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Comic Blog


Donnerstag, 14. November 2013

GHOST MONEY 2 – Chamzas Augen

Filed under: Thriller — Michael um 9:15

GHOST MONEY 2 - Chamzas AugenEine Verbindung zum Leben ist das Sehen. Chamza fühlt sich in der Leere der unbekannten Etage irgendwo in einem Hochhaus von allem abgeschnitten, das sie kannte. Wo sind die, die sie kennt? Wo sind überhaupt alle? Leben bedingt auch Vergangenheit. Für den Dichter, Emir Umar el-Nur, gehört die eigene Vergangenheit zum Leben. Doch zu seiner Herkunft gehört auch das Wissen um den Tod des Vaters, der ihm immer noch ein Geheimnis ist. Die Sinnsuche nach der Wahrheit um die vergangenen Ereignisse stoßen beim eigenen Volk auf Unverständnis, sogar Ablehnung. Bislang hat Umar in den Augen seines Volkes wenig getan, um ihm gerecht zu werden. Noch hat er in ihren Augen das Andenken des Vaters geehrt.

Überwachung. Gerade in diesen Tagen des noch frühen 21. Jahrhunderts ist dieses heikle Thema hoch aktuell. In der zweiten Episode von GHOSTMONEY wird dieses Thema mit neuen, zukünftigen Techniken auf die Spitze getrieben. Doch warum all der Aufwand? Die Antwort findet sich schnell mit nur einem Wort: Geld. Neben famoser Technologie erhält der Leser gleichermaßen nicht nur einen Blick hinter die Kulissen von Agententätigkeit unterschiedlicher Nationalität, die Welt der Superreichen und der Hochfinanz darf ebenfalls nicht fehlen.

Lichtgestalten und potentielle Erlöser haben auch in den eigenen Reihen nicht nur Freunde und Weggefährten. So mancher sieht in diesen Menschen nur Magneten für Ärger, noch mehr Gewalt und Krieg. Emir Umar el-Nur sieht sich nicht nur den Anfeindungen des eigenen Volkes ausgesetzt. Hochtechnologiewaffen bereiten seinem Leben beinahe ein plötzliches und spektakuläres Ende. Diese Technologien, die sich nicht nur in Waffensystemen äußern, werden von Thierry Smolderen unangestrengt in die Handlung eingeflochten und mit einer Selbstverständlichkeit erzählt, als handele es sich um eine bestehende, bereits im Einsatz befindliche Technologie. Allerdings beschreibt er ihren Einsatz auch sehr zwiespältig. Es kommt eben immer darauf an, wer mit einer relevanten Technologie umgehen darf und sollte.

Neben einem deutlichen Hang zum Voyeurismus, auch mangelnder Professionalität einiger Agenten, fehlt auch klassisches Ambiente nicht. Wer im Zuge der Verfolgungen erwartete, auch die Charaktere selbst, es gelte sich nur vor den technologischen Möglichkeiten fremder Geheimdienste und Mächte in Acht zu nehmen, sieht sich bald getäuscht. Hier geht es ebenso handfest mit Explosionen und Schießereien, Anschlägen im großen und kleinen Stil zur Sache. Dabei entstehen, auch optisch, Szenen, die sich auch nicht hinter den Action-Einlagen eines Films über den Agenten mit der Lizenz zum Töten zu verstecken brauchen.

In einer tollen Sequenz offenbaren sich die Stärken der Erzählung wie auch des Grafikers. Vom Atlantik auf die Zugspitze und hinein in eine Hauptstadt eines Wüstenstaates, ein besseres Beispiel findet sich kaum für einen global erzählten Thriller. Dies sind zwar nicht die einzigen Schauplätze, dafür aber fällt gerade hier die gelungene Mischung, die perfekte Platzierung von Gegensätzen auf, die bereits nur für das Auge, ohne in diesem Moment auf Handlung und Text zu achten, Spannung und Aufmerksamkeit erzeugen. Diese noch obenauf, hier der terroristische Anschlag, dort eine snobistische Feier der High Society, runden die Sequenz zu einem filmischen Vergnügen. Hier trifft Thriller auf erzählerische Tiefe im Stile eines Babel. Thierry Smolderen gibt seinem Co-Künstler aber noch eine weitere Steilvorlage, die dieser ungeheuer fein umsetzt.

Comics leben nicht nur von der Handlung und den Schauplätzen, sondern besonders von den Charakteren. Dominique Bertail gestaltet nicht nur die beiden jungen Frauen sehr unterschiedlich. Sie bilden auf ihrer Seite der Waagschale einen auffälligen Gegensatz zu den manchmal vierschrötigen Männern, die für ihre Ziele über Leichen gehen. Chamza, im Zentrum der Geschichte stehend, hatte bislang eher ruhige Schauplätze. So entstand auch durch sie ein ausgewogenes Szenario. Dies ändert sich hier schleichend. Wenigstens ihre Freundin, durch deren Augen der Leser einen guten Teil der Handlung verfolgt, gerät bald in höchste Gefahr.

Ein sehr dichter Thriller mit vielen Schauplätzen und Charakteren, dessen roter Faden dank Thierry Smolderen nie verloren geht. Packender als der Auftakt, grafisch auf jeder Seite überzeugend, eine realistische Weiterentwicklung aktueller Krisenszenarien. Sehr gut. 🙂

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Oder bei Schreiber und Leser.

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