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Comic Blog


Donnerstag, 05. November 2015

BUDDY LONGWAY Gesamtausgabe 1 – Chinook

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:16

BUDDY LONGWAY Gesamtausgabe 1 - ChinookDie Jagd war gut. Buddy Longway hat eine Menge Felle gesammelt und kann sich getrost auf dem Weg zurück in die Zivilisation machen. Und damit fängt der Ärger auch schon an. Als er das Fort erreicht, wird er Zeuge, wie mehrere Männer eine Frau verprügeln. Buddy Longway schreitet ein und entreißt sie ihren Peinigern. Erst nach einer kurzen Flucht stellt er fest, dass es sich bei der Geretteten um eine Indianerin handelt. Chinook, wie die junge Frau mit Namen heißt, hat nur einen Wunsch. Sie möchte zurück zu ihrem Volk, den Sioux. Buddy Longway ist noch nicht lange genug in der Wildnis, um zu wissen, dass Indianer nicht gleich Indianer ist. So hält er es zunächst für eine gute Idee, sie zu einem Dorf der Crow zu bringen. Wie falsch er damit liegt, soll er allzu schnell merken.

Ein Klassiker ist zurück, im neuen Gewand, mit redaktionellem Teil versehen, entführt die erste Gesamtausgabe von BUDDY LONGWAY zurück in jene Tage, als Publikationen wie YPS einen gehörigen Anteil des Wegs für den Trapper ebneten und ihn einer großen Leserschaft bekannt machten. Der schweizerische Comic-Künstler Claude de Ribaupierre, Künstlername DERIB schuf diesen geradlinigen Trapper 1973. Der Wilde Westen ist eine unberührte Natur, weit und schön. BUDDY LONGWAY ist ein Mann, der diese Welt bestaunt, ihre Ureinwohner genauso wie die Schönheit der Landschaft. Aber er besitzt auch die nötige Ehrfurcht, um sich nicht allzu leichtsinnig in dieser Umgebung zu bewegen. Darüber hinaus hat er das Herz am rechten Fleck, eine echte Sympathiefigur also.

Von Anfang an verfolgt DERIB einen realistischen Strich, der jedoch bei den Augen seiner Figuren endet. Hier wird immer noch mit dem klassischen Augenoval gearbeitet, wie sie sogar ein Asterix besitzt. DERIB verzichtet aber auf das Weiße im Auge. So abstrahiert er sein Westernabenteuer zunächst minimal. Das Kennenlernen von CHINOOK, letztlich der Beginn einer der schönsten und längsten Liebesgeschichten der Comic-Historie (durchaus einer Reihe mit Prinz Eisenherz und Aleta). Nach wie vor ist es selten, dass das Leben einer für eine Comic-Reihe erfundenen Figur derart lang beschrieben und entwickelt wird. Entstanden ist ein Familienleben, das einen Anteil nehmen lässt an den schönen Momenten, den Erlebnissen, den Gefahren.

Und davon gibt es reichlich. Indianer sind in dieser Hinsicht nur ein Beispiel und diese sind für BUDDY LONGWAY wenigstens berechenbar. Wenn weiße Ganoven ins Spiel kommen, packt einen der Nervenkitzel. In typischer 70er-Jahre-Manier, wie sie auch der Thriller jener Zeit kannte, halten mit dem Auftreten der jeweiligen Outlaws Brutalität und nicht selten auch Wahnsinn Einzug. Das dritte Abenteuer in diesem Band, Gefährlicher Besuch beginnt vergleichsweise heiter. Die Familie gedeiht. Buddy geht in seinem Leben mit Chinook und seinem Sohn Jeremiah auf, zu den Sioux bestehen gute Beziehungen. Das Glück ist ihnen hold, bis die Fremden auftauchen und sich eine Situation entspinnt, wie sie bedrohlicher kaum sein könnte und den vorherigen Sequenzen völlig entgegen steht.

Allein. Sind die ersten beiden Abenteuer, Chinook und Der Feind noch im Stile eines Mark Twain sehr gut für jugendliche Leser geeignet, auch vor dem Hintergrund der zeitlichen Einordnung betrachtet, ändert sich mit der dritten Geschichte und ihrer Ernsthaftigkeit in Erzählung und Grafik auch ein Stück weit die Zielgruppe. Sie wird größer, ein All-Ager. Mit der vierten Geschichte, Allein, festigt DERIB diesen Status. Der Beginn ist klassisch zu verstehen. BUDDY LONGWAY wandelt hier auf den Spuren eines Robinson Crusoe und eines Jeremiah Johnson (was er von der Handlung bereits vorher tat).

Grafisch ist DERIB auf der jeweiligen Höhe seiner Zeit. Ob er mit seinem gekonnten Tuschestrich und der leichten Kolorierung nun anfänglich noch GREG näher ist oder im weiteren Verlauf einem JEAN GIRAUD und was einem besser gefällt, muss am Ende jeder Leser selbst entscheiden. Fakt ist, dass DERIB seiner Westernserie mit einem vollkommen realistischen Strich langfristig wohl eine größere Erfolgschance eingeräumt hat. Er hat recht behalten. Allein könnte kaum näher an der Hauptfigur sein und eindringlicher auf die Gefühle von BUDDY LONGWAY eingehen.

Ein wunderbares Westernepos erlebt hier seinen Neubeginn, das lässt sich nicht anders sagen. BUDDY LONGWAY ist ein Comic-Held, der die Leser sehr nahe an sich und seine Familie, sein Leben heran lässt, man könnte sagen, die besondere Welt der Trapper erlebbar macht. DERIB ist mit BUDDY LONGWAY etwas ganz besonderes gelungen. Für Western-Freunde neben anderen großen Namen wie BLUEBERRY oder JERRY SPRING ein absolutes Muss.

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