Nur gemeinsam können sie überleben. Eine Höhle ist der einzige Schutz vor dem Schneesturm, der Thorgal und seinen Schlittenhunden auf offener Ebene in kurzer Zeit töten würde. Abgeschirmt vor Wind und Kälte harren sie in der Höhle aus. Thorgal weiß, dass ein Ausruhen nicht möglich ist, denn er muss einem engen Zeitplan folgen, will er das rettende Schwertboot erreichen, um mit ihm seine lange Reise und seine Suche nach seinem Sohn fortzusetzen.
Wikingerabenteuer: Im 33. Band der Reihe um Thorgal lassen die beiden Macher, Yves Sente (Autor) und Grzegorz Rosinski (Zeichner), den roten Faden zwar fortlaufen (die Suche nach Thorgals Sohn), hauptsächlich aber erzählen sie ein flottes Abenteuer, in dem Thorgals Fähigkeiten einmal mehr auf die Probe gestellt werden. Nicht nur Menschen sind hier seine Gegner, auch die Natur in Form von Schwertwalen macht ihm das Leben schwer.
Reisen in alter Zeit: Es ist ein Abenteuer voller Widrigkeiten. Das Schwertboot, auf dem Thorgal fährt, kann durch den vereisten Fluss fahren. Es darf nur niemals anhalten. In voller Fahrt können die metallenen Eisbrecher die Schollen vom Bootsrumpf fernhalten. Für Thorgal, der die Aufgabe übernimmt, Ware eines Händlers von Bord und zu einem Handelsposten zu schaffen, gehen damit die Schwierigkeiten nicht erst los, erhöhen sich jedoch um ein Vielfaches. Selbst in dieser Witterung, mit einem Winter, dessen klirrende Kälte Mensch wie Tier gehörig zu schaffen macht, gibt es Flussräuber, die das Schwertboot aufbringen wollen.
Lässt man den Teil, der sich mit dem mythischen Aufenthaltsort von Thorgals Sohn beschäftigt, einmal außen vor, gelingt Sente und Rosinski bereits hier ein überaus dramatisches Abenteuer, für das es in dieser 33. Folge keinerlei Vorkenntnisse braucht. Grzegorz Rosinski setzt die winterliche Welt mit derartiger Sicherheit um, dass er stilistisch an den großen Illustrator Zdenek Burian heranreicht, der mit seinen Bildern über die Urzeit des Menschen sehr bekannt wurde. Rosinski besitzt den Blick für eine dramatische Einstellung, Licht und Schatten und eine kräftige, fotorealistische Farbgebung.
Die Insel am Ende der Welt: Ein alter Realspielfilm aus dem Hause Disney, der schon auf dem Kinoplakat mit Eis und Schnee, Wikingern und aggressiven Schwertwalen warb. In mancherlei Hinsicht werden Erinnerungen bei einigen Szenen an diesen Film wach. Aber natürlich können die spannungsgeladenen Seiten auch ohne jegliche Nostalgie genossen werden. Yves Sente hat sich klassische Fallen für seine Figuren geschaffen. Er demonstriert die Ergebnisse der Gefahren, besser gesagt, Grzegorz Rosinski zeigt diese mit einer Dramatik, auch einem Horror, mit dem schon in Orca gespielt wurde. Für alle anderen, die diesen Film nicht kennen, sei gesagt: Die klassische Urangst des Menschen, bei lebendigem Leib gefressen zu werden, ist auch hier ein packendes Erzählinstrument.
Die durchgehende lebensfeindliche Umgebung (außer für Schwertwale, die hier in ihrem Element sind) besetzt eine Grundatmosphäre, die von Anfang an in ihren Bann zieht. Der kleine Ausflug in den Erzählstrang um Thorgals Sohn ist eigentlich nur störend und wird auf vergleichsweise wenigen Seiten abgehandelt. Wie Grzegorz Rosinski das Kälteszenario anlegt, die Gesichter rot anlaufen, der Atem dampft, nicht nur Schnee und Eis Gefahren bergen, nicht nur im Wasser Raubtiere lauern, wie sich einfach ein grafisch beeindruckendes und hoch spannendes Gesamtszenario ergibt, ist schlicht vorbildlich. Keine Außenlinien wie früher, vielmehr ist jede Seite ein kleines Gemälde für sich, aufwändig gestaltet, ein Augenschmaus.
Ein tolles Abenteuer: Für Wikinger-Fans, Freunde großartig gemalter Comics. Der 33. Band der Reihe ist (fast) ohne Vorkenntnisse lesbar, konzentriert er sich doch auf eine einfache Mission Thorgals, die allerdings so spannend ist, dass man den Band erst nach der letzten gelesenen Seite schließt. 🙂
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