Das Versteck von Rypläh ist aufgespürt. Allerdings liegt es etwas abseits der üblichen Wege und bewohnten Orte. Besonders für einen Troll ist dieses Versteck nicht leicht zu erreichen. Mitten Wasser ragen die Pfahlbauten des kleinen Dorfes in die Höhe. Besucher sind hier selten. Erwünscht sind sie erst recht nicht. Trolle schon gar nicht. Lanfeust nahm, nachdem Rypläh, sein einziger Entlastungszeuge, gefunden ist, würde sich alles zum Besseren wenden. Bei jedem anderen wäre dies vermutlich auch so gewesen. Doch Lanfeust ist ein Held, der nun einmal seinen Wagemut beständig an gefährlichen und ausweglosen Situationen testen muss. Zu seinem Unglück will es das Schicksal ganz genau wissen und schickt ihn an den außergewöhnlichsten Ort seines Lebens.
Es wird ernst. Nach so manchen humorvollen Passagen, durchweg auch spannend erzählt, wird die ODYSSEE zu gefährlich, um für LANFEUST noch komisch zu sein. Nicht nur wird ihm nach dem Leben getrachtet. Die Magie von ganz TROY steht auf dem Spiel. Über Eckmül ragt ein gigantischer Tempel in die Höhe, ein Bauwerk, das alles andere in dieser nicht gerade kleinen Stadt überschattet. Das Wesen, das sich anschickt, aus Troy alle Magie herauszuziehen, den Planeten geradezu auszusaugen, ist listig, mächtig und brutal.
Christophe Arleston überrascht mit dieser Kreatur, die sich jeder Komik entzieht. Eben noch hat der treue Begleiters Lanfeusts, der Troll Hebus, ein paar Schildkröten aufgeblasen und diese als Luftkissen benutzt, um über die Wasseroberfläche zu laufen, da ereignet sich in Eckmül schaurig Schreckliches. Das betont die Skrupellosigkeit des Feindes und lässt, da Lanfeust Odyssee noch nicht an ihrem Ende angelangt ist, auf ein fulminantes Finale hindeuten, denn Arleston hat sich bereits an dieser Stelle einige Szenen einfallen lassen, in denen Lanfeust nicht nur an Macht gewinnt, sondern auch eine außerordentliche Charakterstärke an den Tag legt.
M’Otha, groß wie eine lebendige Insel, ein Ghomo, ein Lebewesen, das seit Ewigkeiten die Magie von Troy in sich aufnimmt und speichert, steckt, an seiner Leidesfülle gemessen, in gewaltigen Schwierigkeiten. Christophe Arleston schreibt Lanfeusts Stammzeichner Didier Tarquin ein gigantisches Lebewesen ins Skript, das erst einmal mit der nötigen Ausdruckskraft auf Papier gebannt sein will. Die Größenunterschiede zwischen Helden und dem Ghomo verdeutlichen die gigantischen Ausmaße. So erscheinen die Sequenzen mythisch, märchenhaft, für den einen oder anderen auch biblisch, da es durchaus Parallelen zu einem gewissen Jonas zu entdecken gibt.
Didier Tarquin lässt sich optisch nicht lumpen. Etwas ins Abseits gerät da das weitere Schicksal von Hebus, der sich in eine ungewollte Abhängigkeit bringt, die ihm aber immerhin das Leben rettet. Hier werden von Arleston neue Konstellationen geschaffen, lose Fäden, die zwangsläufig zueinander finden werden. Nachdem die Begegnung des Lesers mit M’Otha derart groß ausfiel, ist das Schicksal von Hebus eher eine Sequenz, die erzählt werden muss, mit entsprechendem Humor daherkommt, weil sich die Spannung doch immens bei Lanfeusts Erlebnissen aufgebaut hat.
Eine wahrhaftige Odyssee. Die gehört eben aufs Wasser. Christophe Arleston schickt sein bestes Pferd im Stall in eine der ungewöhnlichsten Freundesbegegnungen des Fantasy-Genres. Ohne Übertreibung kolossal. 🙂
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