Jiro Sorashima hatte einmal einen anderen Namen, der in bestimmten Kreisen voller Ehrfurcht genannt wurde: Master Kuu. Nachdem einem emotionalen Tiefschlag hat er sich aus dem Geschäft zurückgezogen und lebt nun als Tagträumer bei dem Mangazeichner Takashi Kubota. Um die Haushaltskasse aufzubessern, muss ein weiterer Mitbewohner her. Dieser … genauer gesagt, diese findet sich in der Gestalt der überaus attraktiven Koreanerin Nami. Die junge Frau hat kein Problem damit, mit zwei, ihrer Meinung nach, senilen, alten Männern zusammenzuziehen. Zwar schauen die beiden Mitbewohner ihr regelmäßig auf irgendwelche Körperteile, aber Nami stört es nicht weiter, präsentiert sie sich doch ganz gerne und spielt mit den beiden. Außerdem glaubt sie, die beiden gut in ihre Schranken weisen zu können, immerhin ist sie eine ausgebildete Killerin.
BOICHI hat eine neue Art von Auftragskiller kreiert und zwar den WALLMAN. Wallmen kommen nicht einfach so durch die Tür. Wallmen seilen sich mit Vorliebe aus luftiger Höhe, an Wolkenkratzern ab. Eine eigens dafür erfundene Vorrichtung lässt sie mit der Geschwindigkeit von Bungeejumpern an den Fassaden in die Tiefe rasen, artistisch präzise und jederzeit tödlich. Rasanz ist neben Action, einer Prise Erotik und einer größeren Portion Humor eines der großen Stichwörter dieses Thrillers.
Das Trio der Wohnungsgemeinschaft könnte gleich zu Beginn die Welt aus den Angeln heben, gäbe es nicht ein paar Probleme. Der ehemalige Killer Jiro will nicht mehr in seinen alten Job zurück. Nami ist bei weitem nicht so gut in in ihrem Job, wie sie so vollmundig verkündet hat. Nur Takashi ist zu vertrauen und eine prima Rückendeckung. So durchtrainiert wie auf dem Titelbild ist Jiro zunächst nicht. Und zur Rückkehr in sein früheres Leben zwingen ihn die Umstände. Immerhin, obwohl um die Taille herum deutlich in die Breite gegangen, hat er nichts von seinem Können verlernt.
Stichwort: Rasanz. Autor und Zeichner BOICHI hat nach eigener Aussage in Korea eine Schule für Regisseure und Stuntmen besucht, um für die Action-Sequenzen einen besseren Hintergrund zu haben. Ob ihm das gelungen ist? Und ob! Die erste Szene, die Jiro und Takashi gemeinsam bestreiten, ist bereits ein Kracher, aber nur der Appetizer für die folgende Achterbahnfahrt, die in der zweiten Hälfte unaufhaltsam wird. Dank einiger Schl?sselszenen wird Jiro auf den alten Pfad zurückgeführt. Es ist Namis Selbstüberschätzung, die Jiro zum Eingreifen zwingt und alte Rachegelüste weckt. Die Szenen besitzen die Geschwindigkeit und Wucht der neueren Mission Impossible Blockbuster und hat auch ihre Kameraführung.
Erotik und Humor gehen häufig Hand in Hand. Nami versucht Jiro aus der Reserve zu locken. Jiro widersteht der Versuchung. Takashi muss sich ebenfalls mit Zuschauen begnügen. Letzterer ist eine Art japanischer Cheech Marin (u. a. Machete), immer zu Späßen aufgelegt und in Kämpfen knallhart. Nami verkraftet die zahlreichen Blicke unter ihren Rock, auf den Slip, auf den Hintern tapfer und teilt ebenso hart aus wie die Männer. BOICHI trifft grafisch jeden Charakter mit dem Blick eines Regisseurs und der Meisterschaft des versierten Zeichners. Nach der Einführung der drei Hauptcharaktere können die Gegenspieler, die Gangster-Clans, durch ein besonders fieses Design überzeugen.
Krieger der Großstadt: Die Umgebung spielt keine unbedeutende Rolle. Sieht man einmal von der erschöpfend realistisch gestalteten Umgebung ab, bietet die Einbindung der Helden in diese Kulisse oft optische Knaller. Einer der tollsten (hier ist ein guter Vergleich zu MI zu finden) findet sich im ersten Einsatz der beiden Wallmen, Jiro und Nakami.
Blockbuster-Manga: Anders lässt es sich nicht sagen. Wer hierzulande Kinogranaten aus den Reihen Mission Impossible oder The Fast And The Furious mag, Action wie Machete nicht scheut, perfekt realistische Zeichnungen in Thrillern als Muss ansieht, kann nicht anders, als hier zuzugreifen. 🙂
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