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Comic Blog


Mittwoch, 26. März 2014

Valerian & Veronique Gesamtausgabe – Band 7

Filed under: SciFi — Michael um 10:05

Valerian & Veronique Gesamtausgabe - Band 7Ein Spigli von Bluxte könnte die Lösung aller Probleme sein. Das schwammige kleine Lebewesen hat ein so sonniges Gemüt, das es gerne mit jedem teilt, der es sich auf den Kopf setzt. Jeglicher Ärger verfliegt sofort und der Patient ist wie ausgewechselt. Doch ebenso schnell wie ein Spigli von Bluxte auf den Kopf gesetzt werden kann, ist er auch wieder abgesetzt und seine Wirkung verfliegt in gleichem Maße. Schade, denn Valerian hätte dank des Spigli schneller aus seiner misslichen Lage befreit werden können. So haben er und Veronique ein Ultimatum vor Augen, dem sie sich nicht so einfach entziehen können. Schlimmer noch. Kurz darauf findet sich Valerian in einer Gefängniszelle wieder, an der Seite seines Schnarfs, der, wenn er nicht gerade seine Natur ausleben darf, in Studien vertieft ist und den Intellektuellen herauskehrt. Und das ist auf Dauer schlimmer als Schnarfen.

Mit einer geheimnisvollen Macht und einer ganzen Reihe alter Bekannter endet eine großartige Saga um ein ewig junges Abenteuerpärchen. Drei Alben, hier im siebten Band der Gesamtausgabe zusammengefasst, schließen den langlebigen Zyklus um Valerian & Veronique, den beiden ehemaligen Ermittlern des Raum-Zeit-Services, ab. Was wurde aus der Erde? Diese Frage steht im Abschluss des Geschehens im Zentrum des Interesses der beiden. Die Bedrohung indes, der sich die beiden ausgesetzt sehen, eigentlich das gesamte Universum, ist so groß wie niemals zuvor. Am Rande des großen Nichts, Das Gesetz der Steine und Der Zeitöffner bilden die letzte Trilogie der Reihe. Besagte Steine, düster, riesig, emotionslos sind eine optische Verbeugung vor einem Meilenstein der Science Fiction (2001: Odyssee im Weltraum). Hier sind die Steine ein regelrechter Hagel, der die Individualität des Universums im Kleinen hinwegzufegen droht.

Dabei beginnt es mit einer Art Provokation. Eine Expedition soll ins große Nichts, jenem sternenlosen Raum entsendet werden, um Erkenntnisse und natürlich lohnende Reichtümer nach Hause zu bringen. Für Valerian & Veronique, die ihr Dasein Am Rande des großen Nichts als Händler für allerhand Ware der unterschiedlichsten Sorten fristen, ist eine derartige Expedition die Gelegenheit, um vielleicht endlich Antworten auf die Frage aller Fragen zu finden (jedenfalls für zwei Menschen, die in den Weiten des Alls einem ewigen Pfad ins Nirgendwo folgen, weil die Heimat für immer verloren scheint). Bevor die Expedition in Angriff genommen werden kann, gilt es zunächst, sich mit kleineren Problemen auseinanderzusetzen. Korrupte Gesetzeshüter und die Tücken einer erbarmungslosen Marktwirtschaft können neben der weitaus größeren Suche zu wahnwitzigen Hürden werden.

Aber da ist noch das Nichts. In eben jenem Nichts existieren die Wolochs, besagte Steine, die von einer Expedition in ihr Gebiet nicht begeistert sind. Wie so oft gibt es auch im Umfeld jener, die nicht im großen Nichts zuhause sind, Kollaborateure, die nur an der Mehrung ihres Reichums interessiert sind und dafür über die Leiche ihrer eigenen Zivilisation gehen. Pierre Christin und Jean-Claude Mezieres zelebrierten vor dem Ende der Reihe einen enormen Weltuntergang, nicht groß, dafür umso größer. Alles rennet, rettet und flüchtet sich vor dem gigantischen Desaster, in dessen Fußstapfen viele kleinere Übel folgen und die schwächeren Lebewesen quälen. Alte Feinde haben ihren letzten Auftritt, alte Freunde helfen ein letztes Mal. Aus dem Ende der Serie haben Christin und Mezieres eine wahre Wiedersehensfeier gemacht.

Dabei beginnt alles noch relativ harmlos. Der Auftakt der Schlusstrilogie gibt noch keinen Fingerzeig auf die Ausmaße, die sich in der Folge finden werden. Denn den beiden Comic-Erzählern gelingt das Kunststück, Knoten zu entbündeln und lose Enden zu verknüpfen, die selbst den Stammlesern nach derart langer Zeit nicht aufgefallen sind. In einer solch intuitiv gestalteten Comic-SciFi-Saga ist das möglich. Über die Jahre hinweg wurden nicht nur irrsinnig viele Fährten ausgelegt, Christin und Mezieres haben auch bewiesen, dass alles machbar, möglich ist und noch noch mehr so hingebogen werden kann, wie es die eigenen Ideen ihnen eingeben. Entsprechend wird der Schluss eine Achterbahnfahrt an der Seite alter Bekannter, in hoher Geschwindigkeit, manchmal nur wenigen Bildern. Hier wird nicht nur zum Schluss abgerechnet, sondern auch versöhnt.

So hat die letzte Geschichte, oder auch der letzte Akt, ganz wie man will, eine hohe Dichte, aber auch jenen Erzählgrad, den nur jene Leser zu würdigen wissen, die sich über die Folgen in die Serie hineingelesen haben. Es ist ein spannender wie auch humorvoller Abschied. Und Christin und Mezieres wären nicht jene mit einer überbordenden Fantasie ausgestatteten Comic-Macher, würden sie sich nicht ein Hintertürchen für einen Neuanfang, einen Ableger oder ähnliches offen halten.

Grafisch ist sich Jean-Claude Mezieres über die Jahre treu geblieben. Keine stilistischen Experimente wurden gestartet. Der Stil der Serie wurde von Beginn an gefunden, die Charaktere haben nicht ihre eigene Evolution beobachten können, wie es durchaus bei anderen Comic-Helden der Fall gewesen ist, die eine vergleichbar lange Lebensdauer erfahren haben. Einzig in der Zeichentrickserie mit Valerian & Veronique hat eine asiatisierte Veränderung im äußeren der Helden stattgefunden. Das Hintertürchen ist offen. Eine aussagekräftige Illustration im redaktionellen Teil des Sammelbandes gibt einen Hinweis, wohin die nächste Reise gehen könnte. Vorher konnten sich in Lille, der Kulturhauptstadt Europas 2004, Besucher auf dem Weg der Sterne an einer Installation von Mezieres erfreuen, die optisch ohne jeglichen Zweifel von Valerian & Veronique beeinflusst worden ist.

Diese Trilogie ist eine Rutschpartie, die bis zu einem befriedigendem Schluss kontinuierlich Fahrt aufnimmt. Die beiden Comic-Macher Christin und Mezieres haben sich ihr eigenes schafferisches Denkmal inszeniert, künstlerisch wertvoll auf jeder einzelnen Seite. 🙂

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