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Comic Blog


Dienstag, 24. November 2015

CAP HORN 4 – Der Prinz der Seele

Filed under: Abenteuer — Michael um 16:28

CAP HORN 4 - Der Prinz der SeeleIm Sturm entdecken die Männer auf dem Dampfer ein weitaus kleineres in Seenot geratenes Segelboot. Die Überlebenschancen des Skippers und seines Hundes sind bei diesem Seegang verschwindend gering. Der Kapitän des Dampfschiffes hingegen hält die Chancen für groß genug und will das Boot, dessen Mast gebrochen ist, links liegen lassen. Doch er hat die Rechnung ohne einige seiner Passagiere gemacht. Der Skipper wird gerettet, sogar der Hund, dennoch endet die Episode tragisch. Selbst das Nachspiel, obwohl von einer gewissen Schadenfreude getragen, hat einen bitteren Nachgeschmack.

Christian Perrissin und Enea Riboldi haben sich eines ungewöhnlichen Szenarios angenommen, das in jedwedem Medium, ob nun Roman, Film oder Comic sehr stiefmütterlich behandelt wird. Ja, sogar Dokumentationen zu diesem Thema und Flecken auf der Weltkarte sind nicht sehr breit gefächert, wiegt man sie gegen andere, weitaus populärere, fachlich aufbereitete Informationen auf. In Feuerland entwickelte sich eines jener vielen Dramen, mit denen Ureinwohner auf dem ganzen Globus zu kämpfen hatten, wenn der weiße Mann, meist Europäer, sich anschickte, sich auch noch das letzte Stück Ödnis nutzbar zu machen.

Kurz vor dem Ende des 19. Jahrhunderts bietet sich ein merkwürdiger Anblick. Man sucht als Leser nach Vertrautem, aber die Landschaft, vom Ozean einmal abgesehen, wirkt seltsam. Karg einerseits, mit einer Vegetation, die sich irgendwie wehrt andererseits. Für den Helden der Geschichte, Johannes Orth, einem angeblich Schweizer Bürger, birgt sie große Gefahren, in der Vergangenheit ebenso wie in der Gegenwart. Verluste sind vorprogrammiert und es ist nicht abzusehen, ob die Hauptfigur das Ende überhaupt überleben wird. Die Geschichte muss als Drama bezeichnet werden. Sie ist kein rechtes Abenteuer, tendiert oberflächlich in die Richtung jener Geschichten, die ein Jack London schrieb. Ein Held findet sich über die Mühsal des Lebens irgendwann selbst.

Oder er findet überhaupt zu einem Leben, nachdem er sämtliche Brücken hinter sich abgebrochen hat. So wie hier, denn Johannes Orth ist auf der Flucht vor sich selbst, vor angeblichen Freunden, vor Feinden, die ihn nur zu gern für ihre Zwecke benutzen wollen. Mehr darüber zu sagen, hieße nur allzu viel darüber zu verraten. Christian Perrissin erzählt sehr melancholisch. Er berichtet über viele tragische Augenblicke, von Aussichtslosigkeit, von Aufgabe, von Menschenverachtung und in der Tat ist der eingangs geschilderte Untergang und die Dezimierung der Yamana, einer Ureinwohnerzivilisation, sinnbildlich für den menschlichen Wahnsinn. Aus 3000 wurden binnen weniger Jahre 300, getötet von eingeschleppten Krankheiten und Seuchen.

Enea Riboldi (Zeichner) und Helene Lenoble (Farben) zeigen ein fein realistisch lebendiges Bild dieser vergangenen Epoche. Hier wurde sehr viel Wert auf Authentizität gelegt. Majestätische Landschaften im Hintergrund, Schiffe kämpfen mit der Urgewalt des Meeres, prächtige Schiffe liegen vor Anker und dem entgegen gesetzt werfen bei einen grafischen Blick ins alte Argentinien, einer europäisch anmutenden Bastion in Südamerika. Präzise Striche, charakterstarke Figuren werden von einer kräftigen, verträumten Kolorierung ergänzt. Filmisch gesprochen wurde ein schönes Tageslicht eingesetzt. Nächtens bettet ein Blaugrau ein leuchtendes Orange der Flammen ein. Kurz, in der Nacht geht der freundlich ausgeleuchtete Eindruck des Landes komplett verloren.

Ein sehr gelungener Blick in ein völlig anderes Kapitel der zivilisatorischen Vergangenheit. Fern allen Mainstreams erzählen Christian Perrissin und Enea Riboldi von einem Mann, der alles verloren hat und bereit ist, den letzten Ausweg zu nehmen. Doch irgend etwas hält ihn immer wieder davon ab. Toll illustriert! Band 4 schließt die Geschichte von CAP HORN ab. 🙂

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Oder bei Finix Comics.

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