Die Übermacht ist zu groß und so bleibt dem Mann nur die Flucht. Doch der Weg kann eine Hilfe sein, wäre er für den Flüchtigen nicht ebenso gefährlich wie für die Verfolger. Am Ende stehen sich zwei Mann gegenüber. Der Verfolger ist voller Hochmut und ahnungslos, der Verfolgte ist bereits schwer verletzt, tödlich sogar und kann nur noch auf Gnade hoffen, die der Mensch vor ihm niemals gewähren wird. Aber das mächtige Geschöpf, dessen Gliedmaßen unzählbar scheinen, so ohne Mitleid, einzig von Neugier angetrieben, brennend vor Hass auf die Menschen, aus der Dunkelheit auftauchend, könnte die unvermutete Rettung sein.
Und ewig lockt das Weib. Autor Jean Dufaux kennt die klassischen Mechanismen eines Dramas sehr gut und er versteht es, seine Figuren regelrecht in die Falle zu locken. Ein tapferer Mann, Valgar aus Valta, verliert seine Frau und seinen neugeborenen Sohn. Bereits zu diesem Zeitpunkt hat er die falsche Frau gewählt, begehrte sie doch ein anderer, der mächtiger war als er. In jenen fernen Tagen, über die Jean Dufaux hier erzählt, ist auf diese Weise Ärger festgeschrieben. Valgar, eigentlich ein ehrlicher Mann, im Kampfe erfahren, hat einen Schwachpunkt, der Frau heißt, obwohl er sich stark genug glaubt, Reizen zu widerstehen, wenn sich um die Frau eines anderen handelt. Das würde gelingen, gäbe es nicht andere, die in der Ränkeschmiede die besseren Handwerker sind.
Im ersten Teil der zweibändigen Geschichte ist die Handlung bereits derart dicht verwoben, so dass eine tolle Charakterzeichnung eröffnet und ein dunkles Land mit starken Kriegern und finsteren Mächten auf den Seiten abzeichnet. Sei es Ogerth, der Vielarmige, eine Kreatur, die selbst im Bereich der Fantasy gesucht werden muss, oder die Gierschlünde, durchaus gleichzusetzen mit mehr oder minder modernen Untoten, denen sich die Menschen mit List und Tücke entgegenstellen, um sie besiegen zu können.
Ist die erste Hälfte des vorliegenden Bandes sehr von Auseinandersetzungen geprägt, sind von da an die Weichen gestellt und das Drama nimmt seinen Lauf. Die Intrigen werden gesponnen, geheime Absprachen, die so auch bei Shakespeare hätten vorkommen können. Es ist eine Geschichte, die in ihrer Machart gleichermaßen auch Fans von Der 13. Krieger begeistern könnte.
Mohamed Aoumri besitzt eine tolle Strichführung und so erinnert nicht nur der angeführte Held optisch an Buddy Longway, auch der grafische Stil geht in die Richtung von Derib, ist allerdings feiner ausgeführt. Will man grafische Vergleiche im fantastischen Bereich suchen, wird man bei Eric Stalner (Die Legende von Malemort) fündig. Mancher Strich ist so zart, dass er einer Radierung entstammen könnte. Feine Schraffuren geben Tiefe und Volumen, viele Zeichnungen würden sogar ohne Farbe funktonieren.
Die Kolorierung, von Benbk, ist einerseits mit Flächen und Verläufen angelegt, erhält aber auch durch feine Sprühpunkte Struktur und wirkt weniger glatt, der sehr natürlichen Tuschearbeit angepasst. Besonders schön sind gerade solche Bilder, die das schlichte Leben zeigen, Landschaften, Jagden oder Begrüßungen und Zusammenkünfte und nur erzählende Texte unterlegt sind. In dieser Saga Valta dominieren erdige, natürliche Farbtöne, unaufgeregt, oft in einer goldenen Stimmung, manchmal stürmisch blau, eine Mischung, die bereits sehr gut auf dem Titelbild abzulesen ist.
Atmosphärisch stimmig, ein reines Menschendrama mit ein paar wenigen fantastischen Einflüssen, die eigentlich vernachlässigbar sind. Die menschliche, dramatische, auch tragische Komponente ist dicht erzählt, packt und führt den Helden in eine ausweglose Situation. Bis zum abschließenden zweiten Band. 🙂
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