Eine Frau kann niemals eine Weise in Eckmül werden. Allein der Gedanke daran ist ein revolutionärer Akt. Kein Mann würde ein derartiges Anliegen unterstützen. Die junge Marikiri ist dennoch fest entschlossen, alls zu versuchen, um ihren Traum in die Tat umzusetzen. Der Weise Aluny unterdessen will einen neuen Hauptzauber entwickeln. Leider (und hier zeigt sich, dass die Weisen eben so weise doch nicht sind) geht die Versuchsanordnung für diesen Zweck gründlich daneben. Wie sehr das Experiment schief geht, ahnt er zu diesem Zeitpunkt nicht einmal. Erst nach und nach zeigen sich Missstände und die Schlussfolgerung, ein Teil seines Verstandes sei abhanden gekommen, ist bitter. Eine Lösung muss her und zwar schnell.
Christophe Arleston greift eine weitere Seite seines Lieblings-Universums TROY auf und erzählt zusammen mit Melanyn, wohin allzu großer magischer Eifer führen kann. Mitten hinein in eine andere Odyssee. An der Seite von Lakhäf, dem eigentlichen Schüler Alunys, begleitet der Leser die aufmüpfige Marikiri auf der Reise des Weisen, die gleich mit einer Erpressung startet. Wir erinnern uns, dass Frauen niemals eine Weise in Eckmül werden zu können. Aber Marikiri ist trotzdem fest entschlossen, ein Praktikum bei Aluny zu machen, ob dieser nun will oder nicht. Man könnte sagen: Frauenpower in TROY.
Wenn drei eine Reise tun, ist einer zuviel. Oder so ähnlich. Die Zeichnungen von Cartier ein wenig kurios, fast anarchisch zu nennen und grenzen sich sehr stark von anderen Künstlern des TROY-Universums ab. Cartier hat auch mit seinen sehr weich gearteten Figuren in eine sehr cartoonige Grafik abzudriften. Das ist in keiner Weise knuffig amerikanisch, eher sehr europäisch putzig, wenn es an die Kreaturen herangeht (wie Alunys wunderbare Katze), manchmal auch ein wenig MAD, wenn es an die menschlichen Gestalten geht. Stilistisch passen sich die Bilder auf hervorragende Weise dem Inhalt an. Sobald der Leser die Szene erreicht, in der sich Monströsitäten untereinander Tipps geben, man möge niemals etwas zu sich nehmen, dessen Herkunft unbekannt ist, versteht er diese Feststellung. Eine gefrässig würmelnde Schrecklichkeit gerät hierdurch ins völlig Absurde.
Moderne Welt und fantastische Träume. Wie passt das zusammen? Christophe Arleston verzwirbelt gerne ein paar, oder auch mehr Anspielungen mit seinem TROY-Universum. Das macht umso mehr Spaß, wird doch auf diese Art noch deutlicher, wie grotesk die Wirklichkeit um den Leser herum sein kann. Wenn Marikiri ein paar Piraten auf der Couch behandelt (nein, nicht so), handelt es sich nur ein Beispiel von vielen.
Will man einen Vergleich der zeichnenden Comic-Künstler ziehen, auch im selben Genre, führt der Weg ungefähr zu einem Paul Glaudel, dem Zeichner der Meisterkartographen (auch von Christophe Arleston geschrieben). Cartier zeichnet seine Figuren schmaler, nicht ganz so voluminös wie Glaudel, auch mit deutlich weniger Kinn. Aber das Freche, mitunter auch Frivole ist beiden gemeinsam. Wer die eine oder andere Szene betrachtet, wird sogar Anklänge eines knubbelnasigen Mordillo-Stils entdecken.
Flott erzähltes Einzelabenteuer im TROY-Universum, mit neuen Figuren, interessanten Einblicken in die Welt der Weisen. Aluny und Marikiri sind einprägsame Charaktere, mit denen Christophe Arleston durchaus weiter spielen könnte. 🙂
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