Blütenhafen soll befreit werden. Niemand ist mehr sicher. Nirgendwo. Kapitän Pycebs, ein rauer Halunke, lässt es sich an diesem Abend wohl ergehen. Wein, Frauen, Badewasser. Die Frauen sind nicht abgeneigt. Der Kapitän zahlt gut, seine groben Manieren werden toleriert. Als die Fremden auf der Suche nach dem Kapitän in diese Termen eindringen, überschätzt der Kapitän seine Macht vollkommen. Der Auftakt zur Befreiung ist getan. Jedoch ist es nur ein kleiner Schritt, nicht weniger gewalttätig als die folgenden. Zuvor beraten sich die Bewohner, wie sie überhaupt zu Werke gehen sollen. Magie kann nützlich sein, doch nicht jede magische Fähigkeit besitzt auch im Kampf einen Wert. Putergeschrei gehört jedenfalls nicht dazu.
Iana, die Heldin dieser Geschichte, ist immerhin mit der Fähigkeit gesegnet, Holz wachsen zu lassen. Sie kann auf geschickte Art damit umgehen, zu geschickt, wie ein von ihr gestoppter Attentäter findet. Aber magische Fähigkeiten allein werden diesen Kampf kaum vernünftig beeinflussen können. Ihr Umgang mit dem Bogen ist dafür ebenso gut wie ihre antrainierten Fähigkeiten mit der Magie. In Blütenhafen wollen die feindlichen Truppen auch mit weltlichen Waffen bekämpft werden. Auch hier ist Training angesagt. Fragt sich nur, angesichts der Misserfolge dieser Waffengänge, während derer eigene Leute schwer verletzt zu Boden gehen, ob es nicht besser wäre, darauf zu verzichten und sich auf andere Fertigkeiten zu besinnen.
Die Schlacht von Blütenhafen, so der Titel des dritten Bandes der Reihe Die Eroberung von Troy, nimmt den Fan dieser Welt, Troy, mit in eine Zeit, als die Magie noch nicht ganz so versiert benutzt und beherrscht wurde. Ja, sie ist noch eine besondere Angelegenheit, die Magie. Und eine unterschwellige Angst herrscht unter den Bewohnern. Aber es zeigt sich, dass auch Fähigkeiten, wie das Herbeizaubern von Hämorrhoiden, ihren Teil zur Befreiung der Stadt beitragen können. Es sind solche Stellen, die Christophe Arleston nutzt, um Humor einzustreuen, der geringer ausfällt als in manch anderen Troy-Geschichten. Hier geht das Schwert über die Magie, ist das Abenteuer und der Kampf über dem fantastischen Geschehen.
Sicherlich bleibt von der Fantasy noch genügend übrig, doch Christophe Arleston hielt es anscheinend für angeraten, das Gewohnte in Troy deutlich zurückzunehmen und Platz zu schaffen für das Wiederentdecken inzwischen altbekannter Konstellationen. Das ist für den Stammleser dieses Universums vielleicht erst einmal ungewohnt, besitzt aber auch seinen Reiz, da nicht alles mit einem Zaubertrick gelöst werden kann. Oder auch, da viele magische Fähigkeiten scheinbar keinen Wert zu besitzen scheinen, sogar hinderlich sein können.
Tota wählt zur Darstellung feinste Striche, sehr zerbrechlich ausschauend und arbeitet gerne auch sehr klein, mit putzigen Massenszenen. Frische Perspektiven werfen schräge Blicke in die Gassen der Stadt, auf die Dächer und Kampfgetümmel. Gesichter, in denen die Nasen zumeist klein ausfallen, die Augen und der Mund deutlich die Gesichtsmimik bestimmen, haben zumeist etwas rundes, auch ovales, auch wieder putziges an sich. Diese leichte Verniedlichung nimmt einigen Szenen etwas von ihrer Härte, denn wo gekämpft wird, da fließt auch Blut. Und dies geschieht auch mit jener Heftigkeit, die in Schwertkämpfen, mit Stichwaffen allgemein, auftreten können.
Die Vorbereitungsphase der Schlacht von Blütenhafen erinnert an alte Rittergeschichten, in der Umsetzung des späteren Getümmels kann Arleston wieder aus dem Vollen seiner Einfälle schöpfen und präsentiert einen feinen Trick. Ein Trick ist ebenfalls die Zusammenarbeit von Tota und dem Koloristen Sebastien Lamirand, der die fein skizzierten Grafiken deutlich mit Volumen füllt, kräftig, aber ohne zu überschwänglich zu werden und in eine Plastikstrahlkraft auszuarten.
Das Abenteuer lebt, dank Christophe Arleston, ein Bestsellerautor, der wahrscheinlich in den üblichen (deutschen) Ranglisten nicht erfasst wird, aber sicherlich gleichauf mit einem Rene Goscinny zu nennen ist. Die Eroberung von Troy wartet mit schönen Ideen und einer spannenden Handlung auf und Arleston wäre nicht Arleston, würde er nicht bereits die nächste Episode vorbereiten. 🙂
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