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Comic Blog


Mittwoch, 31. Juli 2013

ALIX SENATOR 1 – Die blutigen Flügel

Filed under: Thriller — Michael um 17:02

ALIX SENATOR 1 - Die blutigen FlügelEin guter Tag. Ein guter Tag, um den Jungen das Leben zu zeigen, wie man es genießt. Wie man jagt. Wie man sich an einem heißen Tag ein kühles Bad gönnt. Die Jungen sind allerdings von der Unzivilisiertheit der ländlichen Umgebung gar nicht begeistert. Widerwillig halten sie sich am Fluss auf und warten auf die Rückkehr ihres erwachsenen Begleiters. Schreie, ausgestoßen in höchster Not, locken die Jungen schließlich doch in den Fluss. Bevor sie die Biegung des Stroms erreichen, hinter der sie ihren Begleiter vermuten, stehen sie plötzlich in rot verfärbtem Wasser. Blut!

Cäsar ist tot. Es lebe Cäsar. Augustus ist der erste Kaiser des römischen Kaisers, doch noch ist da Leben noch nicht so geordnet, wie es der mächtige Herrscher gerne hätte. Alte Wegbegleiter sterben unter ungeklärten Umständen. Der Adler, das Zeichen Roms, wird zum Unheilsbringer. Wenn das göttliche Tier, das Zeichen der Macht Jupiters, sich gegen die Mächtigen Roms stellt, jene, die für den Aufstieg des neuen Kaisers mitverantwortlich waren, wie lange kann sich Augustus dann an der Macht halten? Nach Jacques Martin, dem ursprünglichen Künstler hinter der Figur des ALIX, die zu den langlebigsten Comic-Reihen überhaupt gehört, entstand dieser neue Handlungsstrang, der sich mit der Senatorenzeit der Figur befasst. Gleich tritt der Jugendbuchcharakter in den Hintergrund und eine detektivische Handlung im Stile von S.P.Q.R. von John Maddox Roberts oder den Romgeschichten von Steven Saylor tritt in den Vordergrund.

Thierry Demarez geht die Lösung der Darstellung des römischen Reiches filmisch an. Nicht zum ersten Mal stehen Figuren wie der blinde Mönch Jorge de Burgos (aus Der Name der Rose) Pate für einen Comic, hier für den blinden obersten Auguren Roms. Nuancen in den Gesichtsausdrücken machen aus den Figuren echte Charaktere, so echt, dass man sich gewünscht hätte, einem Agrippa zum Beispiel wäre eine größere Rolle zugefallen. Historisch bedingt muss der Leser darauf verzichten. Allerdings sei auch darauf hingewiesen, wie versiert Demarez Quellen nutzt und ein Agrippa im Comic dem Agrippa, wie der historisch Interessierte ihn von alten Büsten her kennen mag, nachempfunden ist.

Die Figuren des Alix und des Augustus wirken lang gediente englische Schauspieler, enorm präsent in ihren jeweiligen Bilder, wie ein gereifter Peter O’Toole vor der Kulisse eines Filmes wie Gladiator. Dieses Rom, es besitzt einen skizzenhaften, organischen Stil. Dies mag auch einem Denis Bajram geschuldet sein, der die grafische Leitung des vorliegenden Albums hatte. Comic-Fans kennen den technisch sehr versierten Bajram eher von SciFi-Krachern wie Universal War One und Cryozone. Das Altertümliche, dessen Illustrationen auch in Lehrbüchern Platz finden könnten, zeigen ein lebendiges, ein gebrauchtes Rom, in dem geliebt, intrigiert und gekämpft wird.

Ungewöhnliche Kämpfe und Attentate: Das Geheimnis hinter den Ermittlungen von Alix soll hier natürlich nicht gelüftet werden. Es besitzt zwar nicht ganz das Rätselhafte eines Romans von Umberto Eco (um bei dem oben genannten Beispiel zu bleiben), kann aber durchaus mit Werken von John Maddox Roberts mithalten, enthält sich aber des Humors, den dieser amerikanische Autor über seine Hauptfigur gerne einbaut, eines Ermittlers, der gerne einmal Kultiviertes bitter in Frage stellt. Alix ist anders. Alix ist ein sehr rigoroser Römer, fest eingebunden und aufgrund seiner Ernsthaftigkeit, seines Maßes an Disziplin hoch angesehen bei den Herrschenden. Das Ungestüm der Jugend hat er hinter sich gelassen. Dieser Alix denkt erst, dann handelt er.

Ein klasse Auftakt eines neuen römischen Ermittlers, mit neuen Rätseln, die sich auch innerhalb der römischen Geschichte bewegen und die Lücken aufgreifen, die innerhalb der Historie zurückgeblieben sind. Fein illustriert, nicht nur für Rom-Fans interessant. 🙂

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Freitag, 26. Juli 2013

Pelikan Protokoll 2 – Zweite Phase

Filed under: SciFi — Michael um 18:15

Pelikan Protokoll 2 - Zweite PhaseEinheit 4 fürchtet sich nicht vor der Verwendung der realen Namen. Einheit 4 will den Zustand der Gefangenschaft nicht als von Gott oder höheren Mächten gegeben hinnehmen. Einheit 4, Isabel, will hier raus. Furcht ist nicht der einzige Antrieb, aber es ist der Antrieb, der alsbald schon den Kreis der Einheiten verlässt und auf die Berater übergreift. Ein geschlossenes System steht niemals für sich allein. Die einschließenden Mechanismen gehören dazu, mögen sie sich noch so sehr abgrenzen oder distanzieren wollen. Wer beobachtet die Beobachter? Das ist keinem so richtig klar. Es werden Instruktionen ausgegeben und diese werden befolgt. Ohne Widerspruch.

Eine falsche Hoffnung. Isabel will die ihre nicht aufgeben. Ein Fluchtversuch folgt dem nächsten. Immer wird sie gefasst, landet in einer Sackgasse oder erhält die totale Ernüchterung, die ihr die Ausweglosigkeit der Lage aufzeigt. Doch plötzlich keimt eine Hoffnung, die sich als echte Chance herausstellen könnte. Richard Marazano ist ein recht gemeiner Autor, der mit seinen Charakteren tatsächlich wie mit Versuchsmäusen spielt. Und damit sind alle vorkommenden Charaktere gemeint. In der Welt drinnen wie auch draußen. Nachdem sich die Verfahrensweisen innerhalb des Gefängnisses eingespielt haben, die Bedrohung für die Insassen einschätzbar geworden ist und ihnen sogar gewisse Freiheiten der Kommunikation zugestanden wurden, wendet sich da Blatt auf einmal völlig. Freiheit. Alle Kameraden und Berater sind verschwunden.

Die Ausgangslage des ersten Bandes verschärft sich. Hatte der Leser Gelegenheit, für eine Seite Partei zu ergreifen (für die der Gefangenen natürlich), verschleiert Autor Richard Marazano die Anfangssituation mit einem schönen Trick. Plötzlich, nachdem man als Leser auch dachte, man wisse, wo der Hase lang läuft, gewinnen die Gefangenen Freiheiten, die sie zunächst auch zwischen Ratlosigkeit und Verwirrung hin und her wechseln lassen. Das ist sehr ausgeklügelt erzählt und kann sich mit entsprechend verschachtelt erzählten TV-Blockbustern (Fernsehserien mit Suchtfaktor) auf Augenhöhe messen. Überhaut wird man den Verdacht nicht los, als habe sich Marazano moderne mediale Erzähltechniken angeeignet, um diese dunkle Science-Fiction-Geschichte zu kreieren. Erzählen hat eben auch viel mit Handwerk zu tun.

Alles bloß ein Test? Ein Wissenschaftler löst Rubiks Zauberwürfel, jenes zeitlose Spielzeug zur Beförderung logischen Denkens, während er kühl über die wissenschaftliche Arbeit von Gefangenen und die Verwendung von Placebos doziert. Überwachungskameras laufen, die Daten werden aufgezeichnet. In grünlichem Licht entsteht eine unterweltliche Stimmung, weniger wissenschaftlich als verkappt höllisch. Jean-Michel Ponzio hält die hohe grafische Qualität bei, lässt die Realität in wahnhafte Bilder abgleiten, bis ein paar Worte fallen, die sich im Zusammenhang mit Wissenschaft eigentlich verbieten.

Die Stimmung, nicht farblich, dafür in den Mienen der Einheiten, die ihre Gefängniszellen verlassen, wird heiterer, aufgeregter, hoffnungsvoller, als sei nach der Apokalypse eine Zeit des Aufbruchs gekommen. Man organisiert sich verhalten und auch nicht einheitlich. Dank Jean-Michel Ponzio hat man als Leser zeitweise den Eindruck eines Kaleidoskops. Menschliche Gesichter bilden einen Querschnitt verschiedenster Emotionen, die, je mehr Ponzio mit Licht und Schatten spielt, immer eindringlicher werden und dem Leser jeden Abstand nehmen.

Wäre es ein Theaterstück, wäre es beste Studioatmosphäre, fast ebenso ein Experiment, mit dem Leser ebenfalls in der Riege der Einheiten. Nur selten ist man als Leser so nah dran. Die Charaktere fesseln, diejenigen, die sich noch mehr entblößen als andere, reißen mit. Mit einem Hinweis von Richard Marazano, auf Leon Festinger, gibt der Autor auch gleichzeitig einen Hinweis, welche Theorien dieser Geschichte zugrunde liegen. Einmal mehr ein intelligentes Thema, in diesem Fall dramatisch, anschaulich (im Wortsinn) verpackt.

Unglaublich gut, aber keine leichte Comic-Lektüre, die mal eben so gelesen werden will. Sicherlich typisch Marazano, aber auch näher am einzelnen Charakter und näher am Leser. Tolle Science Fiction im besten Sinne eines frühen Michael Chrichton mit einer Spur Arthur C. Clarke. 🙂

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Donnerstag, 25. Juli 2013

Pelikan Protokoll 1 – Erste Phase

Filed under: SciFi — Michael um 9:50

Pelikan Protokoll 1 - Erste PhaseDer menschliche Geist, vielfach erforscht und doch gibt es so viel zu lernen und zu erfahren. Die vielfältigen Abläufe des Gehirns, das komplexe Zusammenspiel einer inneren und einer äußeren Welt hat sich bisher, sehr zum Verdruss mancher Institution, einer genauen Steuerung von außen, einer regelartigen Verhaltensweise entzogen. Die Willkür des menschlichen Geistes wird zur Bedrohung, so scheint es und einige Mächtige im Hintergrund sind nicht gewillt, die Menschheit wie einen führerlosen Zug in die Zukunft rasen zu lassen, an deren Ende nur eines warten kann … Auslöschung? Was wie ein Experiment beginnt, erinnert auch an ein Spiel. Selbst jene, die das Experiment leiten, sind sich nicht im Klaren über den genauen Verlauf. Nur einer scheint den Überblick zu besitzen: A.D.A.M.

Weltweit werden Menschen entführt. Die Auswahl ist scheinbar willkürlich. Sie verschwinden einfach und finden sich zusammen in einer Art Gefängnis. Zuerst protestieren sie. Sie haben Angst. Sie verweigern sich. Versuchen zu entkommen. Bis sie sich in das Unvermeidliche fügen. Fast alle. Was wäre wenn? Experimente mit Menschen, Erwachsenen wie auch Kindern, sind nicht neu und in den weiten Bereichen rund um das menschliche Gehirn und dem Verhalten in bestimmten Situationen immer wieder gern probiert. So werden diesen Probanden getestet und Situationen ausgesetzt, die insbesondere gern an Charakteren rüttelt. Die Versuchsanordnung, die von Richard Marazano (Der Schimpansenkomplex) hier ersonnen wurde, ist ein wirklich gruseliger Ausgangspunkt.

Das Gefängnis, dem Umstand nach zweifellos ein solches, gewinnt durch eine Umbenennung kaum an Qualität, erhält aber einen etwas freundlicheren Charakter, indem die Insassen neutraler als Einheiten, die Bewacher als Kameraden, die experimentierenden Ärzte als Berater bezeichnet werden. Allesamt sind sie die Bewohner. Richard Marazano beschreibt eine Hölle für Menschen, die sich offensichtlich nichts haben zu schulden kommen lassen und sich nun zur Hilflosigkeit verdammt sehen. Denn neben der ungeklärten Frage nach dem Warum für ihren Gefängnisaufenthalt, haben sie auch keine Ahnung Wo sie sich befinden.

Jean-Michel Ponzio, der zusammen mit Richard Marazano schon Der Schimpansenkomplex schuf, hat es hier mit einer Geschichte zu tun, die weniger mystisch, dafür umso menschlicher in Szene gesetzt wird. Die Umgebung des Gefängnisses ist kalt, stählern, eisern, wie das Innere einer längst verlassenen Fabrik, die eigens zu diesem Zweck umgebaut oder angepasst wurde. Jean-Michel Ponzio arbeitet stilistisch, als setze er eine Fotoserie in Zeichnungen um. Jede Figur ist zu jeder Zeit, in jeder Haltung und Perspektive wiedererkennbar. Es ist eine grafische Lösung, die sich keinen Fehltritt, keinen falschen Strich leistet. Es ließe sich auch sagen, dass Ponzio die optische Dokumentation für seine Zusammenarbeit mit Marazano entdeckt hat.

Diese Stilistik, die durchaus auch sehr kühl ist, sezierend, nüchtern, klar setzt jeden vorkommenden Charakter den voyeuristischen Blicken des Lesers aus. Jeder Charakter, Kameraden und Berater eingeschlossen, ist auf dem Prüfstand. Das ist bei der klinischen Atmosphäre binnen kurzer Zeit gruselig, ein unheimlicher Thriller, der auch durch die Zwielichtfarben, die vorherrschende künstliche Beleuchtung im Inneren des Gefängnisses befördert wird. Tageslicht dringt in den Innenbereich dieses Ortes nicht vor.

Die Vorgeschichte, oder auch Einleitung, ist kurz. Zwischeneinschübe (nicht jeder Mensch kann so einfach verschwinden, ohne dass nicht wenigstens einen gibt, dem dieses Verschwinden auffällt) zeigen die Welt außerhalb des Gefängnisses. In der relativ nahen Zukunft handelnd, präsentiert sich Hoffnungslosigkeit in smoggelbem Licht, leicht diesig. Drinnen oder draußen, ob Macht oder Ohnmacht, so geben es die Bilder wieder, es ist sich alles eins und macht keinen Unterschied.

Faszinierend. Kann mehrmals gelesen werden, ist vielschichtig, auch zwischen den Zeilen. Richard Marazano hat seine Technik für Plot, komplexe Handlung und Charaktere einmal mehr perfektioniert. Technisch perfekte Zeichnungen komplettieren diesen SciFi-Thriller und Auftakt einer vierteiligen Erzählung. 🙂

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Montag, 22. Juli 2013

Der ultimative Spider-Man – Folge 3

Filed under: Comics im Hörspiel — Michael um 16:03

Der ultimative Spider-Man - Folge 3Jemand wie Peter Parker kann einfach nicht Spider-Man sein! Unmöglich! Doch einer wie Flash Thompson, sportlich, dem äußeren Auftreten nach ein Macher, ein Spur zu großmäulig vielleicht, der könnte sich sehr gut unter dem Spinnenkostüm verbergen. Der Taskmaster, ein früherer Agent S.H.I.E.L.D. erhält von Dr. Octopus den Auftrag, Spider-Man zu fangen. Sicher scheint nur zu sein, dass sich der Mensch hinter dem Spinnenkostüm häufig an der oder in der Nähe der High School aufzuhalten scheint. Der Taskmaster schleust sich als Sportlehrer in die Schule ein. Heimlich stellt er eine Auswahl möglicher geheimer Superhelden zusammen. Als die Falle steht, schlägt er zu. Nun muss sich Spider-Man offenbaren. Wenn er überleben will.

Tilo Schmitz ist der Taskmaster! Der Sprecher, dessen Stimme bereits Hellboy das nötige Volumen mit einem enormen Bass verlieh, lässt diesen Bösewicht in der zweiten Episode des vorliegenden Hörspiels ordentlich krachen. Eine Rangfolge der beiden vorliegenden Geschichten zu finden, fällt schwer. Beide verfügen über reichlich Witz und Action, doch schlägt bei beiden der Schwerpunkt in eine entgegengesetzte Richtung aus. Die erste Episode, Iron Spider besitzt mehr Humor, die nächste Geschichte Taskmaster legt mehr Wert auf handfeste Action. Der Taskmaster, ein Gegner, der binnen kurzem die Kampftechniken eines Kontrahenten abschauen und selber anwenden kann, bietet sich für ein solches Szenario an.

Mit einem simplen Trick schleust sich der Taskmaster, der den inkognito agierenden Spider-Man an einer High School vermutet, als, wie kann es anders sein, Sportlehrer ein. In einem sehr anschaulich geschildertem Finale, auch dank des Erzählers Gordon Piedesack, der die Bilder im Kopf in humorvollem Ton transportiert, entsteht ein stimmiges Spektakel, das zeitweilig im Dunkeln handelt. Das ist rasant, einfallsreich und durch einen glänzend aufgelegten Nico Sablik, als Spider-Man, ein genialer Spaß, der durch eine vielfältige Geräuschkulisse die Bilder der zugrunde liegenden Zeichentrickserie kaum vermissen lässt. Hier offenbaren sich einmal mehr die Stärken dieser Umsetzung, wo nicht nur die Dialoge und Beschreibungen stimmen, sondern das Hörspiel durch den originalen Klangteppich zu punkten vermag, der in Hörspielen so nicht die Norm ist.

Iron Spider! Ein eiserner Spider-Man? Ein verbesserter Spider-Man? Einer, der fliegt? Da steckt doch wohl ein anderer eiserner Held dahinter! Iron Man, wie immer lässig rübergebracht von Tobias Meister, der Kinostimme von Tony Stark alias Iron Man, hat sich ein paar Gedanken zum Auftreten von Spider-Man gemacht. Der junge Held könnte leistungsfähiger sein … Die Betonung liegt auf leistungsfähiger und hier insbesondere auf fähig, denn neue Gerätschaften wollen beherrscht werden. Wie schnell High-Tech zum berühmten Schuss in den Ofen werden kann, zeigt das mit Action bis zum Rand geladene Desaster in Iron Spider.

Fans von Sherlock Holmes, genauer von Dr. Watson dürfen sich über einen Gastauftritt von Peter Groeger freuen, der hier den Hausmeister spielt, jenen Part, den im englischen Original niemand anderer als Stan Lee persönlich innehat. Also auch im Zeichentrick kann der Meister nicht auf einen Cameo-Auftritt verzichten. Nur hat man im Hörspiel leider nichts davon.

Die Helden sind etabliert, das Spiel verläuft noch flüssiger, die Gegner noch unterhaltsamer. Der Taskmaster ist ein Höhepunkt und ein sehr guter Auftritt, gehört er doch im Marvel-Universum zu jenen Bösewichtern, die leider nicht so oft zu sehen sind (zu unrecht). Eine sehr unterhaltsame Hörspiel-Adaption, leider die dritte und bislang letzte Folge. 🙂

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Freitag, 12. Juli 2013

Die Chroniken des schwarzen Mondes 0

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:12

Die Chroniken des schwarzen Mondes 0 - Grausames SpielDie Burgruine hat schon lange keinen Glanz und keine gesellschaftlichen Ereignisse mehr gesehen. Es gibt einen Burgherren, einige wenige Bedienstete, ein Dorf am Fuße des Berges, doch Pracht und Macht sind vergangen. Einzig die junge Frau auf dem Burgturm, die täglich mit den Winden singt, lässt ein Herz in diesen trüben Mauern erahnen. Und es sind diese Winde, diese durchsichtigen Männer und Frauen, die durch die Luft gleiten, unerkannt alles sehen, die den Teufel auf die Spur der jungen Frau bringen. Es sind diese Winde, die das Kind auch erziehen und sogar schulen werden und es, beizeiten, sogar beschützen. Doch all das hilft nichts, denn das Schicksal des Kindes ist vorbestimmt und niemand wird sich dagegen auflehnen können.

Der Teufel will ein Kind! Und er will es nicht von irgendeiner Frau. Sie muss die schönste sein, die sich finden lässt. Da spielt es keine Rolle, ob sie vermählt ist oder nicht. List und Tücke, ein wenig Mummenschanz genügen und schon ist es geschehen um die junge Frau, die den Tag in Einsamkeit an der Seite eines alten, grantigen und misstrauischen Gatten verbringt. F. M. Froideval entwirft eine bitterböse Entstehungsgeschichte seines dunklen Helden Wismerhill I.. Auf der Erde beginnt es in Schönheit, in der Hölle ist der Anfang eine finstere Wette zwischen Luzifer und dem Dämonenfürsten Pazuzu.

Die Vorgeschichte zu Die Chroniken des schwarzen Mondes werden sehr märchenhaft geschildert und bei aller Dramatik, bei allen tragischen Ereignissen kann sie auch mit einigen sehr schwarzhumorigen Szenen aufwarten. Der Teufel hat seine Hand im Spiel und der Teufel versteht Spaß, finsteren Spaß. Beispielhaft ist seine Verwandlung in einen Prinzen samt Gefolge. Das Gefolge, bestehend aus Dämonen aller Arten, hat sich nur auf sein Äußeres zu achten, sondern auch auf sein Verhalten. Wer nicht spurt … nun, es gibt noch viele andere Dämonen, da, wo diese herstammen.

Interessant ist des Teufels Macht über die Winde. Denn diese stehen ihrem Herrn doch ein wenig skeptisch gegenüber. Außerdem besitzen Mitgefühl. Diese Eigenschaft ist dem Teufel völlig fremd, allerdings kann er (nicht immer) Nachsicht zeigen (wenn es seinen Zwecken dient, versteht sich). Die Geschichte verläuft über verschiedene Etappen, zeigt den Knaben als Säugling, gehegt von den Winden und der Mutter. Der Leser entdeckt den kleinen Jungen, der sehr bald seinen ersten Schicksalsschlag hinnehmen muss. Fabrice Angleraud liebt das Spiel mit den Gesichtern, die er in Schlüsselszenen gerne besonders groß und frontal zum Betrachter abbildet. Der Teufel ist ein gern gesehener Kopf, aber auch der Ziehvater des Jungen, der gehörnte Ehemann, bringt ausdrucksstarke Mienen auf das Papier.

Diese Miene ist mit all ihren Emotionen, Hass und Missgunst vorneweg, stets beeindruckend anzuschauen, besonders am Tage des ersten großen Schicksalsschlages. Darüber hinaus sind die Zeitrafferszenen aus der Jugend des Jungen sehr fein gestaltet, mit kleinen Einzelheiten, reich an Blickwinkeln. Es sind auch Szenen, die über den späteren Charakter des Jungen hinwegtäuschen werden. Wenn dieser sich zum ersten Mal auf den Jagd befindet und vor (sehr knuffig gestalteten) Kaninchen das Weite sucht, da er sie für Monster hält, ist das schön für das Auge und das Zwerchfell.

Die Anordnung der Bilder, sicherlich durch mittelalterliche, auch kirchliche Fenstertechniken inspiriert, zieht sich nicht selten über eine Doppelseite, zentriert eine Figur oder stellt zwei Protagonisten einander gegenüber. Frontal gegeneinander oder im Anschnitt, zum Betrachter hin orientiert: Fabrice Angleraud will den Leser mit seiner Anordnung einfangen, einbeziehen und erweckt auf diese Weise eine noch größere Nähe zu einem Märchen, wie es auch aus Bilderbüchern her bekannt sein kann. Gegen Ende allerdings verliert die Handlung das Märchenhafte. Der Held formt sich, erhält sein Gesicht, verliert jegliches Gefühl. Diese Enttarnung fällt entsprechend drastisch aus.

Wie kam es zu Chroniken des schwarzen Mondes? Wie nahm alles seinen Anfang? Niemand wird böse geboren, so heißt es. Zum Beweis lässt Autor F. M. Froideval seinen Helden Wismerhill sehr langsam in die Dunkelheit hinübergehen, malträtiert durch den wahren Vater, den Teufel. Ein überzeugendes Märchen, sehr schön gezeichnet, auch märchenhaft angeordnet im Stile früherer Techniken, ist die Nummer 0 der Chroniken des schwarzen Mondes nicht nur für Fans der Erfolgsreihe einen Blick wert. 🙂

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Montag, 08. Juli 2013

Troll von Troy 15 – Fellkugeln 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 9:59

Troll von Troy 15 - Fellkugeln - Teil 1Trolle lassen sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen. Ist der Gegner auch so gigantisch und überragt sie um viele Haupteslänge, lassen vereinte Kräfte dem feindlichen Ungetüm keine Chance. Ohne Hirn überlebt auch ein Monster nicht lange. Apropos Hirn! Das müssen die Trolle alsbald ziemlich anstrengen, denn ihr Dorf ist winzig klein geworden, der Rest der Welt ist plötzlich riesengroß geworden … Eins von beiden muss passiert sein. Nun haben die behaarten Kerle (und Frauen) zwar nicht den überragenden Intellekt, den ihr Grinsen vermuten lässt, dafür allerdings verfügen sie über Beharrlichkeit und einen gewissen detektivischen Spürsinn. Dann kann das Abenteuer auch schon beginnen.

Das Schöne an den Trollen ist, na, benennen wir es ruhig … dass sie ziemlich blöd sind. Und es ist ihnen total egal! Christophe Arleston stellt die stoffeligen, über alle Maßen verfressenen, aber findigen (das muss man ihnen lassen) Fellkugeln vor eine sehr, sehr schwere Aufgabe. Aus den Jägern werden zwar nicht Gejagte, doch wenn ein Jäger auf die Größe eines Däumlings geschrumpft wird, erleichtert diese Umstellung sein Leben nicht besonders. Außer der Größe ändert sich nichts. Das bedeutet: vielleicht sind sie nicht klein, sondern die Welt ist groß?! Ein Troll hat nun einmal seine ganz eigene Logik. Sie wurden nicht geschrumpft, die Welt wurde vielmehr vergrößert. Das Rätsel wurde also erkannt. Müssen nur noch die Verursacher her, damit sie dieses Malheur rückgängig machen.

Christophe Arleston kann mit diesem Plot nicht mehr falsch machen. Er stellt den Trollen (samt der kleinen Menschin Waha, die sich für einen Troll hält) ein schurkisches Pärchen gegenüber, abgebrüht und voller Bauernschläue, egoistisch durch und durch. Da begegnen sich die richtigen Gegenspieler, könnte man sagen, denn die beiden Seiten überraschen einander (den Leser allerdings auch) stets aufs Neue. Wenn Trolle, die in einer Truhe eingesperrt sind, versuchen, mittels Fürzen den Druck zu erhöhen, damit der Truhendeckel aufgesprengt wird, dann bleibt im wahrsten Sinne des Wortes kein Auge trocken.

Schon Jack Arnold, Jonathan Swift und Pierre Serron wussten, dass verkleinerte Menschen Potential für eine Geschichte haben. In einer fremden, sehr fantasievoll geratenen Welt ist für Arleston alles möglich. Er muss nicht einmal eine Hommage einfügen, er lässt seine Trolle agieren, als gäbe es kein Morgen. Da werden die riesigen Gegebenheiten gnadenlos zur Zwerchfellreizung benutzt, über und unter der Gürtellinie, auch im wahrsten Sinne des Wortes. Arleston ist ein Freund der Anspielungen und dieses Spiel beherrscht er perfekt.

Dafür hat er mit Jean-Louis Mourier weiterhin einen sagenhaft guten Troll-Zeichner an seiner Seite, der den Aberwitz, den Schalk im Nacken der kleinen Fellkugeln perfekt einzufangen versteht. Waha, die Menschin, die von einem Troll zur Tochter erkoren wurde, gehört mit ihrem Papa zu den Hauptfiguren. Pröfy, der um ihre Aufmerksamkeit buhlt, bleibt eher blass, dafür reißt der tollpatschige Roken alles heraus. Selber ziemlich auf Waha fixiert, will er unbedingt beweisen, war für ein Held er ist, Verzeihung, sein kann. Ein wilder Ritt auf einem Wagenrad, eine Verfolgungsjagd und ein Kampf gegen eine Ratte sind die Vorläufer zur Wiedervereinigung der vier Helden, die sich war als Puppen zeitweilig tarnen, aber dennoch an ihrem Miniaturgeruch erkannt werden.

Mouriers feiner Strich ist immer einen zweiten Blick wert. Dünnste Tuschestriche, sorgfältig, sehr organisch gesetzt, zeigen den Irrsinn in einem kleinen Mädchengesicht, die ein neues Spielzeug entdeckt, die Frivolität in einem Antlitz einer Gaunerin, den grimmigen Mut in einem Trollgesicht, hinter dem ein Gedanke schon ein wenig langsamer unterwegs ist. Die Kugräth, deren Kopf sehr an die Moai, die Statuen auf den Osterinseln, erinnert, sind gegen Ende des ersten Teils dieser Handlung nur die Einleitung zur Verbeugung vor einem der B-Movie-Klassiker der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Mourier folgt einmal mehr mit starkem humoristischem Ausdruck den Vorgaben seines Autors Arleston.

Tolle Trolle: Arleston und Mourier kreieren hier so etwas wie ein Paradebeispiel einer tollen Fantasy-Komödie, in der alles stimmt. Viele humoristische Register werden gezogen, von feiner Komödie über alberner Klamotte bis zu hammerhartem Irrsinn. Mit den Trollen lässt sich alles machen. Ein Höhepunkt aus der Feder dieses Comic-Duos. 🙂

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Mittwoch, 03. Juli 2013

Der ultimative Spider-Man – Folge 2

Filed under: Comics im Hörspiel — Michael um 11:17

Der ultimative Spider-Man - Folge 2Ist Spider-Man ein Pyjama tragender Weberknecht? Schwer zu sagen, ob Nova vielleicht recht hat. Nachsitzen müssen alle beide. Agent Phil Coulson, gewohnt charmant gesprochen von Till Hagen, zeigt den neuen Superhelden, dass für die Teenager nach der Schule noch andere Lektionen warten. Der Chef von S.H.I.E.L.D., Nick Fury, triezt die jungen Superhelden ordentlich. Da müssen zunächst White Tiger, Iron Fist und Power Man anfangs zurückstehen. Da Spider-Man und Nova mit aller Macht gegeneinander antreten und sich gegenseitig zu übertreffen suchen, bleibt für die anderen nicht mehr viel zu tun.

Rasanter! Durch den neuen Verbund um Spider-Man entstehen Spannungen und Rivalitäten, die in einer wahren Katastrophe gipfeln. Als Hörer kann man an dieser kleinen (eigentlich eher doch ziemlich großen) Reiberei seinen Spaß haben. Wenn ein Held glaubt, sich bei Nick Fury einschmeicheln zu können, wenn er den gefährlichsten Supergangster Dr. Doom fängt und dabei etwas zuwege bringt, das vor ihm noch keiner geschafft hat, dann kann das bei allem Übermut nur schief gehen.

Freche Sprüche, eine gehörige Portion Eigenironie gehören zu Spider-Man dazu. Da der Held nicht alleine daher kommt, gibt es auch eine geballtere Ladung dieses Humors. Zwei Episoden sind hier zusammengefasst: Verdammnis und Venom. Gleich aus dem Heldenalltag gegriffen, mit allerlei Frotzeleien zwischen Spider-Man und Nova, ist Verdammnis. Den Originaltönen der Fernsehserie entnommen, bekommt der Hörer hier einiges um die Ohren, denn wo sich der Einstellung Nick Furys nach (gesprochen von Engelbert von Nordhausen) die Nachwuchshelden mit dem gefährlichsten Schurken überhaupt anlegen, da muss es ganz einfach krachen.

Der Witz an der Sache ist außerdem: wenn du denkst, es ist vorbei, geht es erst richtig los. Die Stimme von Nico Sablik füllt Spider-Man perfekt aus. Jugendlich, smart kennen Kinobesucher seine Stimme auch jüngst von Captain Kirk, gespielt von Chris Pine. In feinen Gegensatz dazu, immer für ein Rededuell gut, steht Wanja Gerick als Nova. An ihm kommen SciFi-Fans nicht vorbei, ist er doch die Stimme von Anakin Skywalker, gespielt von Hayden Christiansen.

Rotzfrech, auch stets ein wenig genervt von den pubertierenden Bengeln um sie herum spielt Anne Helm die White Tiger Gleich mehrere Helden haben sich diese Identität geteilt. Der Charakter der Ava Ayala ist inzwischen die fünfte Inkarnation mit diesem Heldenkostüm. Äußerlich ist sie wie eine helle Variante des Black Panther. Taugt sie auch nicht gerade als Mittlerin zwischen den Jungen, da diese sich doch mehr vor ihr produzieren suchen, als sich von ihr anleiten zu lassen, haben Charaktere wie Nick Fury, Agent Phil Coulson und schlussendlich Norman Osborn mehr Einfluss.

Die Osborn-Familie, stimmlich prominent besetzt mit Bernd Vollbrecht (Norman) und Kim Hasper (als Harry Osborn), der seine Rolle auch in den Spider-Man-Filmen mit Tobey Maguire sprach, als deutsche Stimme von James Franco. Anhand der Besetzung ist klar, dass hier Kino für die Ohren entsteht. Damit die Bilder dazu im Kopf noch besser entstehen, erzählt Gordon Piedesack jene Zeichentricksequenzen, die dem Zuhörer ansonsten zwangsläufig entgehen würden. Wie aus der ersten Folge her gewöhnt, spricht Piedesack seinen Anteil sehr humorvoll, mit einem Lächeln in der Stimme und unterstreicht den Witz, den die Geschichten ohnehin bereits transportieren.

Venom, der Titel der zweiten Episode auf der vorliegenden CD, entsteht etwas anders, als es der Leser der Marvel-Comics kennt. Zwar ist Spider-Man indirekt an seiner Entstehung beteiligt, allerdings stecken Doc Ock und Norman Osborn auch noch in der Angelegenheit drin. So, wie es in dieser Neuerzählung geschildert wird, könnte aus Venom etwas noch Größeres und Gefährlicheres daraus werden, als es von den bisherigen Ereignissen her bekannt ist (auch in den zahlreichen Variationen).

Fetzig. Tolle Sprecherleistungen, guter Erzähler: ein prima Team bringt die Serie auch perfekt für das Medium Hörspiel rüber. Für Hörspielfreunde und Comic-Fans gleichermaßen geeignet. 🙂

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