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Comic Blog


Mittwoch, 10. April 2013

CARTLAND – Integral 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:08

CARTLAND - Integral 1Jonathan Cartland hat den Mann erkannt, den er für den Tod seiner Frau verantwortlich macht. Die Indianer, die einen der Ihren angeklagt sehen, beraten sich. Ein Gottesurteil soll die Wahrheit ans Tageslicht bringen. Mit Messern bewaffnet treten Ankläger und Angeklagter im Zweikampf gegeneinander an. Cartland ist siegesgewiss. Der Tod, so sagt er selbst, habe ihn noch nie gemocht. Gebannt verfolgen die Siedler, die Cartland in den Westen führen soll, den Kampf. Beide Kontrahenten bringen sich schwere Schnitte bei. Die Wunden schwächen die Kämpfer. Niemand will aufgeben. Aufgabe bedeutet den Tod. Doch Cartland hat einen Vorteil auf seiner Seite. Hass und Trauer geben ihm nötige Kraft, um gegen den wendigen Feind zu bestehen.

Alles beginnt mit dem fälschlich verurteilten Oglala-Indianer Two Guns. Es heißt, er soll wegen Gold einen Mann getötet haben. Einen Weißen noch dazu. Doch ein Indianer würde nicht für Gold morden. Davon ist Jonathan Cartland überzeugt. Aber Cartland ist auch nicht in der Lage, die Hinrichtung zu verhindern. Doch ihm wird die Gelegenheit geschenkt, zwei Stammesbrüdern von Two Guns das Leben weit draußen in der winterlichen Wildnis zu retten. Damit gerät Cartland in eine Geschichte, die er nicht vorhersehen konnte. Er lernt den Hass vieler Weißer auf die Indianer hautnah kennen. Noch größer scheint die Abneigung vielerorts vor jenen zu sein, die sich mit den Indianern abgeben. Cartland, der sie sogar vor dem örtlichen Armeekommandanten verteidigt, dazu auffordert, man solle den Verkauf von Alkohol, Feuerwasser, an sie unterbinden, wird offen angefeindet.

Laurence Harle (Autor) und Michel Blanc-Dumont haben mit Cartland einen aufrechten Waldläufer, Trapper und Abenteurer geschaffen, wie allenfalls mit einem Buddy Longway (von Derib) vergleichbar ist. Die Darstellung der amerikanischen Verhältnisse im Wilden Westen ist nicht schwarzweiß, sondern voller grauer Schattierungen. Jemand bringt einen Stein ins Rollen und zwingt andere damit zu reagieren. Die Armee geht gegen die Indianer vor, angeführt von einem Fanatiker. Indianer rächen sich, unschuldige Siedler werden zwischen den Fronten zerrieben. Ureinwohner werden vom ungewohnten Feuerwasser in den zeitweiligen Irrsinn getrieben. Und Cartland selbst wird von seinen beiden Erschaffern (wie es sich häufig für einen Helden gehört) durch eine ganz persönliche Hölle geschickt.

Mit den im ersten Sammelband vorliegenden Abenteuern Indianerfreund, Letzter Treck nach Oregon, Der Geist des Wah-Kee und Der Schatz der Spinnenfrau lässt sich auch sehr gut eine qualitativ künstlerische Entwicklung von Michel Blanc-Dumont feststellen. Seine Arbeiten sind zu Beginn noch gröber wie größer als heutzutage gewohnt. Spätestens aber in der dritten Geschichte, Der Geist des Wah-Kee, hat er zu der Qualität gefunden, jener exakten und feinen Ausdrucksweise, wie sie sich auch in seinen Arbeiten zu Blueberry finden.

Aber auch ein anderer Wandel findet statt. In den ersten beiden Abenteuern behandelt Laurence Harle noch sehr bodenständige Themen, wie sie sich tatsächlich abgespielt haben könnten. Doch mit dem Geist des Wah-Kee wie auch mit dem Schatz der Spinnenfrau hält ein leicht gruseliges, mysteriöses Element Einzug, das auf die Spiritualität der amerikanischen Ureinwohner setzt. Den Western vergisst Harle aber hierbei ebenso wenig wie den Krimi, dessen Spielregeln auch hier auftauchen. Der eigentliche Held, Cartland, wird darüber hinaus mit ganz alltäglichen Schwierigkeiten konfrontiert. Auch ein Trapper kann sein Hotelzimmer, seine Zeche manchmal nicht zahlen. Entweder hat er Glück und jemand gibt ihm einen aus. Oder es bleibt nur, auf leisen Sohlen das Weite zu suchen. Cartland ist dabei so erfolgreich wie jeder andere Halunke.

Ein eigener Weg: Cartland bedeutet für den versierten Western-Leser Spannung mit nicht absehbaren Ereignissen. Ein schöner und informativer redaktioneller Teil klärt über die comicale Western-Welt zu Beginn der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts auf. Cartland musste demzufolge eigene Akzente setzen. Aber es zeigt sich noch etwas anderes (weshalb ich schwarzweiße oder auch Konzeptzeichnungen so gerne mag), nämlich, dass Michel Blanc-Dumont bereits damals in einer rein schwarzweißen Bildsprache sehr modern war, vergleichbar mit einem späten Mike Mignola oder Moebius.

Toller erster Sammelband, für Western-Freunde uneingeschränkt zu empfehlen. Klassische Motive, frische Ideen, die bis heute wirken und jung geblieben sind, sorgen für viel Abwechslung in einem der interessantesten Genres überhaupt. 🙂

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