Galog dachte, er wäre diesem außerirdischen Jäger gewachsen. Immerhin hat er sich bereits mit seltsamen Viechern angelegt und ist davon gekommen. Aber das waren Herdentiere mit minderer Intelligenz, die wie brachiale riesige Ameisen über ihre Opfer herfielen. Der hier ist mit seinem Killerinstinkt viel menschlicher, schlauer, letztlich wirklich überlegen. Galgo hat Pech. Er wird gefangen genommen. Galgo hat Glück. Er bleibt am Leben, weil der PREDATOR ihn noch braucht. Aber wie lange?
Galgo, der Badass dieser Miniserie, wurde von Patrick Reynolds im Stile eines Tuco (Eli Wallach in Zwei glorreiche Halunken) gestaltet. Christopher Mooneyham übernahm die Vorgaben dieses Westerncharakters und fügte, SciFi-gemäß noch ein wenig Snake Plissken (Die Klapperschlange) hinzu. Und schon war der perfekte Partner für einen PREDATOR fertig. Es ist nicht leicht, einen gleichwertigen menschlichen Partner für einen PREDATOR zu finden. Abgesehen von Machiko Naguchi ist da erst einmal lange niemand in Sicht. Mit Galgo ändert sich das gewaltig.
Christopher Mooneyham zeichnet rasant, kräftig und erinnert mich oft an den starken Tuschestrich eines Frank Miller. Mooneyham arbeitet aber feingliedriger. Das Zusammenspiel der beiden Hauptcharaktere in den ersten drei Vierteln der Handlung, Galgo und Ahab, ist bewusst an ein Westernszenario angelehnt. Galgo, der Mensch, und Ahab, der einäugige PREDATOR, treten zusammen gegen den scheinbar übermächtigen Konstrukteur an.
Natürlich heißt Ahab nicht wirklich Ahab. Die Verständigung zwischen Mensch und Außerirdischem ist seit den Anfangstagen der Zusammenkunft der beiden intelligenten Arten nicht besser geworden. Doch das Auftreten des fremden Jägers hat etwas mit dem menschlichen Kapitän gemein, der wusste, dass die Jagd auf den weißen Wal seinen Untergang bedeuten würde und dennoch ließ er nicht davon ab. Um die Ähnlichkeit im Charakterdesign zu unterstreichen, hat der PREDATOR zahlreiche Blessuren davongetragen. Ein verlorenes Auge ist die auffälligste Vernarbung im Aussehen des außerirdischen Giganten.
Flucht in Ketten. Lang ist es her, dass dieser Film und sein Remake die Leinwände unsicher machten. Das Grundkonzept indes funktioniert immer noch. Fessele zwei völlig gegensätzliche Charaktere, die sich am besten abgrundtief hassen, aneinander. Gebe ihnen auch noch gegensätzliche Ziele. Und dann lasse sie abhängig voneinander sein. Der PREDATOR fesselt Galgo mit einer Energiefessel an sich, einzig zu dem Zweck, damit der Mensch nicht flieht. Bald schon wird diese Fessel aber mehr zu einem Rettungsstrick. Autor Joshua Williamson bringt die beiden in die wahnwitzigsten Gefahrensituationen. Ganz nebenbei rettet Galgo mit seinem unerschütterlichen Humor regelmäßig den Tag.
Blick zurück im Stolz. Oder: Wie ich mein Auge verlor. Ein PREDATOR, der im Kampf mit einem unterlegenen Gegner überlegene Feuerkraft einsetzt, hat oft einen bitteren Nachgeschmack beim Leser hinterlassen. Fairness war bei diesen Wesen von Anfang an ein Fremdwort. Umso überraschender ist die Vorgehensweise von Ahab, der sich auch an seine Beute herantraut. So erfährt der Leser, wie Ahab auf einen fast ebenbürtigen Gegner traf und sich gleichzeitig einen noch mächtigeren Feind aussuchte: Den Konstrukteur.
Im letzten Viertel des abschließenden Bandes von FEUER UND STEIN findet sich das Kapitel OMEGA. Denn ein weiterer Handlungsstrang wartet noch auf seinen Abschluss. Elden war einst ein Android, der mit der Ursuppe des Konstrukteurs in Berührung kam. Seither mutierte er. Der Leser wähnte ihn eigentlich auf der Reise in den tiefen Raum. Seine einzigen verbliebenen Begleiter: ALIENS.
Nun ist Elden wieder da und schließt den Kreis. Agustin Alessio übernimmt den Zeichenstift und die Kolorierung. Könnte man seinen Kollegen Christopher Mooneyham einen künstlerischen Rocker nennen, dann ist Alessio ein Michelangelo, der weder in Form, in Perspektive noch Farbe etwas dem Zufall überlässt. Anders ausgedrückt und in die Machart übersetzt: Mooneyham ist ein Tarantino, Alessio ein Cameron. Mooneyham will Comic sein, Alessio macht Kino auf Papier. Mit seiner Perfektion setzt er einem sehr gelungenen Vierteiler die Krone auf.
Ein würdiger Abschluss, der zwar offene Fragen lässt, die jedoch ein PROMETHEUS auch nicht beantwortete. Grafisch einwandfrei, mit Stilistiken, die für jeden SciFi-Fan etwas zu bieten haben. Der PREDATOR, in der Figur des Ahab, dürfte gerne zurückkehren, da seine Individualität, auch sein Zusammenspiel mit Galgo geradezu zu Fortsetzungen prädestiniert. 🙂
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Links: murderingink.com (Homepage von Patrick Reynolds)