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Comic Blog


Samstag, 28. April 2012

Siegfried 3 – Götterdämmerung

Filed under: Abenteuer — Michael um 16:50

Siegfried 3 - GötterdämmerungDie Grotten sind wunderschön. Es ist Mime nicht zu verdenken, dass er diese Umgebung vermisst hat, die einen solch magisches Flair zu bieten hat. Die beiden Reisenden ruhen aus, ein letztes Mal, denn der Weg zum Drachen ist nicht mehr lang. Aber endgültig. Tief unten hält sich der Drache verborgen. Immer kälter wird es, eisiger. Die Toten, jene, die vor Siegfried diesen Weg gingen, erwarten den Helden vor dem Eingang zur Höhle. Knochen, Mahnmale, sogar seine Eltern. Sie warnen Siegfried noch einmal. Doch Siegfried weicht nicht und fordert den Giganten heraus.

Episch. Ohne Hagen von Tronje, ohne Kriemhild. Nur ein Held, ein Drache, eine Walküre, ein heimlicher Verräter und ein Gott. Nur? Nein, ganz und gar nicht! Siegfrieds Aufgabe ist es, gegen den Drachen Fafnir zu ziehen, der sich tief unter der Erde in den Höhlen verkrochen hat. Offensichtlich aber ist Fafnir nicht unglücklich darüber, solange er mit seinem Gold vereint ist. Fafnir ist die ungezügelte Kraft, die sich nicht messen muss, die einsame Kreatur in der Dunkelheit. Mit Bosheit hat das weniger zu tun, vielmehr ist er wie alle Figuren in diesem Drama an seinem Platz, von Alex Alice auf der Basis Wikingersagen und der Musik von Richard Wagner wie auf einem Schachbrett in Stellung gebracht. Ganz gleich, wie oft über die letzten Züge nachgedacht wird, es bleibt nur ein einziger Weg, dem sich sogar ein Gott fügen muss.

Bei aller Tragik gibt es schließlich doch eine Belohnung. Bis es allerdings zu diesem Punkt kommt, muss jede Figur in diesem Spiel leiden. Die eine mehr, die andere weniger. Die einen aus freier Entscheidung, die anderen, weil sie sich dazu gedrängt fühlen. Alex Alice hat aus Siegfried einen Helden gemacht, der außer seiner Aufgabe nichts anderes kennt. Mime, der alte Schmied an seiner Seite, oder das getreue fliegende Pferd der Walküre, sind die einzigen Begleiter auf dieser Reise. Siegfried ist, auch in anderen Erzählungen, derjenige, der für eine Richtung steht und ein Ende einläutet. Ohne ihn ist die Handlung undenkbar. Hier, entkernt von höfischen Intrigen, ist er die Handlung, zum Helden geboren, sonst nichts.

Groß, größer, Fafnir. Wenn Alex Alice den Drachen aus der Tiefe hervorbrechen lässt, provoziert durch die Worte eines Menschleins, ist dies ein Vorgeschmack auf die Apokalypse, eine neue Götterdämmerung. Diese kommt dramatischer, für den Menschen verständlicher daher. Es ist der Kampf des Menschen gegen die Kreatur und sein Sieg über sie (damit sollte kein Geheimnis verraten werden, denn die Eckpfeiler der alten Sage werden auch von Alex Alice nicht verändert) birgt die Grundlage für die weitaus wichtigere Auseinandersetzung. Der Kampf gegen Fafnir, brillant mit spielbergscher Eleganz inszeniert, bildet die Aufrüstung, die das folgende Duell erst ermöglicht: Mensch gegen Gottheit.

Odin! Sonst sind keine Götter mehr da. Odin ist alleine, den alten Gesetzen verhaftet, denen sich der Mensch entgegenstellt, da sie, will er die Liebe annehmen, keine Gültigkeit mehr für ihn besitzen. Philosophische Rückschlüsse aus der Handlung spiegeln sich in den Bildern von Alex Alice auf jeder Seite wider. Ausdrucksstark, präzise, mit Jugendstiloptik, mit auf Schönheit bedachten Linien und realistischen Formen, aber auch zeitweiligen Ausflügen in die nähere Popkultur mit einem disneyschen Mime. Allein der Auftakt, die Rückkehr Odins vom Tode, stimmt mit Bedacht auf den dritten Teil ein.

Die Farbgebung erinnert an Veröffentlichungen aus den 70er, 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, als die Farben noch reduziert (ohne den Kollegen Computer) aufgetragen wurden, mit dem Ziel, eine Stimmung zu erreichen. Beispielhaft seien hier Blueberry oder auch Comanche genannt. Dies mögen zwar Western sein, doch existiert in diesem phantastischen Grundszenario ein Muster, wie es sich in vielen Dramen um den einsamen Helden findet. Demzufolge hinkt der Vergleich nicht.

Ein traurig schöner Abschluss: Siegfried geht seiner Bestimmung entgegen, bereit für die Belohnung, die er sich ebenso hart erkämpfen muss. Wunderbar illustriert von Alex Alice. Mit dem Zeug zum Klassiker. 🙂

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