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Comic Blog


Dienstag, 25. November 2014

Peter Pan – Gesamtausgabe 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:46

Peter Pan - Gesamtausgabe 1Peter hat es in seinen jungen Jahren sehr schwer. Für die einfachen Leute in den Straßen Londons fehlt es an Nahrung und Geld. Verzweiflung wird im Alkohol ersäuft. Bezahlt wird oft mit dem eigenen Körper. Viele haben sich aufgegeben. Aber Peter hat sich in dieser Umgebung einen Funken Hoffnung bewahrt. Diese wird eines Tages auf besondere Weise bekohnt. Eine kleine Fee, sprachlos und halb nackt, kaum größer als eine Hand, fliegt nicht nur um Peter herum, er rettet sie auch noch vor der hungrigen Eule Bubu. Zum Dank, und weil sie ihn sympathisch findet, verleiht sie ihm die Gabe zu fliegen. Aus dem Kennenlernen wird ein Ausflug, den Peter niemals mehr vergessen wird.

Wie kam Peter Pan ins Nimmerland? Was hat es mit all den kleinen Besonderheiten auf sich? Dem Krokodil? Der fehlenden Hand von Kapitän Hook? Woher kommt der Hass des Piratenkapitäns auf den Jungen Peter? Autor und Zeichner Regis Loisel, inzwischen ein namhafter Künstler auf dem Gebiet der Comics, der Graphic Novels, begründete mit der Vorgeschichte zum berühmten Kinderabenteuer von James Matthew Barrie seinen Ruhm, den er seither stetig ausgebaut hat.

Eine furchtbare Welt, dieses London im Winter 1887. Für Peter gibt es weitaus mehr als nur einen Grund zur Flucht. Die Mutter verdient diese Bezeichnung nicht. Kaum einer schert sich um Kinder. Peter kennt eigentlich nur einen guten Menschen, der sich um ihn kümmert. Es ist bitterkalt, überall ist es dreckig, die Moral liegt gänzlich am Boden und ein Menschenleben ist austauschbar und von keinerlei Wert. Das Licht von Glöckchen, ein Name, den Peter der kleinen Fee selbst gibt, wird hier wahrhaft zum Hoffnungsschimmer in dunkler Nacht. Regis Loisel gelingt mit der Sequenz um Peters ersten Flug eine kleine Meisterleistung und wunderschönes Stück Erzählung.

Vom Regen in die Traufe? Peter wollte Abenteuer. Er bekommt Fabelwesen, Indianer und Piraten, alle schön drapiert auf einer kleinen Insel im Nirgendwo, samt Krokodil. Leider landet Peter nicht genau da, wo er hin soll. Regis Loisel lässt Peter nicht verzagen (das ist Peters Geheimrezept). Piraten! Hier sind die Starken zu finden, denen anzugehören ist gut, außerdem kennt Peter Gewalt zur Genüge. Warum also nicht einmal am anderen Ende des Knüppels stehen? Loisel meistert die neue Szenerie mit einem Strich, der für das Ungewöhnliche wie geschaffen ist. Er wandelt meisterlich zwischen Karikatur und Realismus, genauem Blick für sehr individuelle Merkmale und einer Zeichentechnik, die leicht auf das Blatt geworfen wirkt und den Figuren ein schönes Volumen gibt.

Grandioses Zusammentreffen zwischen Fabelwesen und Indianern. Letztlich ist diese Szene nur ein Beispiel von vielen für den stimmigen Ausdruck von Loisel Zeichnungen. Allerdings ist es hier noch wenig zentrierter als an anderer Stelle. Loisel ist am besten, wenn er sich grafisch so richtig austoben kann und seine Fantasie regelrechte Kapriolen schlägt, es ihm aber trotzdem gelingt, dass es zu keiner Zeit überfrachtet oder bemüht aussieht.

Das Licht folgt Peter zum vorläufig bösen Schluss. Die ersten drei Bände, London, Die Insel und Sturm bilden zusammen einen stark gewobenen Handlungsbogen, der die Figur des Peter Pan zu der Erkenntnis kommen lässt, in der Realität nichts mehr verloren zu haben. (Was er in Wahrheit alles verloren hat, weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal.) Nach einem Höhenflug erfolgt so der Absturz und der Ausblick auf ein neues Leben. Die einzelnen Schritte über die drei Folgen hinweg sind von Loisel minutiös geplant und entsprechend packend über die gesamte Länge erzählt.

Ein Meilenstein des Comic-Genres. Phantastik trifft Realität und Literatur. Eigenwillig und gekonnt illustriert. Regis Loisel hat Vorbildcharakter erlangt. Toll! 🙂

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