiel. Wo der deutsche Feind besiegt werden kann, stehen neue Gegner bereits bereit, um gegen die Überlebenden und Sieger dieser weltumspannenden Auseinandersetzung zu Felde zu ziehen. Aus diesen Zutaten heraus entsteht die Ausgangssituation der 20. Folge, Der Stab des Plutarch. Einerseits stolpert der Leser zusammen mit Francis Blake in die Welt der Geheimdienste hinein, andererseits erfährt er auch viel über die Arbeiten an neuen Gerätschaften und Techniken, die einerseits eine Überlegenheit herstellen, andererseits den Feind verwirren und ablenken sollen.
Scaw-Fell und Bletchley Park als Schauplätze dieser Geschichte sind genau die richtigen Orte, an denen Zeichner Andre Juillard eine perfekte Atmosphäre herstellen kann. Ein dritter optischer Höhepunkt ist der Luftkampf über London. Spielen die Schauplätze Scaw-Fell und London mit den technischen Ansichten, geheimen Anlagen und original Kulissen, ergibt sich Bletchley Park ganz einer intellektuellen Atmosphäre mit geselligem Beisammensein und Ereignissen, die sich im Schatten abspielen. Davor gerät der rote Faden der Handlung fast ein wenig in den Hintergrund. In der klaren Linie von Andre Juillard findet sich keinerlei Makel, nur versiertes Handwerk und ein genauer Blick, der jene Vorstellungen einfängt, die man als Leser aus Filmen und Fotografien jener Epoche haben kann.
Abseits der Aktion: Very British. Die Reserviertheit im Miteinander, in jeder Situation die Haltung zu bewahren, ist schön anzuschauen. Denn der Leser trifft diese Haltung nicht nur auf Empfängen an, sondern noch in den kleinsten Szenen bis hin zur Höflichkeit, die ein bewaffneter Wächter an den Tag legt und einen allzu neugierigen Geheimdienstmitarbeiter in seine Schranken weist. Gerade vor der neuen Serientradition, die diesen gesellschaftlichen Umgang zur Spielwiese erklärt hat, ist der 20. Band der Reihe ganz aktuell zu nennen (und gleichzeitig sind seine älteren Vorgänger sozusagen Vorreiter).
Ein gepflegtes Agentenstück, das voll und ganz auf die Gentleman-Auftritte seiner beiden Helden setzt, Action in Maßen einsetzt und zeitlich vor dem Kampf um die Welt einzuordnen ist. Eine feine Vorgeschichte, die Informationen vertieft, ohne von den späteren Ereignissen etwas vorweg zu nehmen. 🙂
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