Sonntag, 30. März 2014
Selten befahren Schiffe die Untiefen des Meeres. Gott Poseidon könnte seinen Zorn über die Seefahrer ergießen und den Wellen oder einem seiner Ungeheuer befehlen, sie mit Mann und Maus zu verschlingen. Jason hält Zwiesprache mit der Göttin Artemis, die ihm zugetan ist, und erhält die Botschaft, Poseidon erlaube das Wagnis und werde seine schützende Hand über sie halten. Das Geleit zu diesem Zweck, viele anmutige Delphine, führt sie zu einer seltsamen Insel, die außerdem von einem Wal bewacht zu werden scheint. Das Misstrauen weicht zunächst nach dem Anlanden, da die Insel nur von Frauen bewohnt wird. Diese haben ein ebenso verlockendes wie ungewöhnliches Ansinnen.
Atalante hat sich ihren Platz auf der Argo, dem Schiff von Jason und seinen Mannen, die auf der Suche nach dem goldenen Flies sind, verdient. Bei einigen Kameraden ist sie immer noch nur gelitten, obwohl sie ihre Nützlichkeit bewiesen hat. Auch ihr kleiner Begleiter, der sich an Bord geschlichen hat, der Satyr Pyros, muss sich vor den meisten Seefahrern verbergen, da sie nur ein überflüssiges Ärgernis in ihm sehen. Crisse, Autor und Zeichner der Serie, liebt starke Frauenfiguren, wie er bereits mit Serien wie Canari, Ishanti und Luuna bewiesen hat. Demzufolge lässt sich Atalante auch in der zweiten Folge von ihren männlichen Begleitern nicht ins Bockshorn jagen.
Crisse versteht es vortrefflich, seine Figuren in Szene zu setzen und beherrscht Haltungen und Perspektiven exzellent. Sein stetes Erproben von neuen Wesenheiten, auch das Erfinden von Sagengestalten oder das Interpretieren von klassischen Figuren ist ungeheuer verspielt und mit einer wahren Besessenheit für die beste Konstellation innerhalb einer Szene gestaltet. Crisse wandelt die Zeichentrickpfade entlang mit Pin-ups, drallen Frauenkörpern und niedlichen Tierchen, griechischen Sagengestalten und folgt frühen Disney-Konstellationen auch in der Form, dass hier Komisches mit Schrecklichem Seite an Seite auftritt, wie es der Leser auch aus Taran und der Zauberkessel oder Arielle die Meerjungfrau her kennen mag.
Gerade letzteres hält für Parallelen her, findet sich auch hier ein Krake, eine verzauberte Frauenfigur, verflucht trifft es besser und doch ist sie diejenige, die hier einen Ausweg zu bieten hat. Hier tritt auch wieder Atalante in Aktion, in einem Ausflug in die Tiefen des Meeres mit seinen ganz anderen Kreaturen, phantastisch und mit kindlicher Schönheit ausgestattet. Die farbenfrohe, bonbonbunte Ausgestaltung von Fred Besson sorgt für eine pralle Optik, die sich in erwähnte vergleichbare Produktionen einreiht. Da begegnet eine goldene Sonne der grünen See des Mittelmeeres, eine Kulisse, die ein gigantischer Wal für seinen Auftritt nutzt. Derlei Bilder bilden eine atmosphärische Grundlage, die den Leser, immer unter der Voraussetzung, er lässt sich darauf ein, von Seite zu Seite mitreißt.
Weitere Hintergrundinformationen erhellen die Herkunft einiger Charaktere, ein eher heiter komödiantisches Abenteuer mit ein paar Dramaspitzen setzt weitere Höhepunkte auf dem Weg Atalantes, sich für ein Leben bei den Amazonen zu bewähren. 🙂
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Donnerstag, 27. März 2014
Des Mordes verdächtigt und frisch verheiratet, befindet sich Lanfeust mit seinem FreundHebus, dem Troll, nebst Ehefrauen auf der Flucht. Obwohl mit allerlei Gefahren bekannt, ist diese Situation, in der ihm Kopfgeldjäger auf der Spur sind, etwas ungewohnt. Während Erfindungsgeist und Hartnäckigkeit die Flüchtigen antreibt, folgen die Jäger aus Geldgier wie auch aus einem magisch erzeugten Verlangen des blinden Hasses heraus. Beide Seiten agieren mit brutaler Konsequenz, gehören doch zu den Verfolgten ein Troll und zu den Verfolgern immerhin ein Halbtroll. Die vordergründige Jagd, das Bestreben, am Leben zu bleiben, lässt den Grund für die wilde Hatz quer durch das Land beinahe in Vergessenheit geraten, denn der Aufwand der Verfolgung wird von Tag zu Tag größer und all die Opfer seitlich des Weges, Unbeteiligte oft, werden immer mehr.
Da helfen auch eheliche Vergnügungen, derer sich Lanfeust weder erwehren kann noch will, kaum über die Anstrengungen und die Gefahren, denen sie häufig nur um Haaresbreite entgehen, hinweg. Ein unglaubliches Phänomen hält außerdem die Welt von Troy in Atem. In einer Welt, in der jeder über eine magische Fähigkeit verfügt, ist das Ausbleiben derselben ein Grund zur Panik. Nach so langer Zeit, in der die menschlichen Bewohner von Troy mit ihren Fähigkeiten umzugehen lernten, kommt der Verlust einer Amputation gleich und kann, wenn es von einer Sekunde auf die andere erfolgt, lebensgefährlich sein.
Ein Kopfgeldjäger hat es nicht leicht. Auch nicht, wenn er wie Lee Van Cleef aussieht. Vergewaltiger können ihr grausames Werk nicht einmal beginnen, wenn ein Ehemann wie Lanfeust in der Nähe ist. Fliehen können sie auch nicht, wenn ein hungriger Troll wie Hebus den Rückzug abschneidet. Und das sind nicht die einzigen Gefahren. Autor Christophe Arleston lässt den Auslöser für Lanfeusts Odyssee deutlich in den Hintergrund rücken und konzentriert sich auf die Beschreibung der Flucht und neue Abschnitte dieser riesigen Welt, in der immer neue Überraschungen auf den Leser warten. Dabei kann durchaus von einer Steigerung der Größe der Gefahren gesprochen werden. Für einen Helden, der bereits zu den Sternen reiste, ist dies keine leichte Aufgabe. Christophe Arleston wäre aber nicht der Erfolgsautor, der er nun einmal ist, hätte er sich nicht etwas besonderes dafür ausgedacht.
Doch vorher gilt es das neue Familienleben zu pflegen und auch zu nutzen. Wir erinnern uns. Eine Folge zuvor war Lanfeust noch nicht begeistert, in den Genuss gleich mehrerer Ehefrauen zu kommen. Nun kann er deutlich, in vielerlei Hinsicht, ihre Nützlichkeit erkennen. Natürlich verwenden Christophe Arleston und sein Kollege, der Zeichner Didier Tarquin, dieses Zusammenspiel für allerlei Situationskomik, über unter der Gürtellinie. Die Damen haben allerdings Fertigkeiten, die nicht nur einer Ehe zugute kommen, auch auf der Flucht sind sie im weitesten Sinne hilfreich. Kleine Tricks und gewaltige Ungeheuer sorgen für zwischenzeitliches Augenzwinkern. Die Art der Nachrichtenübermittlung weiß hier für ein Schmunzeln zu sorgen und steht gleichzeitig als gelungenes Beispiel für den tollen Einfallsreichtum, den Christophe Arleston hier pefekt auszudrücken weiß.
Sobald die recht besondere Stadt in dieser Ausgabe auf recht besondere Weise erreicht worden ist, warten eine irrwitzige Architektur und ebensolche Monster auf den Leser. Hier darf Didier Tarquin sich fulminant ausdrücken, gerät sein Talent häufig sehr stark zum Tragen, wenn die Szenerie beinahe aus den Bildern zu brechen droht und sich Abschnitte mit der Wucht eines Katastrophenfilms gerne auch seitenweise ausbreiten. Das ist Fantasy-Kintopp vom Feinsten und lässt meist auch den Humor von Arleston vermissen, der dann ganz auf seine Haudegenhelden zur Bereinigung der Situation setzt. Diese wird in einem langen Finale auf die Probe gestellt. Aus einer Maskerade im Stile einer französischen Komödie wird ein Hollywoodkracher, wie es auch ein Roland Emmerich nicht besser inszenieren könnte. Diese Abwechslung ist eine der Stärken von LANFEUST, auch im vierten Teil um seine ganz persönliche Odyssee.
Offene Fragen, eine neue Bedrohung, deren Klärung angesichts ihrer zur Schau gestellten Macht, keine leichte Aufgabe für die nächsten Abenteuer werden dürfte. Wenn Christophe Arleston einem seiner Helden extra viele Steine in den Weg legt, dann ist es LANFEUST. Eine zweite Serie mit dieser Figur, die inzwischen traditionell rockt! Sehr gut! 🙂
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Mittwoch, 26. März 2014
Ein Spigli von Bluxte könnte die Lösung aller Probleme sein. Das schwammige kleine Lebewesen hat ein so sonniges Gemüt, das es gerne mit jedem teilt, der es sich auf den Kopf setzt. Jeglicher Ärger verfliegt sofort und der Patient ist wie ausgewechselt. Doch ebenso schnell wie ein Spigli von Bluxte auf den Kopf gesetzt werden kann, ist er auch wieder abgesetzt und seine Wirkung verfliegt in gleichem Maße. Schade, denn Valerian hätte dank des Spigli schneller aus seiner misslichen Lage befreit werden können. So haben er und Veronique ein Ultimatum vor Augen, dem sie sich nicht so einfach entziehen können. Schlimmer noch. Kurz darauf findet sich Valerian in einer Gefängniszelle wieder, an der Seite seines Schnarfs, der, wenn er nicht gerade seine Natur ausleben darf, in Studien vertieft ist und den Intellektuellen herauskehrt. Und das ist auf Dauer schlimmer als Schnarfen.
Mit einer geheimnisvollen Macht und einer ganzen Reihe alter Bekannter endet eine großartige Saga um ein ewig junges Abenteuerpärchen. Drei Alben, hier im siebten Band der Gesamtausgabe zusammengefasst, schließen den langlebigen Zyklus um Valerian & Veronique, den beiden ehemaligen Ermittlern des Raum-Zeit-Services, ab. Was wurde aus der Erde? Diese Frage steht im Abschluss des Geschehens im Zentrum des Interesses der beiden. Die Bedrohung indes, der sich die beiden ausgesetzt sehen, eigentlich das gesamte Universum, ist so groß wie niemals zuvor. Am Rande des großen Nichts, Das Gesetz der Steine und Der Zeitöffner bilden die letzte Trilogie der Reihe. Besagte Steine, düster, riesig, emotionslos sind eine optische Verbeugung vor einem Meilenstein der Science Fiction (2001: Odyssee im Weltraum). Hier sind die Steine ein regelrechter Hagel, der die Individualität des Universums im Kleinen hinwegzufegen droht.
Dabei beginnt es mit einer Art Provokation. Eine Expedition soll ins große Nichts, jenem sternenlosen Raum entsendet werden, um Erkenntnisse und natürlich lohnende Reichtümer nach Hause zu bringen. Für Valerian & Veronique, die ihr Dasein Am Rande des großen Nichts als Händler für allerhand Ware der unterschiedlichsten Sorten fristen, ist eine derartige Expedition die Gelegenheit, um vielleicht endlich Antworten auf die Frage aller Fragen zu finden (jedenfalls für zwei Menschen, die in den Weiten des Alls einem ewigen Pfad ins Nirgendwo folgen, weil die Heimat für immer verloren scheint). Bevor die Expedition in Angriff genommen werden kann, gilt es zunächst, sich mit kleineren Problemen auseinanderzusetzen. Korrupte Gesetzeshüter und die Tücken einer erbarmungslosen Marktwirtschaft können neben der weitaus größeren Suche zu wahnwitzigen Hürden werden.
Aber da ist noch das Nichts. In eben jenem Nichts existieren die Wolochs, besagte Steine, die von einer Expedition in ihr Gebiet nicht begeistert sind. Wie so oft gibt es auch im Umfeld jener, die nicht im großen Nichts zuhause sind, Kollaborateure, die nur an der Mehrung ihres Reichums interessiert sind und dafür über die Leiche ihrer eigenen Zivilisation gehen. Pierre Christin und Jean-Claude Mezieres zelebrierten vor dem Ende der Reihe einen enormen Weltuntergang, nicht groß, dafür umso größer. Alles rennet, rettet und flüchtet sich vor dem gigantischen Desaster, in dessen Fußstapfen viele kleinere Übel folgen und die schwächeren Lebewesen quälen. Alte Feinde haben ihren letzten Auftritt, alte Freunde helfen ein letztes Mal. Aus dem Ende der Serie haben Christin und Mezieres eine wahre Wiedersehensfeier gemacht.
Dabei beginnt alles noch relativ harmlos. Der Auftakt der Schlusstrilogie gibt noch keinen Fingerzeig auf die Ausmaße, die sich in der Folge finden werden. Denn den beiden Comic-Erzählern gelingt das Kunststück, Knoten zu entbündeln und lose Enden zu verknüpfen, die selbst den Stammlesern nach derart langer Zeit nicht aufgefallen sind. In einer solch intuitiv gestalteten Comic-SciFi-Saga ist das möglich. Über die Jahre hinweg wurden nicht nur irrsinnig viele Fährten ausgelegt, Christin und Mezieres haben auch bewiesen, dass alles machbar, möglich ist und noch noch mehr so hingebogen werden kann, wie es die eigenen Ideen ihnen eingeben. Entsprechend wird der Schluss eine Achterbahnfahrt an der Seite alter Bekannter, in hoher Geschwindigkeit, manchmal nur wenigen Bildern. Hier wird nicht nur zum Schluss abgerechnet, sondern auch versöhnt.
So hat die letzte Geschichte, oder auch der letzte Akt, ganz wie man will, eine hohe Dichte, aber auch jenen Erzählgrad, den nur jene Leser zu würdigen wissen, die sich über die Folgen in die Serie hineingelesen haben. Es ist ein spannender wie auch humorvoller Abschied. Und Christin und Mezieres wären nicht jene mit einer überbordenden Fantasie ausgestatteten Comic-Macher, würden sie sich nicht ein Hintertürchen für einen Neuanfang, einen Ableger oder ähnliches offen halten.
Grafisch ist sich Jean-Claude Mezieres über die Jahre treu geblieben. Keine stilistischen Experimente wurden gestartet. Der Stil der Serie wurde von Beginn an gefunden, die Charaktere haben nicht ihre eigene Evolution beobachten können, wie es durchaus bei anderen Comic-Helden der Fall gewesen ist, die eine vergleichbar lange Lebensdauer erfahren haben. Einzig in der Zeichentrickserie mit Valerian & Veronique hat eine asiatisierte Veränderung im äußeren der Helden stattgefunden. Das Hintertürchen ist offen. Eine aussagekräftige Illustration im redaktionellen Teil des Sammelbandes gibt einen Hinweis, wohin die nächste Reise gehen könnte. Vorher konnten sich in Lille, der Kulturhauptstadt Europas 2004, Besucher auf dem Weg der Sterne an einer Installation von Mezieres erfreuen, die optisch ohne jeglichen Zweifel von Valerian & Veronique beeinflusst worden ist.
Diese Trilogie ist eine Rutschpartie, die bis zu einem befriedigendem Schluss kontinuierlich Fahrt aufnimmt. Die beiden Comic-Macher Christin und Mezieres haben sich ihr eigenes schafferisches Denkmal inszeniert, künstlerisch wertvoll auf jeder einzelnen Seite. 🙂
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Samstag, 22. März 2014
Lebensmüde? Aber dann bitte nicht in diesem Vergnügungspark! Hier soll der Schrecken Spaß machen, aber doch nicht echt sein! Also, wer sich das Leben nehmen will, sollte draußen bleiben. Das Mädchen auf dem Riesenrad, mutterseelenallein in der Gondel an ihrem höchsten Punkt, ist lebensmüde genug, um diese insgeheimen Vorschriften nicht zu beachten. Wie gut, dass Gretchen ein Auge auf sie hat und so wird der Lebensmüden in der letzten Sekunde geholfen, damit sie, so wenig ihr das auch gefällt, am Leben bleibt. Vorläufig. Denn auch Regeln können sich ändern und eine neue Geschäftsleitung hat andere Ansichten über die Bedeutung von Schrecken im Zusammenhang mit Spaß.
Neue Besen kehren gut? Bohemond Jaggar De Rochambeau, der Vampir, der dem bisherigen Geschäftsführer Francis van Bloodt vor die nase gesetzt wird, hat seine ganz eigenen Auffassungen von der Führung eines Vergnügungsparks, der sich die Themen Horror und Grusel auf die Fahne geschrieben hat. Ein solcher Park könnte (und als Leser wunderte man sich fast, warum das bisher noch nicht so gewesen ist) auch eine ideale Futterquelle sein. Vorsichtig angezapft hält sie nicht unbedingt ewig, also eine Lebensdauer, die jeder Mitarbeiter von Zombillennium besitzt, aber mindestens so lange, wie die modische Strömung und die Gier nach Horrorunterhaltung es erlaubt.
Im dritten Band von Zombillennium verlässt Arthur De Pins die vergleichsweise harmlosen Parkregeln. Menschen sollten Spaß am Besuch haben, soll heißen, nach dem Gruseln sollen sie lebendig (und mit heiler Haut) wieder nach Hause fahren können. Der Wechsel in der Geschäftspolitik führt zu größerem Nervenkitzel beim Leser und einer keimenden Revolte innerhalb der Mitarbeiterriege, die sich gewaschen hat. Die neue Figur (siehe Titelbild) ist in vielerlei Hinsicht ein Blutsauger. Einerseits ist sie ein klassischer Vampir, andererseits erfüllt sie die Klischees eines ebenso klassischen und durchtriebenen Geschäftsmanns, der für das Erreichen seiner Ziele über Leichen geht.
Arthur De Pins vermischt Komödie und Satire miteinander und schafft über eine Optik, die ein deutliches Erkennungszeichen geworden ist, ein kunterbuntes Kaleidoskop an Horrorfiguren von klassisch bis modern. Inmitten des Humors, der seine Figuren, wie es sich auch in der Komödie gehört, ernst nimmt, wirkt ein Spaß, den zum Beispiel ein Mel Brooks aus dem FF beherrscht. Häufig etwas aufgeregt, am Rande der Hysterie, kurz vor dem Nervenzusammenbruch, dann wieder auf der Pirsch zu nächsten, richtig krachenden Höhepunkt.
Die randlosen Figuren und Hintergrundkulissen imitieren einen dreidimensionalen Effekt, der umso stärker ins Auge fällt, da die Farben vielfältig, aber auch abgesoftet eingesetzt werden. Die Verschleierung und Unschärfe fernster Hintergründe, in der dritten Ebene sozusagen, sorgen für die Tiefe der Bilder. Die Zeichentrickoptik, wie sie der Leser von modernen Filmen her kennen mag, unterstreicht die Mixtur der Charaktere, angesiedelt zwischen Karikatur und Knuffigkeit. Gebündelt finden sich diese Ansichten in der Figur eines jungen Mannes, der sich (zu recht) um seine Freundin große Sorgen macht. Wer genau hinschaut, wird hier Sylvester Stallone entdecken, wie er bärtig in Nachtfalken aussah. Arthur De Pins geht nicht gerade sanft mit Stallone um.
Liebe in Zeiten der Gefahr. Wenn um Liebende herum alles zusammenbricht, der Leser sehen darf, wie es in einer Monsterkantine zu sich geht, eine Mumie auf Travolta macht und aus gefährlichen Vampiren putzige Fledermäuse werden, dann kann es sein, dass, im ersten Fall, die Liebenden noch enger zusammenhalten als zuvor. Für das äußerlich sehr gegensätzliche Pärchen aus Hexe und rotem geflügeltem Dämon brechen kuriose Zeiten an, in denen sie die Machenschaften ihres neuen Chefs zu unterwandern suchen. Es sind solche Ideen und zig andere, die Arthur De Pins zur fortlaufenden Belustigung aus dem Ärmel zaubert. Gleichzeitig werden die Charaktere vielseitiger und emotional tiefer beschrieben. Einige können einem echt ans Herz wachsen, weshalb ein paar Verluste für den Leser sehr bedauerlich, aber dramaturgisch äußerst geschickt sind und an die Dramaschraube bis zum Anschlag drehen.
Weiterhin innovativ erzählt, wunderbar illustriert, humorvoll in Konzept, Text und Bild: Zombillennium hat Vorbildfunktion in jeder Hinsicht. Erste Klasse! 🙂
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Donnerstag, 20. März 2014
Neue Machtverhältnisse. Nachdem die Barracuda auf der Pirateninsel Puerto Blanco lange nicht mehr gesehen worden ist und der Sohn des Kapitäns unerwartete Abenteuer erlebte, tauchen neue Gefahren am Horizont auf. Spanische Galeonen nähern, an die Zähne bewaffnet, mit Soldaten reich bestückt, fähig und willens, das Piratennest endgültig auszuräuchern. Es sind diese Gefahren von außen, die neue Allianzen schaffen und Ereignisse in Gang setzen, die niemand auf der Insel so vorhersehen konnte.
Bruder Esteban setzt seinen Fuß in das, was er wohl einen lasterhaften Grund nennen würde, aber mit ihm kehrt auch der Teufel in die eigens erschaffene Hölle heim. Bildlich gesprochen, versteht sich. Stets sind die Augen verdeckt, Narben ragen unter dem Stoff heraus und unerbittlich ist der Mann auf seinem Weg. Er tötet selbst ohne Mitleid oder lässt voller Häme jene foltern, die seiner Meinung nach Sünder sind oder etwas vor der Kirche zu verbergen haben. Das lässt selbst die Piraten zeitweilig blass erscheinen.
Mit Jean Dufaux hinein in der Mikrokosmos der Piraten. Wo kaum einer dem anderen traut, der Tod einem immer über die Schulter starrt und wer keine Feinde hat, ist auch kein Pirat. Unterschiedliche Motive leiten die Figuren an. Nicht immer ist es nur Hass oder Rache, nicht immer nur Gier. In einigen Fällen ist es Dummheit oder schlicht der Spaß daran, böse zu sein. Auf der Insel Puerto Blanco entwickelt sich langsam aber sich ein Armageddon im Kleinformat, auf diese kleine Welt begrenzt, die bislang gut mit sich selbst auskam. Jean Dufaux bringt die in Vorgängerbänden bereits angedeutete Bedrohung von außen nun massiv in die vorderste Front.
Aber zuvor dürfen einige Charaktere ihrer Rache frönen. Aus der verachteten Feinsliebchen, einer der Inselhuren, ist die neue Gouverneurin der Insel geworden. Jean Dufaux hat sich für diese Dame noch etwas aufgespart, so viel ist sicher. Ihr ehemaliger Beruf steht nicht im Einklang mit ihrer Bildung (sie kann lesen und schreiben), ein Umstand, der ihrer Umgebung schnell auffällt. Rache wird im vierten Teil groß geschrieben und so ist es nicht nur Feinsliebchen, die alte Rechnungen begleicht. Eifersucht kann ein entsprechender Antrieb sein, sich am Liebhaber der Ehefrau bitter zu rächen und dabei eine ziemliche Kreativität an den Tag zu legen. Weiße Invasoren können (ehemaligen) schwarzen Sklaven gerade recht kommen, um sie für all die erlittenen Qualen bezahlen zu lassen.
In hartem Realismus zeigt Jeremy die Kämpfe wie auch das Leben und die Rituale der Piraten. Es hat nichts mit der romantischen Verklärung alter Hollywood-Streifen zu tun, noch übernimmt es die kaspernde Komik neuerer Inszenierungen. Es folgt eher der Linie, die sich in modernen Fernsehserien finden lässt, mit gemeinen Gestalten, kaum echten Bindungen, Intrigen hinter jeder vorgehaltenen Hand und Brutalität, die dem Gegenüber jegliches Empfinden abspricht und vielfach auch dem Vergnügen untergeordnet wird. Eines dieser Vergnügen ist ein grafischer Leckerbissen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Man könnte es als eine Art umgedrehtes Kielholen bezeichnen. Hier hat der Delinquent gewisse Chancen, die allerdings durch die Zuführung von Rum minimiert werden. Zwei Haie erhöhen den Reiz des Spiels. Wem das spanisch vorkommt, dem sei gesagt, dass diese (die Spanier) letztlich zum Wendepunkt des Spektakels beitragen. Die Szenerie, von Dufaux erdacht, von Jeremy gestaltet, ist pures Actionkino mit Finesse und feinen Kamerafahrten. Bestimmt nicht unbeeinflusst von dem, was erzählerisch möglich ist, setzen Dufaux und Jeremy auch im vierten Teil von Barracuda höchst einfallsreiche eigene Akzente im Piratengenre.
Eine Achterbahnfahrt, die einen beständigen Kurs nach oben einschlägt. Sie schweißt die Charaktere enger aneinander, selbst wenn sie das gar nicht wollen. Mit den christlichen Schergen Spaniens halten neue Feinde auf der Insel Einzug. Hier sind noch weitere Entwicklungen zu erhoffen, da neue lose Enden noch aufgelöst sein wollen. Ein rätselhafter Cliffhanger dreht zum guten Schluss noch einmal an der Spannungsschraube der gesamten Reihe. 🙂
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Mittwoch, 19. März 2014
In der Hölle hat ein Teufelchen die Macht ergriffen und denkt gar nicht daran, diese Macht wieder abzugeben. Der wahre Herrscher Maldoror indes sucht einen Weg zur Rückkehr in die Unterwelt. Ohne einen Funken der früheren Stärke gestaltet sich dieses Ansinnen als äußerst schwierig. Da muss die List helfen. Mit etwas Nachdruck vielleicht. Blanche will sich, da sie und ihre Getreuen hoffnungslos unterlegen sind, mit anderen Mitteln einen Aufschub zur endgültigen Machtergreifung ihres Bruders beschaffen. Ein Trick hilft ihr dabei. Die Kämpfe und Nachforschungen der beiden so unterschiedlichen Geliebten sind langwierig, gefahrvoll und führen zu unerwarteten Veränderungen.
Jean Dufaux, als Szenarist im Bereich Comic ein Autor mit einer breit gestreuten Themenvielfalt vertreten, erobert mit dieser märchenhaften Geschichte, einem gehörigen Schuss Fantasy, Träumerei, Kämpfen und Humor ein weiteres Genre für sich und findet gleichzeitig eine selten ausgefüllte Nische innerhalb fantastischer, mittelalterlich anmutender Szenarien. Mit der Darstellung der Unterwelt beschreitet er gleichfalls einen seltenen Weg. Will jemand einen atmosphärischen Vergleich, wird er ihn am ehesten filmisch in Legende von finden. Betont sei nur der atmosphärische Vergleich, ansonsten haben beide Geschichten nicht miteinander gemein.
Die optisch regelrecht filmische Umsetzung des 2. Teils ist grandios und noch schöner als im Auftaktband. Die Figuren sind eingeführt und können nun aufspielen. In einer Mischung aus Disney-Stil, etwas Strichtechnik eines Uderzo und einer ordentlichen Portion Realismus entsteht ein Potpourri aus feingliedrigen, schlanken Gestalten, grotesken Charakteren, insbesondere in der Unterwelt, realistischen Accessoires und Hintergründen entfaltet sich diese ganz besondere Welt in großzügigen Seitenaufteilungen und natürlichen Farbtönen, erdig, grünlich. Es ist eine Welt im Dämmerzustand, in der es nur selten einen blauen Himmel zu sehen gibt. Licht zeigt sich in Effekten, durch Fenster in dunkle Läden strahlend oder glitzernd durch das Laubdach eines Waldes.
Horibili, zwergenartig, optisch eine Mischung aus Obelix und Alexandre Dumas dem Älteren, entpuppt sich als Bindeglied zwischen den einzelnen Handlungssträngen. Sicherlich verfolgt jeder der beiden Haupthelden sein Ziel, sind auch die Nebenfiguren mit ihren eigenen Ideen zugange, doch ohne Horibili, der scheinbar von allen Seiten nach allen Regeln der Kunst drangsaliert wird, geriete einiges ins Stocken. Dabei ist der Einfallsreichtum wie auch das Improvisationstalent des Zwergenwüchsigen interessant, ganz besonders zu dem Zeitpunkt, als dem Herrn der Unterwelt den Weg hinab weist, obwohl ihm doch eigentlich alle Zugänge verschlossen sind.
Die Unterwelt lebt optisch von ihren Gestalten. Räumlich ist sie eher ein unaufgeräumter alter Kasten, mehr Backstage als eine Bühne des Bösen. Die neue Herrscherin hat sich den Respekt ihrer Untertanen noch nicht so recht verdient. Einzig jene, die sich durch sie einen Vorteil erhoffen, reagieren mit entsprechender kriecherischer Freundlichkeit. Die Idee, eine mächtige Figur in einen Kinderkörper zu stecken, ist nicht neu (siehe auch Pandarve in der Gestalt von Alice aus dem Wunderland in der Reihe Storm). Hier wirkt sie aber noch verletzlicher, auch verlorener auf ihrem Posten.
Ihr gegenüber sind die Kreaturen der Unterwelt, die auch der Kreativschmiede aus dem Hause Lucas entsprungen sein könnten, gefährlicher anmutend, nicht unbedingt gruseliger. Sie besitzen auch eine leicht niedliche Komponente, wie sie auch den Machern um Jim Henson eingefallen sein könnten. (siehe auch Der dunkle Kristall) Dämonen sind hier auch Komödianten, aber immer bösartig.
Genügend Fragen bleiben offen. Seiten wechseln, Charaktere wandeln sich. Das lässt Vorfreude auf die Fortsetzung entstehen. Eine schöne Erzählung mit einer ganz eigenen Linie und Optik. Jean Dufaux und Jose Luis Munuera perfektionieren mit der zweiten Folge von ZAUBER das märchenhafte Fantasy-Abenteuer als eigenständiges Genre im Comic. 🙂
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Mittwoch, 05. März 2014
Wo ist Peter Parker? Eine Frage, auf die unterschiedliche Menschen sehr unterschiedliche Antworten geben würden. Peter Parker befindet sich als Geist in eine Lage gebracht, in der er nicht ins Geschehen eingreifen kann. Aber Peter Parker ist nicht tot. Wer ist dann jener Parker, der als Spider-Man durch New York schwingt? Wer ist jener Parker, der sich, dank modernster Technik, die ihm vieles abnimmt, sogar Zeit für ein Privatleben gönnt? Es hat ein Körpertausch stattgefunden, einer, der dem alten Parker nicht schmecken will, der dem neuen Parker aber immer mehr Spaß bereitet. Denn der Steuermann in Peter Parkers Körper ist niemand anderes als Dr. Octopus und der hat sich dazu entschlossen, der beste Spider-Man aller Zeiten zu werden.
Dan Slott schickt im neuen MARVEL-NOW!-Handlungsstrang einen Spider-Man auf das Parkett, wie ihn das Marvel-Universum noch nicht gesehen hat. Und das Marvel-Universum hat viele Spider-Men gesehen! Neuer Insasse: Mit der in diesem Universum nicht unwahrscheinlichen Möglichkeit den Körper zu tauschen, sieht sich nun auch Peter Parker konfrontiert. Hatte schon Reed Richards das Pech mit seinem Erzfeind Dr. Doom die Körper zu tauschen und erwachte in letzterem auch ein gewisser Ehrgeiz, besser zu sein las das Original, wandelt sich auch Dr. Octopus in dieser Hinsicht. Hatte Peter Parker in der jüngeren Vergangenheit schon die Fertigkeiten seines zivilen Ichs genutzt, um Gutes zu tun, geht der Doc noch einen (gewaltigen) Schritt weiter.
Die ersten fünf Ausgaben der neuen Spider-Man-Reihe sind in dieser Sammelausgabe vereint: Im Körper des Feindes. Den Auftaktzeichner mit den ersten drei Geschichten macht Ryan Stegman, der einen lockeren wie kernigen Zeichenstil im Sinne von Kollegen wie Joe Madureira, J. Scott Campbell oder Humberto Ramos pflegt. Übersetzt könnte man von einem gewissen überdrehten Realismus sprechen. In der Rasanz kann er sich mit Greg Capullo (Spawn, Batman) vergleichen, allerdings bleibt die Seiteninszenierung luftig genug, ist nicht gedrängt, so dass eine gute Lesegeschwindigkeit im ersten Rutsch bleibt. Im zweiten Rutsch sollte den Bildern unbedingt ein genaues Augenmerk gegönnt werden.
Ryan Stegman schaffte den Sprung vom Titelbildzeichner zum Serienillustrator. Ebenso wie Giuseppe Camuncoli war er bei mehreren Marvel-Helden (und Bösewichtern) im Einsatz. Camuncoli illustriert die hier eingebundenen Geschichte Nummer 4 und 5. Er reiht sich gut ein, ist stilistisch mangaesker, nicht ganz ein Pat Lee, sondern auch mit Spuren eines John Cassaday, beides Marvel-Veteranen. Mit der Ablösung von Stegman durch Camuncoli wird auch die Handlung härter, im Stile moderner Thriller. Der Gegner ist ein durchgeknallter Psychopath, wie er sich auch in Saw oder an der Seite von Hannibal Lecter wohl fühlen würde.
Massacre ist nicht nur eine Figur, die das Fürchten lehrt, Dan Slott hat sich im Rahmen einer sehr medial ausgerichteten Kultur auch etwas ganz besonderes einfallen lassen. Warum sollte ein Massenmörder nicht auch Werbung machen? Das ist in jeder Hinsicht ein grauenvolles Konzept und gehört zu den spannendsten wie auch satirischsten Spider-Man-Folgen seit langem. Dr. Octopus im Körper seines Feindes schlägt sich entsprechend überragend und hat spätestens jetzt einen großen Teil seiner neuen Rolle mit Bravour angenommen, setzt aber auch deutlich eigene Akzente.
Ein Spider-Man-Kracher: sicherlich gewöhnungsbedürftig durch den Körpertausch, andererseits nutzt Dan Slott die sich hieraus ergebenen Möglichkeiten weidlich aus. Fein gezeichnet und koloriert. Bestens! 🙂
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Dienstag, 04. März 2014
In einer finsteren Nacht geschieht ein Mord. Wenig später ist die Kirche verwaist. Jedermann im Dorf ist von einem Unglück, persönlich oder gemeinschaftlich, befallen. Manche können gar kaum eine Mahlzeit mehr für sich behalten. Kergoat, so der Name des Dorfes, scheint sich nicht mehr erholen zu können. Ohne Priester fällt es gänzlich der Sünde anheim. Als Vasco einige Zeit später in diese Gegend kommt, um dort ausstehende Schulden einzutreiben, wird er Zeuge eines Verbrechens und kann gerade noch zur Hilfe eilen. Der junge Mann stößt in ein Wespennest. Wähnt er sich schon nicht sonderlich willkommen, da er für einen Geldverleiher tätig ist, ist seine tatsächliche Ankunft noch weitaus weniger gelitten.
Ein familiäres, dörfliches Geheimnis, von dem viele etwas ahnen, nicht wenige etwas wissen, aber keiner getraut sich ein Wörtchen zu sagen, aus Angst, es könne ihm oder ihr an den Kragen gehen. Wo weder Kinder noch Priester sicher sind, wer wollte einen noch beschützen? Gott hat das Dorf Kergoat längst verlassen. Autor Gilles Chaillet lässt sich Zeit, bevor er seinen Helden Vasco zur Aufklärung des Falles in das Abenteuer entsendet. Bis dahin schildert er in bester Krimimanier, wie ein Dorf und seine Bewohner durch finstere Machenschaften immer weiter an den Abgrund schlittern. Die späteren Enthüllungen bringen zwar Licht ins Dunkel, doch wird es noch schlimmer, als es der Leser zu diesem Zeitpunkt hätte ahnen können. Gilles Chaillet hat ein düsteren Mittelalterkrimi geschrieben, in der Vasco auch durch einen anderen Ermittler hätte ersetzt sein können.
Toublanc, Zeichner von Vasco, bietet dem Auge viele selbsterzählende Ansichten und Charaktere. Sogleich der Auftakt ist originell und toll im Ausdruck. Der Betrachter nähert sich über eine Bildfolge dem Dorf. Die Nacht bricht herein. Ein Feuer bricht aus. So setzen die ersten Bilder konsequent die durch das Titelbild erzeugte dunkle Atmosphäre fort. Diese Tendenz wird durch die Handlung bewundernswert hoch gehalten und sogar gesteigert. Das Dorf wirkt trostlos. Das umgebende Land, der Wald, die Krume, kahle Äste, jede Einzelheit zeigt eine halb vergangene Welt irgendwo am Rand, wo eben nur ein Geldeintreiber noch hinkommt, keinesfalls einer, der seine Geschäfte anderswo besser zu tätigen weiß.
Aberglaube, religiöser Fanatismus, menschliche Abgründe sind die Grundlage dieses Falles, im wahrsten Sinne des Wortes, um den Niedergang einer Dorfgemeinschaft und der ihr vorstehenden Adelsfamilie. Erinnert der Aufbau der Handlung im ersten Teil an eine Dominokette, die zweite Hälfte ist ein Puzzlespiel, in dem der Leser an der Seite von Vasco immer tiefer in die Geheimnisse vorstößt. Jede Szene kommt hierbei Bedeutung zu, kein Platz, kein Bild ist verschenkt. Gilles Chaillet und Toublanc zeigen auf diese Art ihre künstlerische Virtuosität, die in der 24. Folge an jeder Szene ablesbar und vorbildlich für ein ganzes Genre ist.
Toublancs Zeichnungen sind zart, fast ein wenig altmodisch, in der Tradition eines Francois Craenhals (Roland, Ritter Ungestüm, sehr exakt, dem gezeigten Zeitalter angemessen. Man könnte auch sagen, dass Toublanc, seit 2007 dabei, perfekt den Geist der Serie aufgreift und weiterführt. Eine stimmige, natürlich scheinende Kolorierung von Chantal Defachelle sorgt für den letzten Schliff.
Für jedermann ein schöner Mittelalterkrimi, nicht nur für solche, die ohnehin Fans des Genres sind. So erzählt, dass auch Neueinsteiger sich problemlos einfinden. Spannend von Anfang bis Ende. 🙂
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Oder bei Finix Comics.