Zum Inhalt springen


Comic Blog


Montag, 28. Januar 2013

B.U.A.P. 10 – König der Furcht

Filed under: Mystery — Michael um 16:40

B.U.A.P. 10 - König der FurchtBilder aus anderen Tagen, nicht unbedingt besseren Zeiten. Liz fällt es schwer, die alten Fotografien zu betrachten, auf denen sich die Mitglieder der B.U.A.P. von einst wiederfinden. Hellboy grinst in die Kamera, die übliche Zigarre im Mundwinkel. Abe Sapien hat noch nicht das eigenständige Auftreten und schaut eher zurückhaltend. Eine Vision gibt Liz darüber Aufschluss, wie die Lösung des Krieges gegen die finsteren Geschöpfe aussehen mag. Hellboy kann es nicht schaffen. Aber Liz hat die Macht dazu, eine Macht, die sie tief in sich vergraben hat, weil sie sich insgeheim davor fürchtet.

Ein Weltenkrieg geht zu Ende. Kein Weltkrieg, obwohl er global stattfindet. Ein Weltenkrieg, denn verschiedene Welten stehen einander gegenüber. Die der Menschen, die des Okkulten. Hätte H. G. Wells zu seiner Zeit einem solchen Projekt gegenübergestanden, vielleicht wäre etwas in dieser Form dabei herausgekommen. Allerdings ist die 10. Folge der B.U.A.P., mit dem Titel König der Furcht, vielschichtiger als der Krieg der Welten von Wells. Mike Mignola, Erfinder von Hellboy, der mit B.U.A.P., der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, eine sehr erfolgreiche Ablegerserie geschaffen hat, muss eine Reihe von Handlungssträngen zu ihrem Ende führen.

Ein Geist kommt nach Hause. Aus einer Figur, die einen ähnlichen Sympathiegrad erreichte wie vielleicht ein Boba Fett in Star Wars, haben Mike Mignola und John Arcudi konsequent eine Nebenfigur gestaltet, beinahe ohne Worte agierend, rein aus einer dunklen Äußerlichkeit heraus mitreißend. Lobster Johnson, ein Held aus den späten Tagen des Zweiten Weltkriegs, kehrt an den Ort seiner persönlichen Verdammnis zurück und wird endgültig befreit. Die Art und Weise, wie dies vonstatten geht, ist düster-romantisch zu nennen. Sicher gibt es keine Liebenden, die hier zueinander finden, dennoch existiert eine Atmosphäre, die an typisch englische Schauermärchen erinnert. Ein sehr spezielles Schlussbild dieser eingeschobenen Episode verstärkt diesen Eindruck noch.

Plötzlich verschieben sich die Fronten, bieten sich Feinde als Verbündete an. In Abe Sapien, dem langjährigen Mitstreiter an der Seite von Hellboy werden Zweifel geweckt. Auch seine Kollegen von der B.U.A.P. werden ein wenig misstrauisch angesichts einer Vertrautheit mit einem Feind, der die Menschen zuvor noch gnadenlos bekämpfte. Mike Mignola und John Arcudi schaffen im einen Handlungsstrang noch einmal Verwirrung, während parallel dazu Liz Sherman vor der größten Aufgabe ihres Lebens steht. Mignola und Arcudi haben den Punkt einer normalen Mystery-Handlung weit überschritten. Längst hat die Handlung ähnlich epische Ausmaße angenommen, wie es in Ausgabe 12 von Hellboy der Fall war.

Guy Davis, im Traumduett mit dem Koloristen Dave Stewart, kann mit seiner skizzenhaften Stilistik einige ruhige Momente einfangen, auch erlösende Szenen, für das Auge wirkungsvoller sind natürlich jene Szenen, die an mythische Erzählungen von Lovecraft erinnern oder auch an die glanzvollen Zeiten japanischer Monsterfilme. Das ist unheimlich, sehr phantasievoll, auch ein wenig trashig, aber weder die Autoren noch der Zeichner haben sich je gescheut, Grenzen zu überschreiten und alle Mittel auszuschöpfen.

In den Grafiken bleibt für den Leser noch Raum für Interpretationen. Gerade die Monster, menschengroß und schleimig eklig oder hoch wie ein Wolkenkratzer, bleiben immer etwas diffus. Die Gestaltung lässt sich kaum mit etwas bisher Bekanntem vergleichen. Die herangezogenen Genres (s. o.) mögen den Entwürfen entfernt nahe kommen, doch selten haben sich Grafiker so weit von bekannten Vorstellungen aus der einschlägigen Literatur oder Filmindustrie entfernt.

Ein Knallerende einerseits, mit vielen verknüpften Enden andererseits. Mignola und Arcudi haben im Laufe der Zeit viele Bälle losgetreten, haben aber keinen Faden verloren, sondern führen nun alles zusammen. Sehr phantastisch, selbst für das Genre ungewöhnlich, sehr gut, doch Vorkenntnisse sind Pflicht. Weder Hellboy noch B.U.A.P. sind noch Lektüre für zwischendurch. B.U.A.P. ist zu einem Eckpfeiler des Genres geworden. 🙂

B.U.A.P. 10, König der Furcht: Bei Amazon bestellen

Samstag, 26. Januar 2013

Roland Ritter Ungestüm 6

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:51

Roland Ritter Ungestüm 6Die aufmerksamen Beobachter haben nicht unrecht. Zwei junge Männer, starke Krieger, charakterlich unterschiedlich, aber nicht weniger leidenschaftlich als der andere, lieben dieselbe Frau. Spitze Bemerkungen fallen bei solchen Männern auf fruchtbaren Boden und wenig später ist bereits eine herrliche Keilerei im Gange. Jedenfalls für denjenigen, der die Oberhand bei einem solchen Gerangel behält. Die Rückkehr nach Rotteck hält allerdings noch andere Überraschungen für Roland bereit. Ein ganz besonderer Anblick erweckt alte Gefühle zum Leben, bringt sie im Inneren des Heißsporn beinahe zur Explosion.

Zuvor jedoch hat Roland Abenteuer in fernsten Ländern zu bestehen, die ihn noch weiter weg führen als bislang zuvor. Francois Craenhals lässt den immer noch jungen und forschen Ritter in Der Bogen des Saka gar mit einer mythischen Waffe in Berührung kommen, einer nervenaufreibenden Suche und einem komischen Kauz, der schließlich alles daran setzt, seinen ganz persönlichen Auftrag, sein Lebenswerk zu Ende zu führen. Es ist eine Episode mit eindringlicher wie auch trauriger Dramatik.

Abenteuerlicher geht es in der nachfolgenden Episode Yama, Prinzessin von Alampur zu. Roland, der zum stolzen Besitzer einer Karanwanserei geworden ist, prallt auf eine vollkommen andere Zivilisation: Indien. Roland erfährt von einer Entführung, die sich ausgerechnet in seiner Herberge zugetragen hat. Der Umstand, dass es sich bei der Entführten um eine junge Frau königlichen Geblüts handelt, macht die schmähliche Tat noch schlimmer. Roland versucht zu helfen und jagt dem bereits hinterher eilenden Reitknecht der Prinzessin hinterdrein. Zusammen erleben sie ein Abenteuer, wie es selbst Roland in seiner langen Laufbahn als Ritter noch nicht kannte.

Ein zügige Erzählung, durchmischt mit Begegnungen der anderen Art lassen den Ritter diese Welt neu kennen lernen. Nicht nur Elefanten, die er nie zuvor gesehen hat, spielen dabei eine Rolle. Wie bisher sind auch diese drei Abenteuer im vorliegenden 6. Sammelband der Reihe liebevoll altmodisch zu nennen. Das Spiel mit den Klassikern, ob aus Roman, Film oder Comic her bekannt, macht den Reiz dieser Reihe aus, die mit starken wiederkehrenden Charakteren arbeitet und eine romantische Atmosphäre scheinbar nebenbei bereitet.

Liebe, Sehnsüchte, Eifersüchteleien, familiäre Bünde treiben Roland immer aufs Neue um, brachten ihn sogar fern der Heimat in ein ungewöhnliches Finale, wie es noch niemals in dieser Serie zu sehen war (und vermutlich, verschlägt es Roland nicht noch einmal dorthin, auch nie wieder zu sehen sein wird). Aber Die Rückkehr nach Rotteck, in die heimatlichen Gefilde, spült Erinnerungen nach oben und hält für Roland eine gigantische Überraschung parat. Francois Craenhals beschert seinem Helden die wohl schlimmste Verletzung bislang, kein gebrochenes, eher ein unheilbar verliebtes Herz. Eine Liebe, die nicht sein darf, diesmal noch weniger als zuvor, obwohl sie noch drängender der Erfüllung harrt.

Von oben intrigiert der berühmte König Arthur auf seine Weise, alles andere als ein nachsichtiger Monarch, wie er ansonsten gerne dargestellt wird. Freunde versuchen den Ritter aufzurütteln und riskieren jegliche Freundschaft, indem sie die Aussichtslosigkeit der Liebe in die Waagschale werfen. In einer anrührenden Szene scheint Roland endgültig an seinem Schmerz zu zerbrechen.

Francois Craenhals zeichnet mit eindeutigem Schwerpunkt auf seinen Figuren, deren Mimik, mit theatralischer Optik, sehr versiert und technisch auf gleich bleibendem Niveau, wie man es als Fan von Rittergeschichten in dieser klassischen Form erwarten darf. Die Farbgebung ist bunt, aber nicht poppig, leicht unangestrengt, experimentiert nicht und schafft einfach ein schönes Endergebnis.

Sehr viel Abwechslung bieten die hier versammelten drei Episoden, eine charakterliche Weiterentwicklung, fast schon ein Heldenfall, ordentliches Drama in einem klassisch erzählten Mittelalter. War schön, bleibt schön. 🙂

Roland Ritter Ungestüm 6: Bei Amazon bestellen

Mittwoch, 23. Januar 2013

CHEW – Bulle mit Biss 5 – Erste Liga

Filed under: Thriller — Michael um 17:39

CHEW - Bulle mit Biss 5 - Erste LigaFurchtbarer Job. Katzen retten. Falschparker aufschreiben. Einen Schottenrock tragen. Aber plötzlich ist die Arbeit gar nicht so schlecht. Nicht wegen des Erfolgserlebnisses. Nein. Der Grund ist … Tony Chu wird von seinen Kollegen gemocht. Dieses Wohlgefühl, diese Atmosphäre ist für den Polizisten Chu derart ungewohnt, dass er für seine neue Aufgabe sogar Sympathie entwickelt. Und vielleicht wäre sogar etwas noch Größeres daraus geworden, hätten sich nicht ein paar üble Gauner dazu entschlossen, ihm das neue Leben gründlich zu vermiesen.

Baseball. Eines jener Spiele, die in den Vereinigten Staaten heiß und innig geliebt werden, anderswo auf dem Globus aber auf weitaus weniger Interesse stoßen. Die Hauptfigur, Tony Chu, erlebt hier einen Tiefpunkt ihrer Karriere. Aus seinem alten Posten entfernt, freundlich ausgedrückt, darf er nun auf einem Elektrozweirad Dienst verrichten, mit einer lustigen Leuchte auf dem Helm und angetan mit einem Schottenrock (eine mehr oder minder große Schikane). Da ist er nun unterwegs, gewinnt den neuen Job sogar lieb und sogleich wird er von John Layman und Rob Guillory in einen ganz besonders finsteren, auch ekelhaften Alptraum geführt, selbst für einen Cibopathen.

Es kann für einen Menschen, der aus dem Geschmack einer jeden Substanz auf ihre Herkunft und ihr Schicksal schließen kann, äußerst befremdlich sein, in etwas hinein beißen zu müssen. Der Saft von Roter Beete wird so zu einer der wenigen Nahrungsmittel, die im Kopf keinerlei fürchterliche Bilder erzeugen. In einer Welt, von John Layman kabarettistisch an die Realität angelehnt, in der sich die Freaks die Klinke in die Hand geben, scheint es ausgesprochen schwer, noch weitere Spitzen zu setzen. Und doch gelingt es Layman einmal mehr. In Laymans Welt ist der Dschungel überall.

Die geheimen Baseball-Bettgeschichten will ein bislang unbekannter Autor zu Papier bringen. Ein Ding der Unmöglichkeit, da er über keinerlei Kenntnisse aus den liederlichen Bereichen des amerikanischen Volkssports verfügt. Gäbe es nicht Tony Chu bliebe es auch dabei. Besticht dieser Abschnitt der Handlung auch durch Dramatik und einige Ekelfaktoren, lässt Layman auch den Humor an anderer Stelle nicht außer Acht. Hier kommen Chus ehemaliger Polizeipartner und ebenfalls der sehr wichtige Widersacher ins Spiel. Nicht zu vergessen ist Chus Tochter, deren Begabungen mehr und mehr ins Zentrum des Geschehens gerückt werden.

Rob Guillory darf hier als Zeichner so richtig vom Leder ziehen. Lässt man einmal die Handlung um Tony Chu außen vor und betrachtet nur die Geschichte um John Colby, Chus ehemaligen Partner, der gleichfalls seinen Schreibtisch im alten Job räumen musste, erhalten Begriffe wie Toyboy ein vollkommen neues Gewicht. Seine Anstellung in der USDA, mit einem ausgewachsenen Löwen als Partner arbeiten zu müssen (generell arbeitet man dort mit Tieren zusammen), bringt weitere augenzwinkernde Aspekte. Dieses Augenzwinkern setzt sich im Hinblick auf eine Figur wie Hershel Brown fort, der aus Schokolade funktionsfähige Waffen fertigen kann. Angesichts druckbarer Waffenteile in den USA ist dieser Teil der Handlung beinahe schon Realsatire.

Mit Wut muss Rob Guillory diverse Szenen lang umgehen. Die einen brechen vulkanös aus, anderen gehen vergleichsweise geringer in die Luft. Manchmal hat es grausame Folgen, auch drastisch anzuschauen, manchmal endet es in Anbetracht des Ergebnisses mit einem Schmunzeln. Guillorys Cartoontechnik veralbert, freundlich formuliert, zahlreiche amerikanische Mythen, und wirkt mittlerweile ein wenig wie Rock ’n‘ Roll auf Papier.

Das wird gemein: John Layman schickt seinen Helden Tony Chu durch die sprichwörtliche Hölle (als hätte er es ihm bis hierher leicht gemacht). Fetzig und gewohnt eigen illustriert Rob Guillory. CHEW festigt ihren Stellenwert als sehr eigenständige Reihe mit zutiefst bissigem Humor. Auch im wahrsten Sinne des Wortes zu verstehen. 🙂

CHEW, Bulle mit Biss 5, Erste Liga: Bei Amazon bestellen

Montag, 21. Januar 2013

THE WALKING DEAD 16

Filed under: Horror — Michael um 16:03

THE WALKING DEAD 16 - Eine größere WeltMenschen. Ihnen ist nicht zu trauen. Vor allem sollte man ihnen mit Misstrauen begegnen, wenn sie sich zu verteidigen wissen. Ein Kämpfer kann Probleme bereiten. Dieser Neue da, dem es gelingt eine nicht unerfahrene Michonne blitzschnell zu entwaffnen, ist brandgefährlich. Dennoch sind die Menschen um Rick Grimes, den ehemaligen Polizisten, nicht vollkommen blind für echte Angebote. Es könnte da draußen wirklich Menschen geben, mit denen man sich zusammenschließen könnte. Hoffnung. Insgeheim glimmt sie in allen. Insgeheim wollen sie vertrauen. Einmal nicht enttäuscht werden. Ausgerechnet Ricks Sohn gibt den entsprechenden Anstoß in die richtige Richtung.

Keine schöne neue Welt. Die Hoffnungen sind geschwunden und just in diesem Augenblick taucht eine weitere Verheißung aus dem Nichts auf. Ein Mann, der ausgerechnet den Spitznamen Jesus trägt, erzählt von einer Zuflucht, die einen Neuanfang für die Gruppe um Rick Grimes böte. Autor Robert Kirkman macht es seinen Charakteren weiterhin nicht einfach. Weder die dem Fan alt bekannten Figuren, jene, die den bisherigen Parcours überlebt haben, noch den Neulingen wie jenem Paul Monroe, Jesus, der sich erst einmal gegen Michonne anlegt, die ihr Geschick im Kampf häufig bewiesen hat.

Wer sind die Guten? Viele Barrikaden wurden seit Beginn der Serie, seit dem beschriebenen Niedergang der Zivilisation eingerissen. Die Gruppe um Rick Grimes, die sich oft bemüht hat, ihre Menschlichkeit zu bewahren, hat auch gelernt ihr Leben mit aller Härte zu schützen. Gegen jeden und alles. Robert Kirkman hat seine Helden in die Verrohung geführt. Das Misstrauen steht über allem anderen. Da hat es selbst ein Mann mit dem Spitznamen Jesus schwer. Doch in einer Zeit, in der die Bedrohung zum Alltag geworden ist, erwacht der zaghafte Wunsch nach Normalität.

Spielte The Walking Dead zu Beginn sicherlich noch mit einer gewissen Sensationslust und lockte mit dem Auftreten möglichst vieler mordgieriger Bestien in unterschiedlichen Verwesungsstadien, hat sich diese Tendenz seit längerer Zeit sehr gewandelt. Robert Kirkman psychologisiert seine Figuren haarklein und macht sie hier nicht zum ersten Mal zu Eindringlingen. In der neuen Siedlung sind sie nicht die einzigen Gewaltbereiten, aber ganz bestimmt geht ihnen das Töten leichter von der Hand als jenen, die dort ein normales Leben zu führen versuchen. Ein wenig ist The Walking Dead auch in die Endzeitstimmung eines Mad Max verschoben worden. Die Gruppe schottet sich ab, erwartet einen neuen Feind. Rick wird zum Road Warrior, allerdings nicht wider Willen.

Charlie Adlard hat mit seiner ganz eigenen grafische Darstellung einen hohen Wiedererkennungswert erzielt, der einem frühen Mike Mignola vergleichbar ist. Adlards Strichführung ist reduziert, aber weniger hart als bei einem Mignola. Ein wenig Intuitivität schwingt mit. In den Kerncharakteren hat er schöne wie auch wichtige Unterschiede herausgearbeitet. Dank Robert Kirkman erhält Adlard auch genügend Gelegenheit die Charaktere zu präsentieren. Die Untoten gibt es noch, möchte man sagen, ihre Auftritte, auch ein gewisser Ekelfaktor, der mit ihnen einherging, geraten stark in den Hintergrund. Vor die Apokalypse hat sich ein Wiederaufbaugedanke geschoben, mit neuen Schwierigkeiten und auch neuen Ansichten.

Wer die Reihe verfolgt hat, kann sich noch an diverse Zwischenstationen und Örtlichkeiten erinnern. Die neue Zufluchtsstätte erinnert an eine Mischung aus Reihenhäusern und Containersiedlung inmitten eines Forts. Neben Mad Max ist der Western schon lange in The Walking Dead angekommen und zweifellos das stärkste Vorbildelement für diesen Zweig des Horrorgenres.

Eine Wendepassage. Neue Verbündete werden ins Spiel gebracht, gewohnte Bedrohungen werden mit antrainierter Leichtigkeit abgewendet oder beseitigt. Das Misstrauen gewinnt die Oberhand. Von einem versierten Charlie Adlard gezeichnet kündigt sich ein neuer Abschnitt von The Walking Dead an. 🙂

THE WALKING DEAD 16, Eine größere Welt: Bei Amazon bestellen

Sonntag, 20. Januar 2013

Ich, der Drache 2 – Das eiserne Buch

Filed under: Abenteuer — Michael um 12:53

Ich, der Drache 2 - Das eiserne BuchIm Inneren der Festung muss es schnell gehen. Die Zwillings geburt war nicht vorherzusehen. Die Erinnerung an die Geburt, das nachfolgende gemeinsame Aufwachsen und das stete Gefühl, immer in der zweiten Reihe zu stehen, nicht ein einziges Mal der Beste zu sein und immer wieder mit dem Versagen im Angesicht des Vaters konfrontiert zu werden, hat einen tiefen Zorn in Prinz Jorkin Belmonth geschürt. Die Konsequenzen konnte in der Vergangenheit niemand erahnen. Und auch jetzt, angesichts der Bedrohung an den Mauern der Festung, kann sich niemand vorstellen, wie Jorkin seine Stellung missbrauchen will. Das Blatt könnte sich sehr schnell für die Belagerten wenden, gäbe es nicht die Drachen.

Bilderflut: Juan Gimenez setzt seine außergewöhnliche Drachensaga mit dem eisernen Buch fort und schafft die Verbindung zwischen Charakterentwicklung und unglaublicher Aktionsszenen vor den Toren der Burg. Gestaltwandler waren gerne ein Thema von Fantasy-Autoren. Die Verwandlung in einen Drachen, in dieser bombastisch gemalten Form ist vielleicht nicht einzigartig, aber sie ist fantastisch umgesetzt. Juan Gimenez hat sich zu einem Meister der bildstarken Fantasy und Science Fiction (Space Opera) entwickelt, der hier außerdem klassische Aspekte einfügt, die auch einem Bühnenstück von Shakespeare zu Gesicht stehen könnte.

Eine dramatische Geburt gleich zweier Säuglinge, die an den Armen miteinander verwachsen sind und vorsichtig wie auch rüde mittels eines Dolches getrennt werden. Die Verwandlung eines Drachens und die lang herbei gesehnte Zusammenkunft mit der Mutter. Der Verrat eines jungen Mannes, der sich zu unaussprechlichem Leid auswächst und bestätigt, was immer wieder durch die Literatur geistert: Verräter mag niemand. Nicht jene, denen sie schaden. Aber auch nicht jene, denen sie nützen. Verrätern ist nicht zu trauen. Selbst wenn der Verrat in gutem Glauben ausgeführt wurde. Am Ende verbirgt sich, so wie hier, doch nur Eigennutz dahinter.

In einer verschachtelten Handlung, die Gegenwart, Vergangenheit, die Geschehnisse in und vor der Festung miteinander verflechtet, erlebt der Leser den Niedergang eines adeligen Geschlechts, hervorgerufen durch die geschwisterliche Rivalität der Erben einerseits und dem unversöhnlichen Hass der Angreifer andererseits. Juan Gimenez verwöhnt den Fantasy-Fan nicht nur mit einem sehr dunklen Szenario, das sich bis auf die Magie der Drachen der Zauberei sehr enthält, er hält auch einige sehr spektakuläre Ansichten bereit. Mate Trofen ist eine faszinierende Frauengestalt, im Gesicht entstellt, von Hass zerfressen, agiert mit toller inhaltlicher Stärke. Der Angriff der beiden Drachen auf die feindliche Armee ist optisch ein Fest.

Die grafische Technik von Juan Gimenez, feinste Strukturen mit einem leichten Farbauftrag zu verbinden, Tiefe und Realismus auf den Seiten zu erzeugen, geradezu Comic-Kino zu schaffen, wird in dieser Fortsetzung noch besser als im ersten Teil. In der Gestaltung der Drachen liegen sicherlich auch Elemente verborgen, die sich ein anderer Designer zunutze gemacht hat: H. R. Giger. Schwarz schimmernd, sehr verschlungen, als hätten organische Strukturen ihren Weg auch an die Oberfläche gefunden, ölig glänzende Muskeln, lederne Schwingen. Das Titelbild spricht Bände und verspricht eher zu wenig als zu viel.

Das Farbspektrum ist winterlich zu nennen. Die Farben sind kräftig, doch stellt sich kein frühlingshafter oder sommerlicher Eindruck ein. Jeder bunte Schein, von dem so wenige nicht gibt, muss sich nach vorne kämpfen. Juan Gimenez erzeugt eine Welt, in welcher der Himmel stets verhangen ist. Seltene lichte Stellen, noch weniger Morgenröte vermögen den Rauch zu vertreiben, der von der Belagerungsarmee und deren Feldlager aufsteigt.

Eine sehr schöne, sehr, sehr dicht erzählte Fortsetzung, in der Juan Gimenez all sein Können zum Ausdruck bringt. Auf seine Art sicherlich auch ein sehr positiver Anschub im Bereich Fantasy-Comic. 🙂

Ich, der Drache 2, Das eiserne Buch: Bei Amazon bestellen

Freitag, 18. Januar 2013

Die Frau ist frei geboren

Filed under: Biographie — Michael um 12:58

Die Frau ist frei geboren - Olympe de GougesHeirat? Allein das Wort könnte Begeisterung in Marie auslösen, wenn es denn der richtige Mann wäre. Aber dieser Metzger, obwohl zum gräflichen Mundschenk aufgestiegen, passt nicht in Maries Konzept. Doch es ist nicht die Zeit, in der unverheiratete junge Frauen sich ihren Gatten immer selbst aussuchen dürfen. Wir schreiben das Jahr 1764. Marie gibt dem Drängen des Mannes nach. Monsieur Aubry ist ein Mann seiner Zeit, seines Standes vielleicht auch. Er hat gelernt, wie Ehefrauen zu sein haben. Gefolgsam. Verstehen sie sich dann noch auf Nützliches, Schreiben und Rechnen, können somit im Geschäft aushelfen, ist es gut. Sind sie fruchtbar, verstehen sich auf Fertigkeiten, die eine Frau lieber im Verborgenen ausübt, ist es besser. Monsieur Aubrys Worte. Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Marie wird in Schwierigkeiten geraten.

Manchmal gibt es Geschichten und Biographien, die einem erst einmal wieder aufzeigen müssen, wie hart erkämpft das Selbstverständliche in unserer Zeit zuweilen ist. Oder noch nicht selbstverständlich ist. Oder nicht überall. Die beiden Comic-Macher Jose-Louis Bocquet (Autor) und Catel Muller (Zeichnerin) haben sich in diesem sehr ambitionierten Projekt einmal mehr zusammengefunden, um die Geschichte einer Frau zu erzählen, die teilweise eine Lebensart vormachte, um die es heute in der westlich dominierten Welt kaum noch oder immer weniger Diskussionen gibt.

Die Frau ist frei geboren heißt es in der Überschrift. Gleichberechtigung würde es noch mehr auf den Punkt bringen. Doch in jenen Tagen, als Olympe de Gouges noch unter anderem Namen geboren wurde und aufwuchs, nämlich, war selbst die Freiheit einer Frau, die Selbstbestimmung, ein selten anzutreffendes Gut. Auf über 460 Seiten, inklusive vieler Zusatzinformationen zur Historie und historischen Figuren, breitet sich ein Land im Umbruch aus. Im Jahre 1748 wird die kleine Marie Gouze geboren, ein uneheliches Kind der Liebe, wächst heran in unterschiedlichen Umgebungen und erhält so sehr verschiedene Blickwinkel auf das Leben, die ihr sehr bald verdeutlichen, was sie nicht vom Leben will.

Marie kommt in dieser sehr leicht erzählten Biographie früh mit dem Adel in Form des Vaters in Berührung, der naiv in den Tag hinein lebt. Das bürgerliche Leben bleibt ihr infolge der Verheiratung ihrer Mutter wie auch ihres eigenen späteren Lebens ebenfalls nicht fremd. Erst als sie ihre Gegenwart selbst in die Hand nimmt, sich aus der männlichen Verantwortung heraus zieht, kommt Bewegung in ihr Leben. Die Probleme werden aber nicht geringer. Denn Olympe de Gouges, wie sie sich im Laufe ihrer schriftstellerischen Karriere nennt, legt sich mit Mut mit vielerlei Menschen etablierter Kreise an. Sie stellt ihre eigene Meinung über das leibliche Wohl und gerät zusehends in Gefahr. Dieses selbstbestimmte Leben, vor niemandem zu Kreuze kriechen zu wollen, endet 1793 auf dem Schafott.

Jose-Louis Bocquet und Catel Muller beschreiben in scheinbar unzähligen Begebenheiten die Entwicklung einer Frau, heraus aus dem Bürgertum, allgemein hin zu einem Menschen, der mit Nachdruck nicht nur eine eigene Meinung vertritt, sondern auch Thesen entwickelt, damit an die Öffentlichkeit tritt und bittere Niederlagen einstecken muss. Das Theater wird Olympes Sprachrohr, ein hart erkämpftes Feld, auf dem das Publikum gnadenlos jubelt oder verreißt. In schwarzweißen Bildern, in leicht naiver künstlerischer Anmut, entsteht ein Ausschnitt auf eine Zeit, die geradewegs auf den Sturz einer Gesellschaftsordnung zustrebt. Mit der Hinrichtung des König geschieht das Unfassbare. Von da an ist alles möglich und niemand mehr sicher.

Obwohl Olympe de Gouges dies vor Augen gehabt haben muss, schweigt sie nicht, bricht das freche und sympathische Mundwerk immer durch. Doch am Ende hilft auch ein halbwegs juristischer Winkelzug nicht mehr. Der Prozess ist im wahrsten Sinne des Wortes kurz. Die Biographie, so harmlos sie beginnt, reißt bald mit, nicht zuletzt der Dichte der Erzählung wegen und ist auch sicherlich der Wahrhaftigkeit der Charaktere geschuldet.

Ein Leben in einer bewegenden Zeit, ein aufrechte Frau, für ihre eigene Meinung eintrat und auch wusste, was sie riskierte. Liebe, Humor, Drama, originell nacherzählt von Joes-Louis Bocquet und Catel Muller. Nicht nur für Freunde von Gesellschaftsgeschichte. 🙂

Die Frau ist frei geboren, Olympe de Gouges: Bei Amazon bestellen

Montag, 14. Januar 2013

Troll von Troy 14 – Wahas Geschichte

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:10

Troll von Troy 14 - Wahas GeschichteNahrungsketten sind in der Welt von Troy nicht ganz so einfach zu bestimmen, denn Trolle fressen einfach überall. Auch solches Getier, das viel größer als sie selber ist. Und sie fressen nicht nur alles, sie überfressen sich auch. Da muss schon einmal ein Bauer mehr über die Klinge oder Keule springen. Daraus kann die Idee entspringen, sich doch auch einen lebendigen Vorrat anzulegen, etwas, das man füttert, um es sich später gemütlich, ohne die Mühsal der Jagd, mit einem Griff und ganz nebenbei zu Gemüte zu führen. Die kleine Waha ist für dieses trollische Experiment auserkoren. Doch es soll ganz anders kommen.

Ein Mensch inmitten von Trollen? Kann das funktionieren? Ja, schon, wenn der kleine Mensch nicht nur äußerst frech ist, sondern auch noch einen Troll Papa nennt. Aber einfach ist das Miteinander dennoch nicht. Der 14. Band der Reihe Troll von Troy beleuchtet Wahas Geschichte etwas genauer. Christophe Arleston erzählt dem Leser, was einen Troll ausmacht und wie ein Mensch in diese sehr verfressene Gemeinschaft hineinwachsen kann. Das kleinen Menschenmädchen Waha, schlicht benannt nach ihrem Schreilaut, wickelt nach und nach die Trollfamilie um den kleinen Finger. Teträm, der Troll und das Familienoberhaupt, hegt längere Zeit hauptsächlich Appetit für die Kleine, bevor daraus Zuneigung wird.

In unterschiedlich langen Episoden zeigt Christophe Arleston den Prozess des Erwachsenwerdens anhand von Waha, blickt zurück in die Kindheit von Teträm, der seine ganz eigenen Probleme mit einer artfremden Mutter hatte und schaut in die Welt der Menschen, wo man bemüht ist, das kleine verloren gegangene Menschenkind zu finden. Auf beiden Seiten der jeweiligen Welten bleibt kein Auge trocken. Sind die Trolle allein durch ihre Verfressenheit ein brutal komischer Haufen, sind die Menschen durch ihre kleinen Geheimnisse eine stetige Quelle des Spaßes.

Jean-Louis Mourier zeichnet Charaktere, denen der frankophile Humor ins Gesicht geschrieben scheint. Ein obelixhaftes, ein funessches Missverständnis-Arrangement und eine Spur amerikanische Slapstick wirbelt die Welt der Trolle von Troy durcheinander. Motive aus dem Fantasy-Genre stehen vorne an, werden aber auch begleitet von einer Menge Anspielungen aus der realen Welt. Letztere bieten die Funken, die den Band eigentlich zum Zünden bringen. Herzallerliebst sind die Baby-Episoden, wenn sich die kleine Waha in Troll-Manier durchs Leben hangelt und beißt.

Zeichnet Mourier jede Seite mit dem selben Können, einem leichten Strich, geradezu zerbrechlich und einem sehr humorigen Ausdruck, sind besonders die Kleinkindszenen den Episoden mit den Erwachsenen überlegen. Da spielt es keine Rolle, ob es menschliche oder trollische Kinder sind. Teträms Abenteuer, wie eine Drachenmutter versuchte ihn aufzuziehen, sind Seite an Seite mit den Kindheitserinnerungen Wahas ein guter Beweis für die Komik, die automatisch aus Kindergeschichten erwachsen kann.

Fuquatou, ein leicht phonetisch zu deutender Name, seines Zeichens auf der Spur von Waha und von hohen Würden am Konservatorium von Eckmül, könnte mit seinen Episoden abseits des Haupthandlungsstranges bestehen, würden Waha und der kleine Teträm ihm nicht die Schau stehlen. So dienen diese Episoden eher der Überleitung und zur Verdeutlichung einiger Informationen. Die Hauptlacher fangen die Kleinen ein.

Der Erfolg der Reihe spricht für sich selbst. Wahas Geschichte in der 14. Ausgabe erzählt mit viel Witz in kleinen Episoden vom Werden Wahas, den Schwierigkeiten Teträms mit einem Menschenkind klarzukommen und dem Aufwachsen in einer Trollgemeinschaft. In dieser Form sicher auch als Einsteigerband geeignet. 🙂

Troll von Troy 14, Wahas Geschichte: Bei Amazon bestellen

Sonntag, 13. Januar 2013

Lanfeust Odysee 3 – Der Verbannte von Eckmül

Filed under: Abenteuer — Michael um 16:40

Lanfeust Odysee 3 - Der Verbannte von EckmülDas Wettrennen durch die Lüfte ist in vollem Gange. Doch es ist nicht nur ein Test der Geschicklichkeiten von Tier und Mensch. Lanfeust, einer der Luftjockeys sieht sich auch noch mit einer Denksportaufgabe konfrontiert, die alleine schon eine Herausforderung wäre. In der Luft, attackiert von den anderen Rennteilnehmern, ist es nahezu unmöglich zu lösen. Atemlos verfolgen die Zuschauer am Boden das Rennen in der Luft und machen sich ihre eigenen Gedanken über die irrwitzigen Geschehnisse. Während Hebus, der Troll, seinen Freund Lanfeust anfeuert, murrt Cixi wie gewöhnlich über den Helden, der einmal vor langer Zeit mit ihrer Mutter verbandelt war.

Lanfeust ein Mörder? Christophe Arleston hat die entsprechende Beweislage geschaffen und nun befindet sich der Held auf der Flucht. Wäre nicht Hebus, der Troll, sähe es sogar verdammt schlecht für ihn aus. In Der Verbannte von Eckmül erlebt der Leser den altbekannten Recken aus Troy von einer ungewohnten Seite. Lanfeust kann nicht so aktiv sein, wie er gerne möchte. Seine Feinde sind zunächst stärker, Beweise für seine Unschuld sind schwierig zu finden und der Gegner setzt alles daran, um Lanfeust aufzuhalten.

Dabei beginnt alles höchst sportlich und mit kleinen Anspielungen. Da mag sich der Fantasy-begeisterte Leser an Quidditch erinnert fühlen. Freunde des Denksports finden sogar den nicht minder berühmten Zauberwürfel, den Lanfeust auf seine ganz eigene Art zu lösen versteht. Aus einem soliden sportlichen Spaß wird sehr bald bitterer Ernst. Den Umschwung fügt Christophe Arleston unerwartet ein und entzieht seinem Helden jede Chance. Fast. Ein Beweis muss gefunden werden, doch der versteht es, sich zu verstecken.

Rypläh, eher einem gewissen Zauberlehrling ähnelnd als der SciFi-Ikone, ist irgendwo in Troy untergetaucht. Sobald Lanfeust wieder auf den Füßen steht, die Kontrolle übernimmt, nimmt die Geschichte gehörig Fahrt auf, im wahrsten Sinne des Wortes. Das Ziel ist ein Schiffskonvoi, der das Meer befahrend, seinerseits ein eigenständiges Reich kontrolliert. Lanfeust kommt einen Schritt weiter, der ewige Junggeselle gerät aber auch ein wenig vom Regen in die Traufe. Jedenfalls hat er sich die Suche nach dem Beweis für seine Unschuld ganz anders vorgestellt. Dem Leser kann es nur gefallen, da Arleston ordentlich Humor versprüht, mit Action würzt und keinerlei Längen zulässt.

Wie in den ersten beiden Bänden aus der Lanfeust Odysee Reihe zeigt sich Didier Tarquin für die Bilder verantwortlich. Seinem Federstrich ist es zu verdanken, wenn schon Figuren allein zu einem Schmunzeln beitragen. Hebus, der hier Verstärkung durch andere Trolle erhält, ist ein Beispiel. Wenn Trolle sich in freudiger Erwartung eines Festmahls zusammenrotten, dann funktioniert die gesamte Sequenz beinahe komplett ohne Worte. Diesen hinzugenommen, wird die kleine Szene, in der Hebus seinen Freund Lanfeust auf den Arm nimmt zu einem feinen Kabinettstückchen.

Halb zog sie ihn, halb sank er hin. Oder besser gesagt, flog er. Auch wurde er nicht gezogen. Er wurde geworfen. Neben der Action, gehören die lustigen Szenen zu Didier Tarquins großen Stärken. Zweifellos ist er sehr guter Gestalter von Kulissen, auch folgt die Kamera den Action-Szenen mit filmisch verwöhntem Auge. Doch mit den Charakteren hat er auch offensichtlich als Zeichner seinen größten Spaß. Lanfeust selbst mag gar nicht einmal im Zentrum stehen. Figuren wie der erwähnte Hebus, Cixi, diverse Trolle, die Zukünftigen laden zu viel größerem Klamauk ein. Ein gestandener Held wie Lanfeust darf nun einmal nicht durch den Kakao gezogen werden.

Großes kündigt sich an, doch zuvor muss Lanfeust seine eigene Haut retten. Angesichts der Tatsache, dass eine Mordanklage auf ihm lastet, ist das keine leichte Aufgabe. Christophe Arlestons Einfallsreichtum ist der Erfolg der Reihe ebenso geschuldet wie den zeichnerischen Fertigkeiten eines Didier Tarquin, der seine inzwischen aus dem FF zu gestalten vermag. 🙂

Lanfeust Odysee 3, Der Verbannte von Eckmül: Bei Amazon bestellen

Donnerstag, 10. Januar 2013

ODIN 2

Filed under: Abenteuer — Michael um 20:26

ODIN 2Loki ist gefangen. Odin will den Kampf nicht und sucht das Gespräch, eine Abmachung, doch der verlorene Sohn will keinen Frieden. Er wütet umso stärker und speit Odin seinen gesamten Hass entgegen. Uns es scheint dieser Hass zu sein, der das Gift in die Welten hinausträgt. Die Menschen führen bereits Krieg, Armeen prallen aufeinander. Lokis Befreiung naht. Odin wagt den Versuch. Er will Hilfe finden, er bittet seine Brüder, die nicht alle vergeben wollen. Odin soll am Ende alleine stehen. So wie er regierte, so soll er auch fallen. Und Odin, selbstgerecht und zornig, nimmt diese letzte Aufgabe an.

Das Ende ist nah, aber mit einher geht nicht die Erlösung. Zuvor stehen Gewalt und Leid. Tod. Dunkelheit. Qual. Der Zorn, das Selbstmitleid über den Tod den Geliebten und Schwester, folgt der erste Schritt in den Untergang. Selbsthass. Nichts soll an sie erinnern, nichts soll übrig bleiben. Doch schlimmer noch. Ein folgenschwerer Selbstmord, die eigene Opferung vor den Hauern des gigantischen Fenriswolfes (Fenrir), eines der Kinder des mächtigen Loki, setzt die Lawine in die Götterdämmerung endgültig in Gang.

Nicolas Jarry beendet mit diesem zweiten Teil seine Neuerzählung der Mythologie der germanischen Götterwelt, mit Odin an der Spitze. Der allgewaltige Vater wird dazu gezwungen, sich gegen den kommenden Krieg zu wappnen, dessen Kräfte sich langsam sammeln. Loki erklimmt die Spitze der Armeen aus Jotunheim nicht widerstandslos. Allerdings schickt sein flammengeschmückter Kopf stets ein Lächeln voraus. An seinem Sieg hat er keinen Zweifel. Und auch Odin, der bemüht ist, sich Verbündete zu suchen, scheint das Ende nicht bloß zu erahnen.

Das Besondere ist nicht die Neuerzählung dieser Weltuntergangsmythologie. Die berühmte Götterdämmerung wurde oft erzählt, sogar von Nicolas Jarry in der gleichnamigen Comic-Reihe. Erwan Seure-Le Bihan vermischt Farbtafeln in nostalgischer Illustrationstechnik mit gemäldeartigen Bildseiten und bietet dem Leser darüber hinaus eher realistisch comic-artig gezeichnete Szenen. So entsteht ein Kaleidoskop verschiedener Ansichten, technisch immer auf Perfektion bedacht. Nicolas Jarry, der die Endzeit auf punktuell herausgesuchte Szenen eingrenzt, gibt Erwan Seure-Le Bihan zu illustrierende Schlüsselszenen an die Hand.

Die Hingabe als Opfer vor Fenrir gehört sicherlich zu den grafisch eindrucksvollen Bildern, genauer gesagt Seiten, denn meistens baut Erwan Seure-Le Bihan ein Gesamtbild auf, in sich stimmig komponiert. Dem tragischdramatischen Auftakt folgen sehr schöne wie auch furchtbare Ansichten (aber wahnsinnig gut illustriert). Eine milchige Farbgebung, auch lasierend ausgeführt, füllt sehr genau ausgeführte Bleistiftskizzen, die offensichtlich am Computer, wo es nötig schien, nachgetuscht waren. Jede Szene besitzt ihre ganz eigene Theatralik.

Baldurs Auftritt in diesem Drama könnte einem Shakespeare zum Vorbild gedient haben. Der Einsatz von farblichen Schwerpunkten und Lichtspielen ist beinahe wegweisend für tatsächliche Theaterinszenierungen. Der verzweifelte Kampf auf der hohen Mauer mag auch einen Tolkien inspiriert haben. Uns es wäre nicht die Götterdämmerung, wenn nicht eine gewisse Gigantomanie vorherrschte. Wenn die Götter sterben, dann bitte mit Tosen und Bersten, berghohen Monstern und grauenhaften Riesen, untoten Kriegern und Schlachtfeldern voller Blut.

Dazwischen treten die Götter auf, im Todeskampf den Menschen und allen anderen gleichgestellt. Allen voran Odin, der seinen letzten Kampf bestreitet und sehen muss, wie seine Söhne durch Lokis Hand fallen, bevor er selbst den fremden Sohn mit seiner Lanze fällt. Die Geschichte kann hier nur in Kurzform erfolgen, abrisshaft und so erscheinen die Bilder dem Schlag einer schnellen Trommel folgend, bis ein Bild von Odins Tod seitenfüllend den Epilog einleitet.

Grafisch sicherlich wegweisend, nicht grundsätzlich ein Comic für jedermann, da er ganz eigene Erzählstrukturen verfolgt, mit Bruchstücken und Ausschnitten spielt und ein wenig Kenntnis der Göttersage bestimmt nicht fehlen sollte. Ein Höhepunkt im Bereich von Fantasy-Comics ist dieser nun abgeschlossene Zweiteiler auf jeden Fall. 🙂

ODIN 2: Bei Amazon bestellen

Mittwoch, 09. Januar 2013

NOAH 1 – Wegen der Bosheit der Menschen

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:09

NOAH 1 - Wegen der Bosheit der MenschenDie kriegerische Bande, die über die Tierherde herfällt, tötet die Wollnashörner nur, um an die Hörner zu gelangen. Das für die Menschen kostbare Stück wird abgesägt. Die Kadaver lassen sie in der glühenden Hitze in der Wüste zurück. Noah ist von diesen Menschen angewidert, glaubt nicht mehr an ihre Vernunft. Ein Jungtier ist verletzt zurückgeblieben. Seine Kinder und er bringen es nach Hause. Dort versuchen sie das kleine Nashorn aufzupäppeln. Die Ereignisse des Tages drücken die Stimmung weiter auf einen Tiefpunkt. Nachts träumt Noah davon, wie er in grünen Fluten versinkt und ertrinkt.

Noah wurde von Gott berufen. Eine Arche sollte er bauen. Zur Rettung seiner Familie und der Vielzahl der Tierarten. Denn eine große Flut sollte kommen und die Menschen von der Erde tilgen. Als der liebe Gott noch ein strenger Gott war, die Menschen allzu furchtbar auf der Erde wüteten, erkannte der Weltenschöpfer, wie wenig diese Menschen noch mit dem gemein hatten, was ursprünglich von ihm beabsichtigt worden war. Der freie Wille des Menschen hatte ins unbarmherzige Chaos geführt.

Darren Aronofsky hat zusammen mit Ari Handel eine Comic-Umsetzung dieser biblischen Legende auf den Weg gebracht. Aronofsky, bekannt geworden als Regisseur der Filme Black Swan und The Wrestler wird in der filmischen Umsetzung der Geschichte von NOAH wieder Regie führen. Russell Crowe übernimmt die Titelrolle. Außerdem treten illustre Schauspieler wie Anthony Hopkins, Emma Watson und Jennifer Connelly an seiner Seite auf. Wer nun erwartet, eine sehr bibelfeste Umsetzung des Stoffes allein in der Comic-Umsetzung zu sehen, wird gewaltig getäuscht.

Fast allein gegen alle. Gegen andere Menschen, die eine andere Mentalität besitzen. Gegen die Natur, die nur noch Trockenheit zu bieten hat. Gegen die Hoffnungslosigkeit und das Gefühl der Einsamkeit. Visionen von Regen schüren den befürchteten Wahnsinn. Niko Henrichon, der hierzulande sehr positiv mit dem Comic Die Löwen von Bagdad aufgefallen ist, gestaltet Noah als Raubein und Familienvater. Er sieht aus wie Kämpfer, hält sich aber aus den Kriegen und dem Verderben heraus. Der Strich ist kräftig, mehr Bleistift als Tusche. Die Kolorierung, auch von Niko Henrichon übernommen, ist stets atmosphärisch, einem Thema folgend und mit einer Grundtönung versehen.

So steht das trockene, gleißende Rot der unbarmherzigen Sonne gegen das Grünblau aus Noahs Visionen, in denen sich alles umzukehren scheint. Zunächst sind es nur kurze Augenblicke, die immer länger andauern, immer offensichtlicher auf ein Ziel weisen. Doch verheißen die Bilder keinen Trost, nur das absolute Ende. Unter der Sonne töten die Menschen, schlachten, verbrennen, wo es nur möglich ist. Niemand stellt sich ihnen entgegen. Nicht mehr. Im Umschwung der Geschichte keimt weniger die Hoffnung. Nur eine Flucht verspricht das Heil und neue Freunde sind schwer zu gewinnen.

Darren Aronofsky und Ari Handel wagen den Rückblick, hin zum Paradies, als die Unschuld verloren ging und Adam und Eva der Heimat den Rücken kehren mussten. Mitleid brachte Unheil. Denn nicht Gott hatte Mitleid, sondern einige Engel, die beschlossen, dem Menschengeschlecht zu helfen. Von Gottes Geschöpf zu Gottes Geschöpf. Aber der Mensch nutzte die Lehre der im Himmel geschaffenen und nun auf der Erde gestrandeten Engel zum Bösen. Schließlich wendete er sich sogar gegen seine Lehrer. Niko Henrichon zeichnet immer apokalyptischere Bilder.

Die Vergangenheit hat sich in die Gegenwart hinübergerettet und hält sich nun versteckt, hat jedoch ihren Hass bewahrt. Hier findet eine Wende zur Fantasy statt, die in biblischen Beschreibungen sicherlich zu finden ist. Allerdings gehen die beiden Autoren noch einen Schritt weiter, fertigen einen eigenen Teil an, der begründet, wie Noah seine Mammutaufgabe überhaupt bewältigen konnte.

Tolle Bilder eines vorzeitlichen Weltuntergangs, spannend erzählt, obwohl der grundsätzliche Inhalt bekannt ist. Die Autoren wie auch der sehr versierte Niko Henrichon, Zeichner und Kolorist, gewinnen dem Thema viele neue Seiten ab, spannende und auch erschütternde Seiten. Ein düsterer Auftakt. 🙂

NOAH 1, Wegen der Bosheit der Menschen: Bei Amazon bestellen

Link: Homepage von Niko Henrichon