Frau Albertine ist eine nette alte Dame und umso mehr freut es Benni, mit ihr spielen zu dürfen und einen schönen Nachmittag zu verbringen. Die Freude währt jedoch nicht sehr lange, denn überanstrengt, wie Frau Albertine zu sein scheint, kippt sie auf dem Bürgersteig plötzlich um und ist bewusstlos. Benni sorgt sich sehr um sie. Als er keinen Puls bei der alten Dame fühlt, macht er das einzig richtige und ruft einen Arzt. Eine Untersuchung bringt ein ungewöhnliches Ergebnis und einen vor Wut schnaubenden Arzt. Erst eine Telefonnummer in Albertines Tasche scheint die Lösung zu sein. Aber der Mann, der die alte Frau schließlich abholt und verspricht, sich um sie zu kümmern, könnte ruppiger kaum sein.
Benni Bärenstark steht vor einem sehr merkwürdigen Fall. Aus einem schönen Nachmittag entstehen mysteriöse Ereignisse, die sein Eingreifen bald dringender denn je erfordern. Autor und Zeichner Peyo führte damals bei der Veröffentlichung dieser Geschichte die Leser und seinen Benni Bärenstark zunächst an der Nase herum. Und sobald alle Missverständnisse seitens Benni geklärt sind, geht die Verwechslungskomödie erst so richtig los. Denn Frau Albertine, wie die zweite Folge aus der Reihe um den kleinen megastarken Jungen untertitelt auch heißt, gibt es, sonst gäbe es keine Verwechslung, zweimal.
Ein kleiner Fehler setzt das Karussell in Gang, bestens inszeniert von Peyo, der Frau Albertine sogar zur Bandenchefin mutieren lässt. Da können Leser und Benni Bärenstark einige Zeit lang nur staunen. Aus einer harmlosen Komödie wird eine Gangstermär im besten Stile einer Slaptick-Comedy, wie sie ein Jerry Lewis oder Pierre Richard praktizierten. Da geht es gemäß dieses Konzeptes turbulent zur Sache, drunter und drüber, wie es sich gehört. Und natürlich, das gehört ebenfalls dazu, schlägt im ungünstigsten Fall Bennis Schwäche einmal mehr zu. Denn Benni, für den Stammleser (oder solche, die ihn noch aus ihrer Kindheit her kennen) kein Geheimnis, verliert bei Erkältungen seine formidablen Kräfte, die ihn für jeden Bösewicht gefährlich werden lassen.
Peyos Zeichenstil ist knuffig präzise, für jeden modernen Zeichner in diesem Genre immer noch wegweisend. Der Zeichner, der auch Johann & Pfiffikus ins Leben rief, in diesem Zusammenhang auch und ganz besonders die Schlümpfe, kreiert seinen Figuren eine Bühne und lässt sie wunderbar mit leichtem Strich agieren, ganz ähnlich wie es auch ein Franquin oder ein Herge konnte. Stilistisch ist Peyo bei letzterem in der Nähe, mit einer zeitlos klaren Linie, die sich über die Comic-Figuren der frühen Pionierjahre des 20. Jahrhunderts erhebt und einen Ausdruck gefunden hat, der sich nicht mehr verbessern lässt.
Das zweite Abenteuer des Comic-Künstler Peyo über den kleinen Benni Bärenstark ist liebenswert und komisch vom Altmeister umgesetzt. Beste Kinderunterhaltung auch heute noch! 🙂
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