Zum Inhalt springen


Comic Blog


Montag, 11. Juni 2012

Zombies 0 – Tod und Agonie

Filed under: Mystery — Michael um 19:39

Zombies 0 - Tod und AgonieSerge Lapointe war mal wer. Zumindest hatte er sich einen Namen in Horrorfilmen gemacht, doch selbst diese für ihn große Zeit dämmert nun dahin. Das Selbstbewusstsein hat sich verabschiedet, Zigaretten und Alkohol, gekaufter Sex und die letzten russischen Fans halten Serge ein wenig aufrecht. Die Horrorfilm-Convention geht langsam vorüber und als Serge erwacht, aus dem Fenster sieht, dem Alptraum ins Auge blickt, dem er mit auf die Kinoleinwand verhalf, hilft zuerst nur der Griff zum Mobiltelefon. Doch sein Agent ist weit weg in den USA. Das Leben, eben noch kaum etwas mehr wert, erscheint nun doch erhaltenswürdig. Die Vorstellung, lebendig gefressen zu werden, ist nicht verlockend. Selbst für einen Horrorfilmdarsteller, der gerade noch an Lebensverdruss krankte, nicht.

Wie alles begann. Mit Zombiefilmen. Jemand drehte Horrorfilme über menschenfressende Untote. Da sollte es doch nur eine Frage der Zeit sein, bis die Wirklichkeit das Kintopp einholt. Olivier Peru beschreibt hier die Vorgeschichte der Reihe Zombies. Im Gegensatz zu anderen Horrorgestalten waren die Untoten dieser besonderen Art stets mehr im Hier und Jetzt, war der Horror eher blank und ohne Zauber. Seit einiger Zeit findet auch eine kleine Vermischung von Fiktion und Realität statt. In Tagebuchform oder einem dokumentarischen Stil wird von der Apokalypse erzählt. Hier ist es ein Schauspieler, der sich ausgerechnet zu einer Horror-Convention in Sankt Petersburg befindet und dort den Beginn der Seuche erleben muss.

Es ist ein Zusammenbruch, wie ihn der Genre-Fan kennt, aber Olivier Peru hat sich als Autor herausgestellt, der seine Genres nicht nur kennt, sondern auch mit ihnen zu spielen versteht. So ist es nicht nur ein Schauspieler, der sich mit dieser Katastrophe auseinandersetzt. Auch ein junger Filmemacher sinniert im Vorfeld über das Thema und wie er es angehen würde. Radikal sind die Maßnahmen der Behörden und der Armee gegen diesen untoten Feind. Radikal sind auch die Ansichten, die es dank Lucio Alberto Leoni zu sehen gibt.

Vollkommen in ABC-Schutzkleidung verpackt, rücken die Soldaten gegen die Zombies und solche, die kurz davor stehen, welche zu werden, vor. Es ufert zu einer mitleidlosen Vernichtung aus. Gegen Ende steht der Run auf das letzte zur Verfügung stehende Flugzeug für jene Überlebenden, die sich gegen ihre Mitmenschen durchsetzen können. Das ist optisch wie erzählerisch ein Blick in den absoluten Zusammenbruch, wie ihn der Film so noch nicht gezeigt hat (es wäre zu aufwendig für derlei Genreproduktionen) und bislang nur der Roman ähnliches zu Papier brachte.

Die Flucht: Kein Vertrauen auf irgendwen, einzig das eigene Leben zählt noch. Kurzfristige Allianzen werden früh beendet. Untote oder Militärs, manchmal auch schlicht Unglücke setzen einer Flucht ein schnelles Ende. In der einen oder anderen Szene wird der Genre-Fan vielleicht auch eine Ähnlichkeit zu Werken von Romero erkennen (was sicherlich auf die gesamte Geschichte zutrifft, gemeint sind hier jedoch Details). Lucio Alberto Leoni zeichnet mit sehr sauberen Linien. Der notwendige Realismus trifft auf jeder Seite ins Schwarze. Rund zehn, manchmal zwölf Bilder auf einer Seite schaffen ein dichtes Szenario, filmisch arrangiert, zuweilen mit harter Optik und völlig ohne Humor gezeigt und erzählt (nicht einmal schwarzer Humor ist hier zu finden).

Dunkel, dunkler, abgrundtief finster: Das Ende, die Vorgeschichte zur Zombies-Reihe gerät fast noch ausdrucksstärker als die eigentliche Serie. Für Horror-Fans im Medium Comic genau die richtige Lektüre, eindringlich illustriert von Lucio Alberto Leoni. 🙂

Zombies 0, Tod und Agonie: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.