Zwei Poeten auf der Suche nach Leben, seinem Kern, seinen Lehren, seiner Poesie. Abe und Chad leben das Extrem, genau gesagt, möchte Abe, dass auch Chad endlich mehr der Wirklichkeit verhaftet ist und sich nicht kränkelnd weinerlich hinter einem Stapel Papier versteckt. Poesie und Mumm lauten die Zauberwörter. Derweil hat John Blacksad andere, richtige Probleme. Das Geld ist der Neige zugegangen und ein Job, bei dem er niemanden zusammenschlagen oder erschießen muss, käme ihm nun sehr gelegen. Hauptsache, er muss nicht detektivisch tätig werden. Zu seinem Glück ist er eine ehrliche Haut und findet eine Brieftasche, die ihm als ehrlichen Finder eine Gelegenheit für eine ruhige Reise einbringt. Zunächst jedenfalls.
Is this the way to Amarillo? Mit starkem Lebensgefühl einer vergangenen Ära ist Blacksad, ein schwarzer Kater, zurück, kehrt am Flughafen von New Orleans noch die Scherben des letzten Falles auf, bevor es ihn in eine neue Geschichte wirft, die das Leben schreibt. In einem Cadillac Eldorado, lackiert in Kanarienvogelgelb, cruiset Blacksad nach Tulsa. Und kreuzt den Weg von zwei Poeten. Juan Diaz Canales hat mit treffsicherer Feder und einer Menge Fingerspitzengefühl verschiedene Tragödien zu einer verschmolzen und einen Krimi geschaffen, in dem sich einmal mehr die guten alten Zeiten eines Philip Marlowe und eines Mike Hammer wiederentdecken lassen.
Eine vorsätzliche und gewaltsame Handlung ist nie sinnlos. In neuen Verbrecherkreisen lernt Chad, ein junger Löwe, philosophische Grundhaltungen eines Gauners, angefeindet und bespottet durch die neuen Bekanntschaften und Abe, einem Bison, der ihn auf den, seiner Meinung nach, besten Weg eines Poeten bringen will. Wer sich für Texte bezahlen lassen will, kann es mit seiner Kunst nicht ernst meinen. Allein für diese Szene, den Auslöser für jedes weitere Geschehen dieser Kriminalhandlung, lohnt sich die Lektüre des Bandes. Für Juanjo Guarnido erschließt sich in der Folge nach einem normalen Gangsterszenario eine ungewöhnliche Kulisse. Blacksad macht einen Ausflug zum Zirkus.
Aber letztlich ist das auch nur eine Station, die überaus reizvoll in, für Comics, grandioser wie auch seltener Aquarelloptik illustriert ist. Die Reihe Blacksad lebt einerseits von der Wiederbelebung einer vergangenen Zeit, in der Gangsterballaden Hochkonjunktur hatten. Dies ist hier eindeutig gelungen, mit teil nostalgisch verklärtem Blick. Andererseits üben die Tiercharaktere einen starken Sog innerhalb der Serie aus, sozusagen das unübersehbare Geheimrezept. Juanjo Guarnido hat neben einer Unzahl an Figuren auch ein paar Nebencharaktere, die herausstechen und penibel für ihre jeweilige Rolle ausgesucht scheinen. Da gibt es durchaus Tierfiguren, die gegen den Strich besetzt scheinen und deshalb umso besser funktionieren.
Der Clown Elmore, ein Koala, legt einen poetischen Auftritt in der Manege hin und wirkt auf den ersten Blick, als könne er mit Chad, dem Löwen, auf einer Wellenlänge liegen. Doch sobald die Maskerade fällt, erinnert Elmores Auftreten an einen Edward G. Robinson in einer seiner zahlreichen Gangsterrollen. Guarnido beschert einem Koala den wohl bösesten Gesichtsausdruck, den jemals das Antlitz eines dieser Eukalytusbärchen zierte.
Eine Tragödie, ein Drama, ein Kriminalfall. Ein Fehler und ganz gleich, welchen Weg der eine Charakter einschlägt, er tappt fürderhin in eine schlimme Situation nach der anderen. Blacksad befindet sich auf der Jagd auf einen Mann, der eigentlich nichts Schlechtes mehr anstellen will und vom Unglück geradezu verfolgt wird. Beste Krimiunterhaltung im Stil der Schwarzen Serie Hollywoods. Klasse. 🙂
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