Die Zeiten sind für Sklaven im Süden der Vereinigten Staaten sehr schlecht. Weitaus besser sind sie für Kopfgeldjäger, gefährlich, aber einträglich. Django steht als Bestätigung für die erste Aussage in einer Reihe mit anderen Sklaven, durch die Prärie getrieben von zwei brutalen Sklavenhaltern. Dr. King Schultz steht für die zweite Aussage. In einer dunklen Nacht treffen die beiden Männer aufeinander, ein Glück für beide. Dr. Schultz handelt keineswegs uneigennützig. Django hat Kenntnis von einigen Männern, die für Dr. Schultz bares Geld wert sind. Am Ende der Zusammenarbeit soll für Django nicht nur die Freiheit stehen. Der Doktor will ihm auch helfen, seine Frau wiederzufinden. Und ganz nebenbei erlernt Django auch noch die Kopfgeldjagd, um für ein späteres eigenes Auskommen gerüstet zu sein.
Django lernt schnell, zumal der Hass ihn antreibt. Dr. Schultz gibt Django als freien Mann aus, ein Kuriosum in einem Süden, besonders, da Django zunächst einen sehr ausgefallenen Kleidungsgeschmack besitzt. Das hindert ihn nicht, seine Rache allein und ohne zu fragen in Angriff zu nehmen. So bleiben die ersten Schwierigkeiten nicht aus. Denn ein Plantagenbesitzer kann es überhaupt nicht leiden, wenn zwei Fremde ihm nicht nur auf dem eigenen Grund und Boden Vorschriften machen wollen, sondern auch noch seine Angestellten töten. Deshalb steht bald schon die nächste Lektion von Dr. Schultz auf den Plan. Wie wehre ich mich gegen eine Horde schießwütiger Südstaatler mit Säcken auf dem Kopf?
Quentin Tarantino, dessen jüngstes Westerndrehbuch nach einer allzu frühen Veröffentlichung nun vielleicht auch als Comic erscheint, breitet seine Geschichten sehr gerne sehr weit aus, so weit, dass sie die Längen normaler Filme sprengen würden. So verhielt es sich auch mit DJANGO UNCHAINED. Er hätte, dieser Meister des Regiestuhls und Kinofan, noch länger drehen können, wie die vorliegende Comic-Umsetzung beweist, die sich am Ursprungsdrehbuch orientiert. Kapitel für Kapitel beleuchtet die Adaption von Reginald Hudlin zuerst das Verhältnis von Django und Dr. Schultz, bevor Ausflüge in die Vergangenheit, so auch in jene von Bromhilda, Djangos Frau, die Geschichte noch mehr vertiefen und die Ursachen für jede Menge Hass und Rachegelüste freilegen.
Verschiedene Zeichner sorgen für unterschiedliche grafische Ansätze. Von leicht und zerbrechlich bis schwer und holzschnittartig, von experimentell europäisch bis klassisch amerikanisch gibt es optisch einiges zu entdecken. Mit dieser Adaption lehnen sich die Zeichner auch nur an die Verfilmung an und vermeiden es, sich sklavisch an die darstellenden Schauspieler und ihre äußere Erscheinung im Film zu halten. R.M. Guera, ein Sachen Western erfahrener Comic-Künstler (Scalped), sticht hier als Künstler ebenso hervor wie Denys Cowen, ein Veteran in Sachen Superhelden.
R.M. Guera führt im Strich eine optische Verwandtschaft zu Eduardo Risso, mit sehr feinen Linien, zerbrechlichen Figuren und klar definierter Optik. Das geht aber auch in die Richtung von Loveless (auch eine Westernserie bei Vertigo, genau wie Scalped), gezeichnet von Marcelo Frusin. Insgesamt wird hier eine grundlegende Stilistik des Genres deutlich. Sehr genau, hart, mit starkem Blick auf die Charaktere und einer Mischung von Stilen, auch in den Arbeiten nur eines Zeichners, um zeitliche Sprünge noch besser voneinander abzusetzen. Aus dem Originaldrehbuch haben die Künstler ein pralles Buch mit einer stolzen Reihe von Bildern erarbeitet, die eine ebensolche Zahl an Facetten mehr bietet als der Kinofilm.
Eine sehr dichte Geschichte, die sich enorm Zeit ablässt, seine Charaktere vorzuführen, in ein paar interessante Nebenstränge abgleitet und einen Mann im Hintergrund hat, dessen Macht an wenigen, aber entscheidenden Stellen deutlich wird. Szenisch packend, ein moderner Western, der es in sich hat. 🙂
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Links:
www.rmguera.com (Homepage von R.M. Guera)
www.comicfestival-muenchen.de/?page_id=1634 (R.M. Guera auf dem Comicfestival München mit weiteren Infos zu DJANGO UNCHAINED)