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Comic Blog


Mittwoch, 15. Oktober 2014

HOLMES 1 – Abschied von der Baker Street

Filed under: Mystery — Michael um 21:31

HOLMES - Erster Band - Abschied von der Baker StreetSherlock Holmes ist verstorben. Bei den Reichenbachfällen fiel er im Kampf gegen seinen schlimmsten Feind. Wirklich? Nicht nur der Tod seines Freundes gibt Dr. Watson Rätsel auf. Die Merkwürdigkeiten mehren sich. Als Dr. Watson im ehemaligen Domizil in der Baker Street eintrifft, ist er zunächst ebenso schockiert wie alle anderen Anwesenden. Zwar kann ihn Wiggins, der sich in der Nachfolge des Meisterdetektiven sieht, beruhigen, da die Wohnung ganz offiziell gelehrt wurde. Aber die Böden und Wände wurden nachträglich von Einbrechern aufgerissen, ganz offensichtlich auf der Suche nach etwas, das sich nicht in den sonstigen Hinterlassenschaften von Sherlock Holmes befand. Was kann das gewesen sein?

Abschied von der Baker Street. Noch mitgenommen vom Tode seines Freundes hatte Dr. Watson anderes im Sinn, als noch einmal in die Baker Street zurückzukehren. Zu viele Erinnerungen liegen dort begraben, wie er bei einem kurzen, aber schmerzvollen Besuch feststellen muss. Luc Brunschwig erfasst mit der ersten Folge von HOLMES ein grundlegendes Gefühl, das auch den Erzählungen von Arthur Conan Doyle zueigen ist. Der Einstieg erfolgt zu jenem Zeitpunkt, der die Sherlock-Holmes-Fans immer noch zu schockieren vermag, so oft aus der Persepktive von Dr. Watson davon berichtet wird.

Was geschah nach dem Tod von Sherlock Holmes? Luc Brunschwig verknüpft in diesem Band mit eben dieser Frage noch eine weiterer nicht weniger wichtiger Fragen. Woher kam Sherlock Holmes? Wie konnte ein derart gefährlicher Feind wie Professor Moriarty so lange unentdeckt bleiben? Wer war Sherlock Holmes eigentlich und was verheimlichte er selbst seinem besten Freund? … Nun, offensichtlich ist immerhin Sherlocks Bruder Mycroft der Ansicht mehr gewusst zu haben.

Ist der Leser zu Beginn noch ein ebensolch gefestigter Anhänger des genialen Detektivs, wenn nicht des genialsten überhaupt, beginnt sich das Bild langsam zu wandeln. Zweifel entstehen. Der Leser erfährt Indizien, an Beweise will man einfach noch nicht glauben, die ein immer schlechteres Fazit unter die letzten Tage des deduzierenden Kriminalisten ziehen. Cecil überträgt das Manuskript von Luc Brunschwig in graue und braune Farbschattierungen, die den Charakter jener Epoche sehr schön transportieren und sicherlich die von alten Fotografien her gewohnten Eindrücke jener Tage einfangen.

Mit einem Handlungsstrang ist es nicht getan und so wird der Leser in Zeiten mit zurückgenommen, in denen die Eltern von Sherlock Holmes zueinander fanden. Zur deutlichen Abgrenzung ändert sich hier die Farbstimmung. Das Heim des späteren Meisterdetektiven ist ein gutes, doch Luc Brunschwig lässt Probleme leise anklingen. Ärger ist die Charakterschilderung von Sherlock Holmes, denn frühzeitig offenbaren sich finstere Charakterzüge, gleichzeitig werden hier die Wurzeln für spätere Verhaltensweisen gelegt. Das dürfte besonders den hart gesottenen Fans der Figur gefallen, denn Luc Brunschwig ist hier respektvoll und schlüssig mit der Figur von Arthur Conan Doyle umgegangen (der hier in anderer Funktion sogar einen Gastauftritt hat).

Nicht nur ein Abschied von der Baker Street. Es gibt eine Reihe von anrührenden Momenten, die bis an das Grab von Sherlock Holmes führen. Eine literarische Figur öffnet ihre Geheimnisse und offenbart mittels ihres Lebens ein ganz eigenes Rätsel, das nun seine Nachfolger lüften müssen. Die Geschichte nimmt den Leser, insbesondere den, der die Originalfigur lieben gelernt hat, langsam gefangen. Luc Brunschwig wirft ein Netz aus und geleitet seine Leser in immer engeren Bahnen hin zum Zentrum. Hier wächst die Spannung aus dem Rätsel, aus den vielschichtigen Charakteren und auch aus der Möglichkeit, mehr von Dr. Watson zu erfahren.

Ein abschließendes Fazit könnte lauten: So hätte es auch Arthur Conan Doyle selbst gemocht und falls er dazu gedrängt worden wäre, hätte er seinem Sherlock Holmes einen solchen Lebensepilog bescheren können. Ganz im Geiste des Originals, stimmig illustriert, mit einem Händchen für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sehr schön. 🙂

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