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Comic Blog


Donnerstag, 21. Februar 2013

Benni Bärenstark 1 – Die roten Taxis

Filed under: Klassiker — Michael um 19:42

Benni Bärenstark 1 - Die roten TaxisNiemand will Benni glauben. Er ist ja noch Kind. Erwachsene glauben Kinder keine Räuberpistolen. Allerdings erzählt Benni keine Märchen. Die Taxifahrer aus den roten Taxis sind allesamt Ganoven. Aber Benni ist nicht irgendein Junge. Er hat besondere Fähigkeiten, die es ihm erlauben, die Finsterlinge an der Nase herumzuführen. Als sie ihn fangen wollen, führt er sie nach allen Regeln der Kunst an der Nase herum. Das löst aber das eigentliche Problem nicht. Denn er will ja Herrn Piepke helfen, der noch ein ganz altmodisches Taxi fährt und dessen Existenz durch die rote Konkurrenz massiv bedroht wird.

Wenn Comics wieder auftauchen, an die man sich aus seiner eigenen Kindheit erinnern kann, dann fühlt man sich nicht alt, sondern gleich viel jünger. Als Peyo den kleinen Benni Bärenstark ins Comic-Leben holte, wandelte er auf ähnlichen Spuren wie einige der bekannten Kinderautoren von einst, die in die Herzen ihrer Leser schauen und ihre Wünsche nach Abenteuern erkennen konnten. Nach Geschichten für Kinder setzte er hier eine schöne Idee Kindern um: Benni Bärenstark. Ein kleiner Junge mit schwarzer Schirmmütze, blauem Schal, weißem T-Shirt, rotem Jäckchen, kurzer schwarzer Hose und Straßentretern, da Turnschuhe sich im Straßenbild noch nicht so durchgesetzt hatten.

Benni war nicht nur Bärenstark, er war auch pfiffig. Er war schnell und geschickt. Eigentlich war er in vielerlei Hinsicht schlauer als die Erwachsenen. Als die Ganoven, die er in seinem ersten Band Die roten Taxis zur Strecke bringt, sowieso. Das sind beileibe nicht alle seine besonderen Fähigkeiten. Und einen Nachteil besitzt er auch. Ein Schnupfen beraubt ihn seiner Kräfte. Man könnte auch sagen, Bazillen sind Bennis Kryptonit. Peyo setzt diese Schwäche gezielt ein, natürlich für Benni stets im falschen oder auch schlechtesten Moment. Aber das muss auch so sein, denn ansonsten wäre es für den kleinen Helden allzu leicht.

Problematisch sind auch die kleinen Missgeschicke, die Benni geschehen, wenn er seine Kräfte einmal öfter unterschätzt. Eine Pflastersteinstraße muss darunter leiden oder auch ein Schokoladenautomat. Da geht bei aller Vorsicht etwas zu Bruch. Peyo erzählt seine Geschichte (und zeichnet sie ebenso) derart liebevoll, wie es im Vergleich von diversen Märchenverfilmungen oder auch Kinderserien jener Tage her bekannt ist. Thematisch ist es sicherlich ganz anders, doch das Einverfühlungsvermögen, auch die Begeisterung der Erzählers ist hier auf ähnliche Weise spürbar.

In den Zeichnungen wird selbstverständlich auch die Komödie sichtbar. Mit exaktem Strich eröffnet sich eine Comic-Welt, die äußerlich parallel selbstverständlich zu den Schlümpfen existieren könnte (und nachweislich im Kino die Neuzeit erreicht haben). Einfache Formen bilden die Figuren, aber ungeheuer effektiv in ihrer jeweiligen Endversion. Sie haben auch nichts von ihrer Modernität verloren. Nachdem dieser Stil zwischenzeitlich einmal aufgeplustert werden sollte, sind die Comic-Künstler wieder auf der Spur der alten Meister wie eben Peyo. Hier ist, um es einmal so zu nennen, zeitloses Design entstanden.

Wer nun glaubt, die Geschichte Dir roten Taxis bliebe auf städtisches Flair beschränkt, sieht sich durch einen kleinen Kniff Peyos getäuscht. Plötzlich sind die Charaktere reif für die Insel und für Benni beginnt eine kleine Odyssee. Das ist schön fürs Auge und für Kinder abwechslungsreich, unvorhersehbar und spannend, denn genau so funktionieren die Abenteuer für die Kids heute noch. Auch wieder: zeitlos.

Peyo hatte ein feines Händchen für Kindergeschichten, die allerdings auch von Junggebliebenen und Comic-Fans immer noch gelesen werden können. Die Aufmachung ist fein, das Leseerlebnis sehr schön. Ein Klassiker, vollkommen zu recht. 🙂

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