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Comic Blog


Mittwoch, 26. Juni 2013

THEODOR PUSSEL Gesamtausgabe 3

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:57

THEODOR PUSSEL Gesamtausgabe 3Ein ganz eigenes Leben: Theodor Pussel betreibt seine Kokosnussplantage irgendwo im indonesischen Archipel. Man schreibt das Jahr 1933. Fernab Europas gibt es Arbeit, Einsamkeit und Geschäft. Eine Frau passt da nicht hinein. Umso erstaunter ist Theodor Pussel, als ihn eines Tages einmal mehr die Vergangenheit einzuholen scheint. Chouchou ist gekommen! Ohne sich vorher anzukündigen, betritt die junge Frau die Insel und Herr November, inzwischen in den Diensten Theodors, weiß es sogleich: das wird Ärger geben. Bösen Ärger. Ein Grund ist Eifersucht. Damit allein könnte Theodor Pussel umgehen, bedrohte man nicht auch einmal mehr sein Leben und das der Menschen um ihn herum.

Betrachtet man die Erzählung über das Leben von Theodor Pussel, fällt sehr schnell auf, wie sehr sich diese Handlung vom Hauptstrom unterscheidet. Wie sehr sie von anderen Einflüssen geprägt ist, als jene Bestseller und Blockbuster, die es in die öffentliche Wahrnehmung schaffen. Die dritte und abschließende Gesamtausgabe von THEODOR PUSSEL wartet mit einem tollen redaktionellen Teil auf, der gerade einen sehr anschaulichen Blick hinter die Kulissen, in die Entstehung und Weiterentwicklung dieser ungewöhnlichen Figur gestattet. Die Handlung bietet keinerlei Komik, ist aber nicht gänzlich humorlos. Sie bildet eine vergangene wie auch aus europäischer Sicht ferne Ecke der Welt ab, in der die Uhren anders ticken. Es ist allein dieser Gegensatz, wieder aus der Sicht des Lesers, der es so spannend macht, dem Leben von Theodor Pussel zu folgen, das gleichfalls als großes Abenteuer bezeichnet werden kann.

Der redaktionelle Teil gibt nicht nur vorzüglich Auskunft über die textliche Arbeit des Künstlers Frank Le Gall, es zeigt auch Le Galls schöne Farbtechnik, die so nur in einem Album zum Einsatz kam. Neben diesen Ausflügen, die von Skizzen ergänzt werden, darf der Leser einen blick auf eine nie in dieser Form vollendete Variante von Das ganze Jahr November werfen. Herr November, eine Figur, die zeitweilig wie ein schlechter Schatten um Theodor Pussel herumschwebte, kehrt zurück. Frank Le Gall unternimmt einen Ausflug in andere Gefilde, indem er eine deutliche Hommage an klassische Krimis im Stile einer Agatha Christie entwirft, eine ominöse Theatertruppe eingeschlossen, wie sie der Krimifan auch in Vier Frauen und ein Mord vorfinden durfte. Wer weitere Parallelen sucht, wird sie in der Umgebung finden. Statt eines Zuges wie in Mord im Orient-Express ist es hier ein Schiffsfahrt, die den Kreis der Verdächtigen deutlich einschränkt. Und ein Entkommen unmöglich macht.

Doch das ist vorgegriffen. Zuvor beschäftigte sich Frank Le Gall noch mit einem Thema, das deutlich mehr einem Theodor Pussel entgegenkommt. Mit den beiden Alben Im Palast des Nabobs – Teil 1 und Im Palast des Nabobs – Teil 2 widmet sich Le Gall wieder der indischen Atmosphäre, die gleich von Beginn an von einer seltsamen, teils unheimlichen, in jedem Fall fremdartigen Atmosphäre durchdrungen ist. Europäer betreten dieses Szenario mit Nachdruck, aber auch wie ein Fremdkörper. Die Geschichte entfaltet sich langsam, fast schon, bedenkt man die Geschwindigkeiten, die heutzutage zum Erzählen angelegt werden, eine Provokation. Außerdem scheut sich Le Gall nicht, Textpassagen wie Dialogszenen über zwei Seiten mit nur wenigen Rahmenillustrationen zu versehen und so stehen zu lassen.

Aus dieser Erzählweise, die einfach gängige Muster über Bord wirft oder ignoriert, entsteht etwas derart Eigenes, auf das sich der Leser erst einmal einlassen muss. Le Gall erzählt gegen den Strich, folgt jedoch künstlerisch, grafisch einer klassischen Linie, deren Stil der Ernsthaftigkeit der Handlung durchaus angemessen ist. Denn hier wird sich der Leser nur freuen können über die Art, wie Le Gall diese vergangene Zeit neu belebt, in den Dschungel auf Tigerjagd entführt und gleichzeitig Intrigen und Liebesdrama schürt.

Eine außergewöhnliche Serie um eine gar nicht einmal so heldenhafte, dafür umso menschlichere Figur, die auch viel zwischen den Zeilen zu erzählen hat. Ein toller Abschluss mit dem dritten Sammelband, der vier Alben und einen außerordentlich schönen und informativen redaktionellen Teil enthält. Um die Entwicklung Theodor Pussels aber auch würdigen zu können, ist die Kenntnis der ersten beiden Ausgaben Pflicht. 🙂

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