Nicht nur die Afrikaner halten den weißen Mann mit dem Bart für verrückt. Die Rückschau, die dieser lautstark hält, klingt wie ein abenteuerliches Märchen, das sich niemand so kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, 1947, vorzustellen vermag. Da ist von Lebewesen die Rede, welche die Erde besuchten und, einem Kodex folgend, sich daran machten, Tiere zu retten, diese aber nicht von Erde entfernen durften und so an einem geheimen Ort konservierten. Der Vortrag, so hanebüchen er auch ist, genügt, um die weißen Gäste des Dorfes wie auch die schwarzen Krieger abzulenken. Kurz darauf erfolgt ein fürchterlicher Überfall.
Zum letzten Mal zurück in KENYA. Die Szenaristen Rodolphe und Leo nehmen den handelnden Figuren des Science Fiction Abenteuers jegliche Illusionen, so der Untertitel des Bandes, und liefern ihnen handfeste Beweise dafür, dass die Litanei des angeblich Verrückten eben kein Hirngespinst ist. Der Leser wusste es bereits, die verschiedenen Charaktere mussten erst mit der Nase darauf gestoßen werden. Zu sehr ist man in jenen Tagen mit den Anfängen des Kalten Krieges beschäftigt. Da passen UFOs kaum ins realistische Weltbild.
Man darf den fünften der Band der Reihe durchaus als eine Art Epilog der Handlung betrachten. Außerdem wird der Leser bereits auf möglich neue Abenteuer von Katherine Austin, der Hauptfigur, vorbereitet. Diese kehrt schließlich, das ist kein Geheimnis, in der Nachfolgeserie Namibia zurück. Das Szenario insgesamt wandelt auf den Pfaden klassischer Science Fiction wie sie sich auch ein H. G. Wells ausgedacht haben könnte und solcher Ideen, wie sie gerade in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts von Hollywood erdacht wurden.
Packend in diesem Band ist vor allem eine längere Sequenz, die sich mit dem Auftritt eines Relikts vergangener Tage befasst und deutliche Auswirkungen auf die Welt jener Tage (und heutzutage auch) zeigt. Neben den Tieren Afrikas, die dieser Kreatur nichts entgegenzusetzen haben, sind auch die Menschen leichte Beute und das Tier mit den archaischen Waffen der Buschbewohner kaum zu bezwingen. Die Sequenz lässt ganz besonders einen Charakter in einem neune Licht erscheinen und der Leser wird nicht anders können, als über diese Figur, die bislang eher ein Querulant war, etwas gnädiger zu denken.
Leo brilliert mit seinen geradlinigen, sauberen Zeichnungen und es ist schade, dass die Arbeit an der Nachfolgeserie für ihn ein anderer Künstler, , übernimmt, obwohl die einmal eingeführte Stilistik natürlich im Sinne einer optischen Kontinuität beibehalten wird. Mit seinen feinen Linien und der penibel ausgeführten Darstellungen könnte er mit weitaus technischer ausfallenden Szenarien punkten. Eine kurze Sequenz, in der britische Spitfire zum Einsatz kommen, beweist das grafisch treffend.
Afrika ist für spannende, frische und auch ergreifende Szenarien prädestiniert. Rodolphe und Leo zeigen, was möglich ist, wenn außerdem die Vergangenheit als Kulisse dient. KENYA ist eine schöne Geschichte für Fans klassischer Science Fiction Abenteuer. 🙂
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