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Comic Blog


Freitag, 14. August 2015

SPIROU und FANTASIO Gesamtausgabe 3

Filed under: Klassiker — Michael um 9:37

SPIROU und FANTASIO Gesamtausgabe 3 - Reisen um die ganze WeltAndere Länder, andere Sitten. In Afrika liegen die Löwen mitunter auf den Schienen und blockieren den Verkehr. Da ist es dann auch die Aufgabe des Lokführers die Großkatzen mit aufgespanntem Regenschirm zu verscheuchen, damit die Fahrt fortgesetzt werden kann. Pips, das Eichhörnchen, beweist Mut, indem es einen wilden Elefanten zu Fall bringt, artistisch und flink. Auch danach ist es allzu schnell bereit, für seine beiden menschlichen Freunde in die Bresche zu springen. Doch Elefanten sind das Eine, menschliche Feinde das Andere, besonders, wenn diese in der Überzahl sind. Und so kann Pips erst wieder mit seinen Talenten punkten, als es an die Befreiung von Spirou und Fantasio geht.

Aktion Nashorn. So lautet der Titel des ersten Abenteuers der beiden Helden in dieser dritten Folge der Gesamtausgabe. Interessant ist es zu sehen, wie zunächst nichts darauf hindeutet, die Geschichte könnte jemals etwas mit einem Nashorn zu tun haben. Erst mit dem Eintreffen auf dem afrikanischen Kontinent steigt die Wahrscheinlichkeit für ein Zusammentreffen mit diesem urwüchsigen Tier. Das Geheimnis der Erzählweise, dass alles möglich ist und alles zu jeder Zeit und immer passieren kann, wird auch hier fortgesetzt. Ein einmal angelegter Handlungsort kann flugs wechseln.

In Afrika bedient sich Franquin einiger Klischees, aber darüber sollte im Sinne einer zeitlichen Einordnung innerhalb der Comic-Geschichte getrost hinweg geschaut werden. Die Handlung ist durchweg humorvoll, niemals gehässig und darin liegt auch ein weiteres Geheimnis des Erfolgs von Spirou + Fantasio verborgen. Warum Aktion Nashorn? Das soll nicht verraten werden. Nur eines: Es hat mit einem der ungewöhnlichsten Verstecke zu tun, die jemals in einer Geschichte aufgetaucht sind. Ganz gleich in welcher.

Champignons für den Diktator. Hat es irgendwann einen Comic-Titel gegeben, der mehr Neugier auf seinen Inhalt gemacht hat? Aber mehr noch: Fantasio drängt sich mehr und mehr in den Vordergrund. Spirou ist zwar der hauptsächlich namensgebende, doch scheint der Kollege durch sein humoristisches Potential mehr zum Spielen einzuladen, als es der ewige Page macht. Fantasio, sozusagen der Pierre Richard des Comics darf in Aktion Nashorn ersten Frauenkontakt haben, denn mit Steffani hält auch Frauenpower in die Serie Einzug. In Champignons für den Diktator ist Fantasios Vetter Zantafio wieder mit von der Partie und, ohne etwas zuviel zu verraten nach so langer Zeit, in der das Album auf dem Markt ist, in Der doppelte Fantasio ebenfalls.

Es lässt sich ohne Zweifel behaupten, dass Fantasio unter Andre Franquin ein wichtiger Motor der Abenteuer dieser Reihe wurde. Optisch haben die beiden Helden und ihr Umfeld das Erwachsenenalter erreicht. Sämtliche Rückstände aus frühen Comic-Tagen sind eliminiert. Obwohl es später noch deutliche Veränderungen in der Stilistik gab, existiert hier bereits eine zeitlose Form, die sich ebenfalls über die Jahrzehnte hätte retten können. Gummihafte Langmännchenfiguren, in diesen Bänden auf ein proportional schönes Maß reduziert, wandelten sich im Lauf der Zeit zu noch ausgeprägterem Gestaltendesign, das in der Bewegung mehr hippiehaft schlotternd wirkte.

Frankreich und das Radrennen: In Der doppelte Fantasio kommt auch Franquin nicht um dieses Thema herum. Natürlich nicht, ohne sich ausgiebig lustig darüber zu machen. Fantasios Anmerkung, nicht verstehen zu können, wieso ein blödes Rennen in den Bergen veranstaltet wird, ist nachvollziehbar. Gleich darauf gerät mit dem Erreichen des Gipfels alles aus dem Ruder. Am Ende ist Fantasio rückwärts fahrend sogar schneller als der Rest des Feldes im dritten hier vorliegenden Abenteuer Der doppelte Fantasio.

Automobilliebendes Land: Mit einem kurzen Abriss automobiler Geschichte kündigte der Verlag die Ausgabe von Aktion Nashorn an. Betritt hier nicht nur mit Steffani eine Frau die Bühne öfter wiederkehrend die Serie, ein Fahrzeug mit eigenwilligem Design, der Turbot, modern selbst nach heutigen Gesichtspunkten, darf den autobegeisterten Leser zu genauerem Hinsehen verführen. Der Turbot besitzt einen Hauch Futurismus, möglichst wenige äußere Elemente, besticht durch eine glatt wirkende, raketenähnlich Oberflächenstruktur. Der kreisrunde Kühlergrill ist ein Kernelement und selten, in der Realität versteht sich, wurde er so gut ins Fahrzeugdesign eingepasst wie hier. Kurzum: Hier wurde fast nebenbei ein Fahrzeugklassiker geschaffen, der nie auf der Straße fuhr, dafür aber umso denkwürdiger ist.

Abwechslungsreich: Reich an Ideen und Schwung. Unvorhersehbar und die Spannung stets haltend. Wenn eine Geschichte stets aufs Neue lesbar ist, selbst nach der x-ten Lektüre noch mitreißt, spätestens dann ist ein echter Klassiker entstanden. Franquin ist dieses Kunststück gelungen, mit charmanten Figuren und zeitlosen Plots. Toll! 🙂

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