Clara liegt immer noch im Koma. Fito hat es nicht aufgegeben, sie retten zu wollen. Doch bislang ist er mit seinem neuen Freund Raf kaum einen wichtigen Schritt weitergekommen. Die beiden Freunde wissen, wie es zu Claras Zustand kommen konnte. Sie haben einen Anhaltspunkt, wie sie es möglicherweise schaffen, sie zu wecken. Doch dafür müssen sie ihr eigenes Leben riskieren. Der Turm da vor ihnen muss in zehn Minuten erklommen werden. Als Frosch, der gefühlte zehn Meter hoch springen kann und mit einem Waffenarsenal ausgerüstet ist, mit dem ganze Söldnertrupps ausgelöscht werden können, sollte diese Mission nach Aussage der beiden Spieler zu einem Kindergeburtstag werden. Sollte. Denn ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Juan Gimenez lässt es krachen! Das Szenario gibt dem Autoren und Zeichner sämtliche Möglichkeiten. Es ist eine Spielwelt, in der sich Juan Gimenez nach Belieben austoben kann. Im Zeitalter sehr realistischer Grafik kann Gimenez aus der Sicht der Spieler noch mehr bieten. Gleichzeitig präsentiert er sehr nostalgisch anmutende Spielkonzepte.
In einer Art Frogger-Variante (in der die Spieler in die Rolle des Frosches schlüpfen) geht es nicht einfach nur darum, eine Straße zu überqueren. Wären es nur Autos und Lastkraftwagen, die es zu überwinden gälte, hätten die beiden Spieler leichtes Spiel, im wahrsten Sinne des Wortes. So aber gilt es einen mit Fallen und Schussanlagen bewehrten Turm zu erklimmen. Aus Frogger wird bei Gimenez eine Achterbahnfahrt der Todesfallen. Und dabei belässt er es nicht. Wer einmal dem Computerspiel frönte, saß sicherlich auch vor einem Flugsimulator (nun, wenigstens männliche Spieler).
Gimenez beweist mit seinem Frogger seine humorvolle Seite als Illustrator. Wer seine von ihm gestalteten Science-Fiction-Epen gelesen hat, wird auch den Techniker kennengelernt haben. In seinem Flugsimulator zeigt er seine konsequente Schau einer F14, die sich mit einem Ungetüm von Jagdbomber messen muss. Realismus gegen fantastischen Einschlag bei den Gerätschaften: Es ist ein Genuss, die Bilder von Gimenez zu betrachten, der sich durch die Vielzahl von Eindrücken für eine ebenso große Anzahl von Themen und Genres empfiehlt.
So ist Das verlorene Grabmal, einem Abenteuer in Wüste und Tempel, für mich als Leser wohl die schönste Episode (nach der ich mir wünschte, Giminez würde sich einmal an eine Umsetzung einer Geschichte über Allan Quatermain wagen). Die Massivität der Eindrücke, die Gimenez mit seiner im Comicbereich ziemlich einzigartigen Technik erreicht, springt den Leser regelrecht an. Gimenez, dessen Bildqualität des Titelbildes sich im Album selbst fortsetzt, mach aus dem Spießrutenlauf der Hauptfiguren einen Parcours für das Auge, indem er von Genre zu Genre springt, Antiquiertes neben Hochtechnisiertes stellt, persifliert und vormacht.
Doch Juan Gimenez zeichnet nicht nur, er erzählt außerdem und versteht sich auch darauf, einige Fallstricke diverser Spieleszenarien mit gehörigem Witz umzusetzen. Wer hat sich nicht über manche Rätsel gewundert, über merkwürdige Kombinationsmöglichkeiten, das Zusammensetzen von Puzzelteilen, dem Vorwärtslaufen und Rückwärtsrennen, um etwas zu finden, was der Schlüssel zu einer Lösung oder einem nächsten Level sein soll. Aber nicht nur für Spieler, die mit dem Medium Computer große geworden sind (und ihren Anfängen), dürfte das Finale ein schöner Spaß sein, der Erinnerungen weckt.
Ein kurzweiliger Spaß, flott erzählt, gewohnt gigantisch illustriert von Juan Gimenez, findet hier mit dem zweiten Teil seinen Abschluss. Sehr schön, vorbildlich. 🙂
Dein letztes Leben 2: Bei Amazon bestellen