Hope muss um jeden Preis vor den AVENGERS geschützt werden. Colossus will nicht länger warten und startet mit Magnetos Hilfe den Angriff auf den Helicarrier vor der Küste. Die ersten Schläge prasseln gegen die Gegner. Der rote Hulk nimmt es mit Colossus auf. Cyclops kämpft gegen Captain America. Emma Frost nimmt sich Iron Man vor. Und das Ding kämpft (wie in alten Zeiten) unter Wasser gegen Namor. Es ist ein großes Durcheinander, in der nur eine junge Frau einen kühlen Kopf zu bewahren scheint, nämlich jene, um die sich alles dreht: Hope.
Die Saga um AVENGERS VS. X-MEN vereint einige der besten Comic-Autoren und Künstler miteinander. Das Gegeneinander ist natürlich stets der Kern einer Superheldengeschichte. Gerade bei MARVEL haben in der Vergangenheit viele Auseinandersetzungen, auch unter den Helden selbst, entsprechende Narben hinterlassen. Die Rächer treffen nicht zum ersten Mal auf die X-Men, auch nicht in diesem Universum. X-Men waren auch schon Rächer. Es gibt also genügend Schnittpunkte. Doch nun gibt es einen Streitpunkt namens Phoenix. Die X-Men haben sie, die Avengers wollen sie. Beide Seiten wollen auf ihre Art die Welt retten.
Der Phoenix, oder auch die Phoenix-Kraft, will man es genau benennen, ist höchst zerstörerisch, im Gegensatz zu den stärksten Helden der Erde schon allgewaltig zu nennen, denn keiner ist ihr gewachsen, nicht einmal im Verbund. Das Marvel-Universum hat sich bereits stark mit dieser Kraft auseinandergesetzt. Es kostete das Leben von Jean Grey, um diese Kraft in ihre (vorläufigen) Schranken zu weisen. Nun wartet nach Jean Grey ein neuer Wirt auf den Phoenix. Die illustre Autorenriege mit Jeph Loeb, Ed Brubaker, Brian Michael Bendis, Matt Fraction und anderen setzt an diesem Punkt an. Zuerst befindet sich genau dieser Wirt im Mittelpunkt des Geschehens. Bis das Unvorstellbare geschieht. Phoenix sucht sich gleich fünf verschiedene Wirte.
Die Apokalypse droht. Der Phoenix, ein Symbol der Wiedergeburt, sucht den Weg zu einer besseren Welt, doch Allmacht geht allzu oft einher mit Wahn, auch Größenwahn. Wo Menschen die Allgewalt beherrschen, sind Herz und Hirn zu klein für diese Macht. Auch Mutanten wie Cyclops, Emma Frost, Namor, Colossus und Magik, die nun in einem wahrhaft anderen Licht erstrahlen, sind auf Dauer für diese Urgewalt nicht geschaffen. Für den Leser ist es natürlich sehr interessant, ihre Bemühungen für eine bessere Welt zu verfolgen, während die restlichen Helden, nach und nach auch die verbliebenen X-Men, Charaktere wie Wolverine und Professor X. Und es sind diese Konstellationen, die weiteres Unheil heraufbeschwören.
Sicherlich setzt die Saga um AVENGERS VS. X-MEN stark auf Action, denn das Aufeinandertreffen der verschiedenen Figuren hat natürlich ihren Reiz. Hervorstechend ist hier die Arbeit eines John Romita Jr., ein Zeichner-Veteran des Marvel-Universums, mit einer herausragenden Interpretation von Spider-Man (der als AVENGER auch dabei ist), liefert knallende Duelle zwischen Rächern und Mutanten ab. Ein roter Hulk ist hierbei immer noch gewöhnungsbedürftig. Die ursprüngliche grüne Variante, später von Olivier Coipel auf eine ganze Seite gebannt, ist ein Pin-Up der besonderen Art. Beide Künstler stehen stellvertretend für ein Feuerwerk der Superhelden-Action, das hier in Form und Farbe abgebrannt wird.
Innerhalb des Marvel-Universums selbst ist einmal mehr eine große Portion Misstrauen gesät worden. Ob House of M, Civil War oder Secret Invasion, in diesen Szenarien wurde das Misstrauen der Helden untereinander geschürt, bis Freund und Feind nicht mehr zu unterscheiden waren. So lösen sich auch diesmal die Reihen komplett auf, während ein komplett anderer Feind immer und immer stärker wird. Es ist eine kompromisslose Geschichte, die das Marvel-Universum nachhaltig umkrempelt und auch die Lesersicht auf diese Helden verändert. Waren die Helden von Marvel stets die gebrocheneren (im Gegensatz zu DC), ist der Knacks noch schwerwiegender als zuvor. Allenfalls der Tod von Captain America hatte ähnliche Folgen.
Ein Kracher, auf einen Nenner gebracht, den Marvel seinen Lesern hier serviert. Entsprechend hat man sich hier nicht lumpen lassen und ein paar der besten Comic-Macher an das Projekt gesetzt. Herausgekommen ist etwas, das man mit Fug und Recht (im übertragenen Sinne) einen Blockbuster nennen kann. 🙂
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