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Comic Blog


Mittwoch, 17. April 2013

Hauteville House 4 – Atlanta

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:31

Hauteville House 4 - AtlantaEs ist weder für normale Bürger noch für Spione einfach, sich in diesen Tagen zwischen den Linien der verfeindeten Bürgerkriegsparteien zu bewegen. Ein Zug sollte zu einem halbwegs komfortablen Fortbewegungsmittel werden. Stattdessen wird es zu einem vorläufigen Gefängnis. Die Konföderierten fesseln Gavroche, Zelda und Georges an der Decke eines Waggons. Zähneknirschend müssen die drei Spione die Erniedrigungen über sich ergehen lassen. Noch ist der günstige Moment einer Flucht noch nicht gekommen. Als es schließlich so weit ist, scheint alles in einem großen Chaos unterzugehen …

Das Finale des ersten Zyklus von Hauteville House ist mit der vierten Folge erreicht. Technische Errungenschaften, dem Ersten Weltkrieg vorweggenommen, dämonische Spielzeuge und Eindrücke, wie sie erst durch James Bond oder Regisseure wie Spielberg und Emmerich so richtig salonfähig wurden, türmen sich hier zu einem Höhepunkt der Handlung auf. Mit den Ereignissen um die drei Spione, die sich langsam ihrem Ziel nähern, zeigen sich auch wahnwitzige Szenarien, die technisch nicht einmal unmöglich gewesen wären und sich doch von den Absurditäten tatsächlicher Kriege nähren. Atlanta erlebt einen Angriff aus der Luft, wehrt sich entsprechend und der Süden der Vereinigten Staaten geht in einem Feuerwerk aus Bomben und Granaten unter.

Fred Duval legt sich hier wahrlich keine Grenzen auf. Bereits die dritte Folge überraschte mit Einfällen, die einfach den gewöhnlichen Gang von Comic-Geschichten sprengten. Hier schreibt er einfach den Amerikanischen Bürgerkrieg mit dem Aufeinanderprallen der beiden Armeen neu. In einer historisch natürlich ungenauen Konferenz wird zuvor über das Schicksal des nordamerikanischen Kontinents und eigentlich auch der ganzen Welt entschieden. Ganz im Stile des Steampunk hat eine düstere Figur ihren Auftritt, die sich in eine lange Reihe von Bösewichtern begibt, die etwas anders, etwas merkwürdig, in jedem Fall aber sehr fies ausschauen.

Die gesamte zweite Hälfte kann als komplettes Finale gesehen werden, in dem es keine Atempause mehr gibt und Thierry Gioux sinnbildlich gesprochen alle Hände voll zu tun hat. Es sollte auf einem Schlachtfeld enden. Die Helden der Geschichte, auch die dunkleren, können (und wollen) diese Vorhersage nicht verhindern, aber es kommt auch nicht so, wie es sich die Protagonisten vorgestellt haben (oder vielleicht der Leser). Auf einer Kinoleinwand würde es nun so richtig laut krachen, die Kamera würde weitschweifig agieren und zehntausende von Soldaten und Kriegsmaschinen zeigen. Thierry Gioux muss es etwas kleiner halten (aber nur etwas).

Selbst in diesem Finale, in dem es schon groß zugeht, setzen Duval und Gioux noch einen drauf. Die Schlacht der Giganten hätte es auch genannt werden können, ohne zu viel über das Ende zu verraten. Aber die Schlacht wird mit den sehr fein gezeichneten Grafiken nicht nur in der Gigantomanie gewonnen und verloren. Es sind die Begebenheiten am Rande, die zum tatsächlichen Ende beitragen. Endlich kommen die Spione doch noch zum Zuge, um Haaresbreite. Fred Duval breitet das Ende genüsslich aus, tätigt hier noch einen Winkelzug, fügt hier noch etwas an, überrascht und zieht sämtliche Register. Das sitzt bis ins letzte Bild, spielt aber auch mit allen Techniken, die der Leser vor allem von der Kinoleinwand her kennt.

Ein Kracher zum guten Schluss, grell, laut, mit dem bewundernswerten Kniff seine Figuren und ihre Charakterzeichnung von dem krachenden Szenario nicht zu vernachlässigen. Nicht nur für Freunde des Steampunk. Die Kenntnis der ersten drei Teile ist für einen Lesegenuss hier natürlich ein Muss. 🙂

Hauteville House 4, Atlanta: Bei Amazon bestellen
Oder bei Finix Comics.

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