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Comic Blog


Sonntag, 06. Januar 2013

Ritter des verlorenen Landes 3 – Die Fee Sanctus

Filed under: Abenteuer — Michael um 12:11

Ritter des verlorenen Landes 3 - Die Fee SanctusSeamus steht vor seiner letzten Prüfung, die ihn endgültig zu einem Ritter der Vergebung machen wird. Falls er die Prüfung besteht. Falls er sie nämlich nicht besteht, wird er sich über sein künftiges Leben keinerlei Gedanken mehr machen müssen. Nur eine bestandene Prüfung wird ihn überleben lassen. Drei Kelche warten auf den Novizen. Nur einer verspricht die richtige Wahl zu sein. Diejenigen, die bereits erfolgreich die Prüfung abgelegt haben, können wie der Novize auch nicht vorhersagen, wie das Ergebnis aussehen wird. Seamus wählt einen Becher und trinkt. Die Hoffnung eines Ritters begleitet ihn. Ein anderer wiederum zeigt sich mehr über den Schreckensschrei des Novizen erfreut. Doch Seamus überlebt.

Es ist eine Zeit der Prüfungen und Begegnungen. Nicht nur die Guten haben ihre Aufgaben zu bestreiten, auch die Bösen werden gestestet. Der Guinea Lord, Werkzeug der Morrigans, der Hexen dieser Welt, sieht sich mit seiner Meisterin einer Macht gegenüber, der selbst er sich beugen muss. Jean Dufaux greift als Autor tief in die Kiste der Mythen und Legenden, länderspezifischer Eigenarten und zitiert auch mitunter, vergleicht und nutzt als Erzähler schlicht jeden Kniff zur Spannungssteigerung und Beschleunigung des Leseflusses. Der wird allerdings durch die hohe Kunstfertigkeit von Philippe Delaby gebremst, denn seine Bilder wollen einfach länger betrachtet werden. Spannung hin oder her.

Philippe Delaby kann mit einigen großartigen Kulissen aufwarten. Theatralisch wirken sie alle, aber nicht unecht. Vom Sturm umtoste Küsten, mit wildem Wellengang und Klippen, die wie Zähne aus dem Strand ragen. Blitze, bei deren Anblick sich sogleich der Donner im Ohr einstellt. Eine wunderbar stimmige Naturdarstellung wechselt sich mit feiner mittelalterlicher Architektur ab, wie es der Leser einer Fantasy-Handlung erwarten darf. Auffälliger sind natürlich immer noch die Charaktere, die Delaby teils sehr menschlich und menschenähnlich gestaltet, sowie die Monstren, die mit sehr schönem grauenhaften Aussehen die jeweilige Szene an sich reißen.

Die Mater Obscura, Herrin über den Guinea Lord, ist zu vielerlei Gestalt fähig. Eine davon darf der Leser gleich auf einem der schönsten Titelbilder der letzten Jahre bestaunen. Eine realistische Malefiz-Variante wechselt sich ab mit einem schlangenartigen Wesen, eindeutig weiblich, vielfüßig schlängelnd und wie eine Götzengestalt anmutend. Eindeutig mehr an klassischen Rollenspielen orientiert ist der Braghen. Hier fließen Orks, Trolle und Oger in einer übermächtigen Gestalt zusammen. Nackt, nur aus Muskeln bestehend, mit einem abstoßenden Kopf und mit einer Keule bewehrt, offenbart seine ungebremste Attacke die ganze menschliche Hilflosigkeit angesichts einer solchen Urgewalt.

Philippe Delaby zeichnet seine Menschen, als seien Gemälde alter Meister Vorbild gewesen. Sicherlich gibt es solche Menschen, wie sie der Museumsbesucher auf großformatigen Leinwänden bestaunen kann, doch sind es gerade künstlerisch herbeigeführte Lichter und Schatten, eine besondere Ausleuchtung, ein Arrangement, träumerischer Glanz, der diese Bilder der Wirklichkeit ein Stück entrückt. Ähnlich verhält es sich mit den Zeichnungen von Delaby. Er gibt die Haltung vor, den Ausdruck, für das im wahrsten Sinne des Wortes bezaubernde Licht sorgt Berengere Marquebreucq eindrucksvoll und (kino)leinwandtauglich.

Ein grafisch eindrucksvoller dritter Band des Vierteilers, eine starke Fantasy-Geschichte, mit deutlichem Ausschlag hin zum (düsteren) Märchen, packend von Anfang bis Ende. Die Kenntnis der bisherigen Handlung ist allerdings Pflicht. 🙂

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