Ein großes Vorhaben. Die Erweckung von Toten. Für Gunter gibt es jedoch keinen anderen Weg. Er will seine Frau zurück haben, die vor fünf Jahren verstarb. Aber ist der so lange zurückliegende Tod nicht eine zu große Hürde für ein derartiges Unterfangen? Es ist ein Wagnis. Gunter geht es ein und scheitert. Aufgeben will er dennoch nicht. Zu gewaltig war und ist die Liebe, die ihn an diese Frau bindet. Zu mächtig ist der Wahnsinn geworden, der ihn nach so langer Zeit in seinen Klauen gefangen hält und ihn zwingt, ein solches Unternehmen bis zum bitteren Ende zu verfolgen.
Mit dem zweiten Band endet die Geschichte um die Kreuzfahrer und ihre außergewöhnliche Entdeckung. Die beiden Autoren Izu und Nikolavitsch treiben ihre Kreuzfahrer weiter auf der Suche nach des Rätsels Lösung. Das metallene Ungetüm tief unter der Erde, jenes Konstrukt, das aussieht wie ein merkwürdiges Schiff: Wie lange liegt es schon dort? Ist es der Auslöser für jene abscheulichen Kreaturen, die voller Blutgier über jeden herfallen, der es wagt, die Katakomben zu betreten? Neben der ausführlichen Beschreibung der aktuellen Abenteuer im Jahre 1245, finden sich nicht weniger interessante Rückblicke, die genauer auf jenes Wesen eingehen, das einst auf den Planeten abstürzte.
Die eigentliche Geschichte beginnt also lange bevor die Kämpfer im Auftrag des Papstes dem Geheimnis auf die Spur zu kommen suchen. Doch längst gibt es nicht nur jene, die das Geheimnis zu schützen versuchen, sondern auch jene, die es schon benutzen, um ihre eigene Macht zu steigern. Izu und Nikolavitsch würzen eine sehr aktionsbetonte Geschichte mit einem dunklen Geheimnis, das nicht zur Gänze gelüftet wird und noch einige Antworten offen lässt. Allerdings versöhnen die beiden Autoren mit einem kleinen Epilog, der sogar Raum für eine sehr eigenständige Fortsetzung ließe, würden sich die Macher dafür entscheiden.
Zhang Xiaoyu, der als Zeichner einen genial guten stilistischen Mix aus Katsuhiro Otomo (Akira) und Paolo Serpieri (Druuna) abliefert, trifft seine Figuren mit sicherer Hand und weiß insbesondere durch seine Darstellung aktionsgeladener Szenen zu überzeugen. Ob sich ein riesenhafter Kämpfer auf dem Schlachtfeld stellt, ägyptische Krieger die römischen Invasoren aufzuhalten versuchen oder die Kreuzritter gegen die Sarazenen im Heiligen Land aufmarschieren, stets steckt eine große cineastische Wucht in den Szenenfolgen. Das wird gefühlt in diesem zweiten Teil noch deutlicher.
Entscheidend für diesen Effekt ist neben der ungeheuer feinen Strichführung von Zhang Xiaoyu insbesondere die plastische Kolorierung von Zhou Hualong und Li Jian. Die Farbwärme der Bilder hat viel mit alten Gemälden gemeinsam, wenngleich sich keiner der Künstler räumlich so ausbreiten kann und für die Erzählung wirklich jeder noch so kleine Platz ausgenutzt wird. Bei der Qualität der Bilder stört es auch nicht, dass Zhang Xiaoyu mit der Darstellung eines Krokodils ein Missgriff gelingt (ein wenig Erbsenzählerei soll bei so viel Lob auch dabei sein).
Die Kämpfe, so viel ist sicher, sind keine edlen Streitereien. In diesen Kämpfen stehen sich unversöhnliche Feinde gegenüber, entsprechend sind die Schlachten offene Gemetzel und werden auch als solche gezeigt. Der mysteriöse Aspekt der Geschichte wie auch die untoten Kreaturen erinnern in diesem Zusammenhang durchaus an Szenarien, wie sie in Publikationen wie Resident Evil zu sehen waren, in vergleichbaren Mangas sowieso. Die Rasanz der Bilder ist in jedem Fall beeindruckend, wirken sie doch auch wie die Vorbereitung zu einem Film, in dem jede Kameraeinstellung und jeder Spezialeffekt im Vorfeld genau geplant ist.
Eine höchst intensive und dichte Fortsetzung, ein Abschluss, in dem es stetig voran geht und Rätselfreunde wie auch Fans von aktionsgeladenen Handlungen voll auf ihre Kosten kommen. Toll illustriert von Zhang Xiaoyu, sicherlich ein Name, den man sich wird merken müssen. 🙂
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