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Comic Blog


Dienstag, 22. Dezember 2015

GOLIAS 4 – SEELENTOD

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:10

GOLIAS 4 - SEELENTODDas kleine Segelboot hat die Gefährten über eine lange Strecke getragen. Vor den Klippen vor der Küste der Insel müssen die Planken kapitulieren. Das Holz bricht, das Schiff sinkt, die Helden müssen den letzten Rest des Weges schwimmen. Erschöpft durchqueren sie die Brandung und gehen an einem Strand an Land, der ihnen bekannt erscheint. Glück im Unglück also, so dass die Freunde sich zu recht freuen können. Sogar die Göttin Artemis schenkt GOLIAS, dem Heimkehrer und Prinzen, ihre Gunst, obwohl sie ihm auch eine kleine Schlappe beibringt. Zum Schluss verlässt sie die Menschen, insbesondere GOLIAS mit einer Warnung. Hüte dich vor Hekate.

Ist die Tragödie eine griechische Erfindung? Oder ist es einfach menschlich? Am Ende ist es einerlei, wenn die Götter den Menschen das Glück nicht gönnen, dann kann der Mensch nur blindlings in das Unheil hineinlaufen. Dabei schien das Glück abseits aller Dramatik doch noch auf dem Weg zu liegen. Der gute Freund von Prinzen GOLIAS hatte seine Liebe in der Schwester des Thronfolgers gefunden. GOLIAS und sein kleines Gefolge erreicht die Gestade der Heimat, nach langer gefahrvoller Reise. Und es könnte sogar eine Romanze für den Prinzen geben, wenn es das Schicksal wohl meint. Aber zunächst eben meint es das Schicksal ganz und gar nicht gut und hetzt der kleinen Gruppe brutale Zentauren auf den Hals.

Keine Verniedlichung der Zentauren. Bloßer menschlicher Oberkörper, ein Pferdekorpus, Reißzähne, lüstern, brutal und hungrig auf Menschenfleisch. Für die Reisenden um GOLIAS bildet das Zusammentreffen mit diesen für uns Leser mythologischen Gestalten eine der größten Gefahren des nun abgeschlossenen Vierteilers. Das Titelbild zeigt eine Verfolgungsjagd im Stile von griechischen Vasenmalereien, wenn auch comicartig überzogen. Allerdings wird damit das Verhalten der Zentauren auf den Punkt gebracht. Sie sind einzig von ihren Trieben motivierte Ungeheuer, die nur durch die Androhung von Gewalt (einer lange vergangenen Niederlage auf dem Schlachtfeld) in ihrer Region gehalten werden. Ausgerechnet das Erscheinen von GOLIAS macht diesen brüchigen Frieden zunichte.

Noch einmal überschäumende Dramatik. In der ersten Hälfte kündigt sich das Unheil an. In der zweiten Hälfte rast es los. Als Leser wird man misstrauisch, möchte warnend eingreifen, aber wie eben in der Tragödie so ist, sieht der Zuschauer mehr als die Akteure und es bleibt ihm nicht viel mehr als die Hand schockiert vor den Mund zu heben und mit den Figuren zu fühlen, die wirklich alles Mitleid verdient haben. Jerome Lereculey ist es mit seinem exzellenten Strich zu verdanken, dass die Empfindungen der Hauptfiguren so trefflich herüberkommen und Freud wie Leid in der Geschichte so toll funktionieren.

Und nicht nur das. Glaubt man gerade noch, mit den Zentauren ein grauenvolles Monster entdeckt zu haben, weil es intelligent ist und dennoch nicht vor seinen Untaten zurückschreckt, kommt es in nur einem einzigen Bild noch viel ärger. Der Anblick lässt keinen Zweifel darüber, dass sich bald zwei unversöhnliche Feinde gegenüberstehen werden, von denen zwar jeder der beiden überzeugt ist, der andere sei in Wahrheit das Ungeheuer, in Wahrheit schenkt sich keine Seite etwas. Jerome Lereculey zeichnet einen bösartigen König von Ankinoe, der mit nur wenigen Szenen Furcht verbreitet, aber dafür umso stärkere Auftritte hat.

Ein würdiger, wenn auch tragischer Abschluss. Aber hier legen sich Menschen mit Göttern an und wer sich die alten Tragödien ansieht, kann schnell Vergleiche ziehen. Fred Duval will hier nichts glatt ziehen, sondern der klassischen Linie treu. Mit einem feinen Händchen für antike Szenarien illustriert. 🙂

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