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Comic Blog


Mittwoch, 11. Juli 2012

Driver For The Dead

Filed under: Horror — Michael um 19:43

Driver For The DeadDas Kind ist besessen. Die Eltern hätten das Kindermädchen nicht entlassen dürfen. Im tiefen Süden kann die Rache fürchterlich sein. Meist steht sie in keinem Verhältnis zur begangenen Tat. Hier ist es letztlich nur eine Kränkung. Der Junge weiß von alldem nichts. Er siecht in seinem Bett vor sich hin, während seine Eltern krank vor Sorge sind und einen Heiler rufen, ihre letzte Hoffnung, nachdem alles andere nichts geholfen hat. Moses Freeman ist ein über die Jahrzehnte erfahrener Mann. Er hat vieles gesehen, kaum etwas kann ihm noch etwas vormachen. Für den simplen Zauber hat er das passende Gegenmittel parat. Aber auch Meister ihres Fachs sind nicht vor Selbstüberschätzung gefeit und so läuft etwas gewaltig schief.

Der Süden der USA, voller Geheimnisse, Sümpfe und Alligatoren, teuflischer Rituale und Hinterwäldler. Einige Autoren haben diesen verwunschenen Süden für sich entdeckt. True Blood, die Fernsehserie, lebt von diesen Grundgedanken, Angel Heart ebenso, Comics wie Poison Ivy starten in dieser scheinbar von Gott verlassenen Gegend. Hier begegnet der Leser Moses Freeman, der optisch an Morgan Freeman erinnert, einem Heiler, der gleichzeitig eine Szene heraufbeschwört, die einem Szenario wie Der Exorzist alle Ehre machen würde. Leider ist dies auch zugleich das Ende von Moses Freeman. Wo der Heiler sein Ende findet, startet Alabaster Graves, der Driver For The Dead.

Die Geschichte verbindet nicht nur die allzeit sehr beliebten Horrorfiguren und Mythen: Vampire, Zombies, Werwölfe, Voodoo, schwarze Magie und Exorzismus. Sie fügt auch noch den Mythos des Drivers hinzu, des Alleingängers, der auch auf einem PS-starken Muscle-Car sitzt und seine Probleme regelt. Alabaster Graves ist der Fahrer der Toten, bringt sie zu ihrer letzten Ruhestätte und sorgt dafür, dass sie heil dort ankommen. In einer hinter der Oberfläche magischen Welt ist ein Leichnam wie Moses Freeman ein gefundenes Fressen für jene, die ihre Macht vergrößern wollen. Und das ist nicht einmal so dahin gesagt.

John Heffernan ist dem Interview im Anhang des Comics zufolge dem Zeichner Leonardo Manco nie begegnet. Erst ein Online-Chat brachte die beiden kurz virtuell zusammen. Obwohl keine enge Zusammenarbeit stattfand, Heffernan seine Arbeit ablieferte und Manco seine aufsetzte, die Koloristen Kinson Loh und Jerry Choo das Projekt vollendeten, ist ein dreiteiliger, hier in einem Band zusammengefasster, Horrorthriller entstanden, der aus einem Guss erstellt wirkt. Darüber hinaus ist die Umsetzung insgesamt filmisch, von Kino und Fernsehen inspiriert und von einer optischen Brillanz, die selbst grafikverwöhnte Comic-Leser umhauen kann.

Heffernan und Manco schicken einen Helden ins Rennen, äußerlich eine Mischung aus Bruce Willis und Arnie, in einem schwarzen Leichenwagen mit dem Namen Black Betty. Hier wird optisch wie erzählerisch mit Klischees gespielt, sie werden bestätigt, aber auch umgekrempelt. Mal verläuft es für Graves allzu leicht, dann wieder beißt er sich die Zähne aus. Sein Gegner, eine untote Version eines Outlaws, aus verschiedenen Leichenteilen zusammengesetzt, ist wie alles andere auch realistisch gezeichnet und fast schon fotografisch koloriert. Hier wurde aus entsprechenden Programmen viel herausgeholt, aber auch nur gerade so viel, dass weiterhin ein gemäldeartiger Charakter der Bilder vorhanden bleibt.

So dürften die Horrorkreaturen in ihrer jeweiligen gestalterischen Ausführung zu den schönsten gehören, die der Horrorcomic zu bieten hat. Wer als Horrorfan diverse Entstehungsdokumentationen zu Publikationen solcher Art verfolgt hat, weiß wie viel Arbeit darin stecken kann. Hier ist jede einzelne Arbeitsstunde zu sehen. Dabei wird nie über das Ziel hinausgeschossen. Die Vampire sind eher klassisch geraten, der Werwolf schließt sich Kreationen an, wie sie aus Underworld her bekannt sind, nur die Untoten könnten zuvor einen Abstecher in die Sadomaso-Szene unternommen haben. In ihrer Gefräßigkeit stehen sie ihren weniger gestylten Kollegen aber in nichts nach. Styling findet sich besonders im Leichenwagen wieder, ein böses Geschoss, wie es seit Death Proof so nicht mehr zu sehen war.

Über fehlende Action kann sich der Genre-Fan nicht beklagen. John Heffernan schaukelt die Handlung immer weiter nach oben und findet stets noch ein Spannungssteinchen, das er obenauf setzen kann. Als Kenner der Materie spielt er sogar mit den allseits beliebten Sith-Blitzen, hier in magischer und vergleichsweise zerstörerischerer Form.

Ein Horrorknaller, das lässt sich kaum anders sagen. Grafisch wurde herausragend gearbeitet und Gruselkino im Comicformat geschaffen. John Heffernan lässt dem Leser kaum Zeit zum Luftholen, die grafischen Künstler, die Koloristen insbesondere, liefern einen Comic mit Vorbildcharakter für das Genre ab. Top! 🙂

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