Ein Marsupilami freundet sich eigentlich nicht mit Menschen an. Doch Blaunase ist eine Ausnahme. Das kleine Marsupilami, vor kurzem erst aus dem Ei geschlüpft, hat es selbst bei seinen eigenen Geschwistern nicht leicht. Und so ist der kleine Ptipo, der Sohn des Häuptlings, zunächst zwar ein ungewohnter Anblick und keineswegs als Freund die erste Wahl, aber Blaunase lässt sich auf dieses Abenteuer ein. Bald schon toben die beiden durch den Urwald, als wäre es niemals anders gewesen. Nach einem Nickerchen wacht Ptipo auf und das Marsupilami ist verschwunden. Daheim im Dorf wartet die nächste Überraschung.
Das Marsupilami. Ein ungewöhnlicher Name, ein ungewöhnliches Comic-Tier und kaum ein anderes hat so lange in der Comic-Welt ausgeharrt und nie von seiner Faszination eingebüsst. Ovaler Kopf, Löffelohren, ausgestattet mit dem Körper eines Affen, ein Schwanz jedoch, der um ein Vielfaches länger ist und als Sprungfeder, Lasso, Seil, Werkzeug oder Waffe eingesetzt werden kann. Darüber hinaus ist das Marsupilami quietscheentengelb und mit vielen kleinen schwarzen Flecken übersät. Nun also finden sich im Dschungel von Palumbien, wo das Marsupilami daheim ist, auch noch die MARSU KIDS ein.
Wilbur und Conrad, ein Dreamteam des französischsprachigen Comics, holen die Kleinen des Marsupilami zurück auf die Comic-Seiten. Neben dem bekannten Huba des erwachsenen Comic-Tiers ertönen nun viele kleine Bis aus dem Blätterwald. Das Marsupilami gerät zwar hier und dort einmal ins Blickfeld, das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf den Kleinen, hier noch mehr auf einer Figur, nämlich Blaunase. Wer mit nostalgischem Blick auf jene Figurenkreation von Andre Franquin zurückblickt, wird feststellen, dass ein kleines schwarzes Marsupilami unter den frisch geschlüpften Jungtieren fehlt.
Aber Wilbur und Conrad gehen nicht nur sehr pfleglich mit dem Erbe von Franquin um, sie erzählen das Dschungelabenteuer im Vergleich zur sehr prominenten Episode Das Nest im Urwald, in der das Original-Marsupilami eine maßgebliche Rolle spielt, auch sehr getreu im Geiste seines Erfinders. Um diesem Geiste treu zu bleiben, ganz besonders, da Franquin zeitlebens sehr an dieser seiner erfolgreichsten Figur hing, müssen auch die Zeichnungen dem Original folgen, sonst macht es keinen großen Sinn, sich mit dieser schon legendären Comic-Figur auseinanderzusetzen, die seit 1952 das Comic-Universum bereichert.
Didier Conrad ist nicht nur ein erfahrener Serienzeichner (z.B. Die weiße Tigerin), er kennt sich auch mit Jugendabenteuern bekannter Charaktere aus, setzte er doch auch den kleinen Lucky Luke in Szene. Stilistisch trifft er den richtigen, den klassischen Cartoon-Strich, sei es früher den von Morris oder neuerlich jenen von Franquin, allerdings auch nicht ohne seine eigene Handschrift nicht erkennen zu lassen. Conrad besitzt einen durchaus modernen Schmiss in seinen Bildern, arbeitet mit viel Schwung und einem guten Blick für herrliche Juxansichten.
Am besten funktionieren seine Bilder, wenn Worte überflüssig werden und allenfalls ein Bi, ein Huba, Grooo oder Prrt für Untermalung sorgt. Wenn Blaunase beispielsweise durch den Dschungel tobt, seinem Vater hierbei alle Ehre macht, sich dennoch vollkommen daneben benimmt und am folgenden Tag einem erzieherischen Gespräch unterzogen wird, dann hat Didier Conrad nicht nur alles richtig, sondern auch sehr gut gemacht.
Herrlich: Hier wird der Ton und das Bild des Originals getroffen, humorvoll, albern auch, mit zwei ungewöhnlichen Freunden in einem klassischen Slapstick-Abenteuer. Lachen ist garantiert. 🙂
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