Pfeil und Bogen gehören nun einmal nicht an Bord eines Passagierflugzeuges. Da kann der kleine Junge, der sein Spielzeug zurück haben möchte, so lange quengeln, wie er will. Pfeil und Bogen bekommt er tatsächlich nicht zurück, dafür hat er jedoch eine Rachemaßnahme parat, vergleichsweise harmlos, dafür aber sehr bunt. Die Reise gefällt dem Häuptlingssohn nicht besonders. Zwar geht es um eine bessere Bildung, die ihm zuteil werden soll, aber daheim ist es eben am schönsten. Als sich die Gelegenheit ergibt, einen Grund zur Rückkehr zu finden, ergreift er sie, und fliegt heim. Sehr zum Missfallen der Minis um Renaud, die dem Häuptlingssohn dabei helfen müssen.
Serons Einfallsreichtum ist der Garant der Serie. Immer neue Ideen und keine Scheu, auch einmal sehr ausgefallene Wege zu beschreiten. Das Titelbild des 13. Sammelbandes der Reihe gibt lediglich eine Andeutung auf die Albernheiten, die Seron, Autor und Zeichner, hier mit aller Ernsthaftigkeit, der Feinsinnigkeit, die anscheinend nur im französischsprachigen Raum zu finden ist, hier zum Besten gibt. Ein schwebender Indianer ist die Spitze des Eisberges an Einfällen, die die Minis in eine Geschichte über sich selbst, gegen Roboterhunde, in den modernen Wilden Westen und zu den Großen.
Duell lautet der Titel des Auftaktbandes der drei hier versammelten Abenteuer. Die Hauptfigur der Reihe, Renaud, der immer gerufen wird, wenn Not am Mann ist (oder der es auch selbst vortrefflich schafft, in das nächste Abenteuer zu schlittern), begegnet einem alten Feind. Der große Herzog von Habsgut hat mit dem kleinen Renaud aus der Mini-Stadt Eslapion noch ein Hühnchen zu rupfen. Das Besondere ist die Einführung in die Geschichte.
Ein junger Mann zeigt Renaud einen Comic, den er auf der Basis der Erzählungen des Abenteurers gestaltet hat. Ein Comic im Comic, mit Handlungen, die einem vage bekannt erscheinen und durch die Verschleierung des Originalcharakters, einer leicht veränderten Optik zu einem Abenteuer werden, das der Leser leider nicht zu Ende erleben kann, da hier das echte Abenteuer einsetzt.
Tönerne Back Backe und Sohn. Allein dieser Titel verdient schon Aufmerksamkeit, verrät er doch rein gar nichts über die Ereignisse, die auf den Leser warten. Wer glaubt, er gerate in eine Geschichte über einen Handwerkerbetrieb, sieht sich gewaltig getäuscht, denn hinter dem Titel verbirgt sich jenes Abenteuer über den schwebenden Indianer. Seron brennt hier ein solches Feuerwerk an Ideen und Gags ab, dass er sich selbst übertrifft. Wer die Abenteuer um die Minimenschen kennt, weiß, wie schwierig das sein muss.
Der kleine Indianer, eine Mischung aus Wickie und Pepe (aus Asterix in Spanien, dem Jungen, der so gerne die Luft anhielt). Fans des französischen Kinos könnten aber auch feststellen, dass Seron hier von Little Indian inspiriert worden ist. Ein klassischer (wenn auch moderner) Westernauftakt, sehr humoristisch, aber auch mit ernsten Untertönen (amerikanische Ureinwohner, die sich von weißen Rednecks mit einem geerbten Skalp verhöhnen lassen müssen), wandelt sich zu einer außergewöhnlichen Odyssee, wenn die Minis den kleinen Sturkopf retten und gezwungen sind, ihn in die Vereinigten Staaten zurückzubringen. Wer sich nun fragt, wie selbst ein Kind die Minis zu irgendetwas zwingen kann, muss diese Geschichte lesen. Es lohnt sich.
Bingo. Ein Stein ließ die Minis so klein werden, wie sie nun sind. Nicht alle sind glücklich über dieses abgeschiedene Leben. Und einige habe sich sogar gefragt, warum man nicht ein wenig Unsinn mit diesem Stein anstellt. Oder wenigstens mit einem Splitter davon. Sein Name war Bingo. Der Junge, der sich mit dem Steinsplitter mehr und mehr für einen Harry Potter hält, nimmt seinen Freund Floh in die große Stadt mit. Floh kann nur hilflos mit ansehen, wie Bingo immer schlimmeren Blödsinn anstellt. Wieder einmal ist Renaud gefragt. Seron kreiert eine Hetzjagd, fast schon eine Schnitzeljagd nach verkleinerten Gegenständen, die von Seite zu Seite mehr Fahrt aufnimmt.
Seron ist ein Komödienmeister und ein perfekter Illustrator humoristischer Action. Hier präsentiert er sich als Erzähler, der sich alles traut und gut daran getan hat, seine Minis nicht aus der Hand zu geben. 🙂
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