Mitten auf der Landstraße werden Hellboy und seine Freundin Alice plötzlich attackiert. Hellboy wusste bislang, dass seine äußere Erscheinung mitunter befremdlich auf anderer Leute Augen wirken kann. Doch von einem mutierten Igel Monster genannt zu werden, ist für Hellboy neu. Schlimmer noch, will ihm das zum Krieger gewordene Tier doch an den Kragen, in der festen Überzeugung, richtig zu handeln. Hellboy wehrt sich, zunächst chancenlos, wie es scheint. Als er das ihm als Vermächtnis übergebene Schwert des Königs Arthur endlich zur Verteidigung schwingen kann, wendet sich das Blatt.
Das Ende der Welt? Oder doch nicht? Einst verhieß die Ankunft des kleinen roten Jungen auch das Ende der Welt. Doch Hellboy stand gegen sein Schicksal auf, wollte Mensch sein, halbwegs wenigstens. Er gewann Freunde, die ihn auf seinem Weg begleiteten, bis er von diesem Weg abwich und die Beörde zur Untersuchung paranormaler Angelgenheiten verließ. Eine Prophezeiung, nicht weniger groß als jene, die er in der Vergangenheit gehört hatte, brachte ihn erneut in die vorderste Front gegen dämonische Mächte.
Nachdem Mike Mignola diese Geschichte langfristig verfolgt hat, diverse Gegenspieler aufbaute und die Handlung immer dichter spann, spitzt sich die vorliegende 12. Ausgabe der Reihe von Anfang bis Ende zu, von Mythen durchwoben, mit gespenstischen Aufmärschen, Tragödien und natürlich den grandiosen Endkämpfen eines Hellboy, der bei seinen Auseinandersetzungen die Erde stets in den Grundfesten erschüttert.
Versuchen die einen, Hellboy aufzuhalten, aus ehrlicher Überzeugung sogar und geben dafür ihr Leben, versuchen wiederum andere, sich Hellboy anzuschließen und sehen ihn in ihm den verheißenen Anführer einer großen Armee im Kampf gegen das Böse, in einer ultimativen Schlacht. Duncan Fegredo, der den Zeichenstift von Mike Mignola vor einiger Zeit übernahm, hat sich stilistisch in das Hellboy-Universum eingefügt, obwohl er weniger minimalistisch ist als der Erfinder der roten Comic-Figur. Die Entwürfe von seltsamen Kreaturen, die Verwandlungen, Massenszenen, stimmungsvolle Kulissen, derer es im guten alten England nicht wenige gibt, diverse Einflüsse mystischer Sets reihen sich wirkungsvoll aneinander. Spätestens, wenn der Drache erwacht, muss es dem Leser bewusst sein, dass er von den drei Comic-Machern Mignola, Fegredo und Dave Stewart (Farben) eine moderne Sage präsentiert bekommt.
Mignolas Geschichten leben von mythischer Energie, abgeschöpft aus realen Legenden unterschiedlicher Völker und den eigenen Einfällen, kurios und spannend zugleich. Wenn unter der Führung von Arthur die längst verstorbenen Ritter wieder zu alter Form finden und in den Kampf ziehen, vermischt mit einem Weltuntergang, einem kampfesmüden Hellboy, der noch einmal alles gibt, dann erreichen die Erzählung und Optik epische Ausmaße.
Comic und ikonenhafte Darstellungen fließen ineinander, manchmal stehen letztere tatsächlich für eine Zwischenerzählung oder Erläuterung einer Legende. Derlei Technik findet sich hin und wieder in diesen oder auch Erzählungen anderer Autoren, bremst die Handlung leicht und streut innerhalb kürzester Lesezeit benötigtes Wissen. Hier geht Mike Mignola noch eine Stufe darüber hinaus, indem er die Handlung selbst zur Legende werden lässt, wenn alle anderen zum Zuschauen degradiert worden sind und der einzig aktiv gegen den Untergang aufstehende Teilnehmer nur noch Hellboy ist.
Sind die ersten drei Kapitel eine fast schon so zu nennende behutsame Einleitung, wollen die Seiten ab dem 4. Kapitel immer schneller gelesen werden, wenn die Handlung einen regelrechten Wirbel entfaltet. Das ist dank Duncan Fegredo großartiges fantastisches Comic-Kino.
Wer die Hellboy-Reihe mag, wird diesen Band lieben, der in der Tat so erscheint, als habe Mike Mignola jahrelang nur auf diese Krönung seines Comic-Universums hingearbeitet. Für Fans ein Muss, ohne Vorkenntnisse von Figuren und Ereignissen ist der Spaß nur halb so groß. 🙂
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