Es gibt kleine Kinder, für die ist ein Leben als Vampir erstrebenswert und die Furcht vor den Jägern der Nacht geht ihnen völlig ab. Das ist nicht immer die beste Strategie, wenn man mit diesen Wesen zusammentrifft. Denn die Welt der Vampire ist sich äußerst uneins, was den Umgang mit Menschen anbelangt. Nosferatu hat seine Anhänger auf die nächtlichen Straßen befohlen, wo sie ein Blutbad unter den Menschen anrichten. Diese wehren sich nach Kräften, können aber gegen die Übermacht wie auch die gewaltigen Kräfte der untoten Blutsauger kaum bestehen. Die Vampiragentin Daffodil und ihre beiden Gefährtinnen heften sich auf die Spur von Nosferatu, der ein ganz besonderes Ziel zu verfolgen scheint.
Eine Agentin für die schwierigen Fälle. In einer Welt, gebaut auf Gothic Horror und Steam Punk, ist die Vampiragentin Daffodil, zerbrechlich wirkend, ein gefährlicher Gegner für ihre Feinde. Autor Brremaud und Zeichner Giovanni Rigano entwerfen ein gruseliges Ambiente, das nur vordergründig eine knuffige Komponente hat. Auf den sehr schnell folgenden zweiten Blick geht es handfest zur Sache. Beide Seiten, Menschen und Untote, schenken sich nichts. Nur ein toter Feind ist ein guter Feind. Über allem warten Daffodil und ihre Gefährtinnen mitleidslos den richtigen Moment ab.
Wenn Alf ein Vampir geworden wäre, hätte ihm ein Auftritt beschert werden können, wie ihn hier ein kleiner Vampir erlebt, immer zu Diensten seines Meisters. Angesiedelt zwischen Manga, Zeichentrickoptik und märchenhafter Grafik eines Don Bluth sind die ersten beiden Teile der drei hier zusammengefassten Geschichten ein Zuckerstückchen des Gruselgenres, das sich gleichzeitig eine Nische erobert hat. Hier sind die Monster wie sie in Anastasia und Taran und der Zauberkessel auftraten, aber sie haben, um bildlich zu bleiben, ihre Wanderung in Szenarien wie Buffy Dawn of the dead fortgesetzt. Hier wird putzig gestorben.
Das Zusammenspiel der beiden Comic-Künstler Giovanni Rigano (Zeichner) und dem Koloristen Paolo Lamanna ist in den ersten beiden Abenteuern Addio-Colonnello und Nosferatu großartig. Fast möchte man meinen, eine Miniaturwelt, gemessen an der Gestaltung ihrer Menschen und Vampire, in der alles etwas gedrungen ist, zwergenhaft mitunter. Das elfenhafte Gesicht Daffodils und ihrer Kolleginnen läuft den sonstigen Kreaturendesign entgegen und macht sie inmitten dieser auch grotesken Umgebung einzigartig.
Teil 3 – Das Monster: anders. Die Art der Zeichnungen wird in der abschließenden Geschichte surrealer, dunkler. Zusammen mit der Farbgebung fühlt man sich an eine Light-Version von der Comic-Vorlage von 30 days of night erinnert. Aber es gibt auch Parallelen zu Zeichnern wie Guy Davis. Will man ohne Vergleiche auskommen, wäre Anarchiestil ein passender Ausdruck. Giovanni Rigano lässt sich gehen, bricht im Gegensatz zur ersten Doppelfolge aus geordneten Strichen aus. Das ist insgesamt fragiler, wirkt etwas berauschter, unruhiger und wechselt nach der Atmosphäre der ersten Geschichten in eine Grundstimmung, die eher den Mythen eines Lovecraft entgegenkommt.
Vampire, die ihren eigenen Stil finden. Abseits der gängigen Blutsauger, die immer cooler dem Zeitgeist hinterher laufen, findet Daffodil ihren Weg, dunkel auf jeden Fall, verwunschen, manchmal im Grimmschen Geist erzählt, auf weiten Strecken vorbildlich illustriert. 🙂
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