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Comic Blog


Montag, 09. April 2012

Roland Ritter Ungestüm 5

Filed under: Abenteuer — Michael um 14:59

Roland Ritter Ungestüm 5Ein König kann seinen Vasallen auf vielerlei Weise verärgern. Ein Leichtes wäre die Anhebung der Abgaben, aber in versteckter Form lässt sich das Murren des Gefolgsmannes noch unterdrücken, denn ist die Ausrichtung eines königlichen Turniers nicht nur finanzielle Last, sondern auch eine Ehre? So ahnt Roland nichts Böses, als ihm genau diese Ehre zuteil wird. Doch als immer mehr Gäste sich ankündigen und letztlich auch einstellen, ahnt Roland sehr bald schon, was König Artus in Wahrheit mit diesem Turnier bezweckt. Aber Roland ist nicht irgendein Ritter. Er gibt niemals auf. Und wird diese Schlacht nicht auf dem Felde, vielmehr an den Kochtöpfen, bei der Bedienung und Bewirtung, den Unterkünften und der Pracht des Turniers gewonnen, so wird er die Herausforderung von König Artus annehmen.

Der Günstling des Königs: Roland, der ungestüme Ritter, dessen Temperament und Mundwerk ihn schon in des Teufels Küche gebracht haben, ist eigentlich alles andere als ein Günstling des großen Königs Artus. Jener sagenhafte König, der einer Verbindung Rolands mit seiner Tochter Gwendoline nur mit Abneigung gegenüber steht, lässt kaum etwas unversucht, um den aufmüpfigen Ritter, der es wagt, seinen eigenen Kopf zu haben, in seine Schranken zu weisen.

Zunächst aber kann Roland, erdacht, geschrieben und gezeichnet von Francois Craenhals, ein wenig dem normalen Ritterdasein und dem Gutsleben frönen. In Der Geheimgang gönnt sich Francois Craenhals eine anfangs langsame Erzählweise. Es ist ein Blick hinter die Kulissen des mittelalterlichen Lebens am Beispiel des Neuaufbaus einer Burg, mit allem, was damit zusammenhängt. Steine müssen gebrochen, behauen und Arbeiter versorgt werden. Es ist ein schöner Blick auf die Baustelle, das umgebende Land, Arbeitsweisen, bis die Liebe Rolands in den Vordergrund rückt und sich in dieses Szenario, auch für Roland völlig unvermutet, eine Intrige einschleicht und am Paradies gerüttelt wird.

Dieser Blick auf das ritterliche Leben findet seinen vorläufigen Höhepunkt in der Episode Der Günstling des Königs, in der die Haupthandlung von den Vorbereitungen eines ritterlichen Turniers und den sportlichen Feierlichkeiten selbst begleitet wird. Craenhals schildert und zeigt diese Ausnahme vom Alltag so voller Kleinigkeiten und auch so liebevoll erzählt, dass neben der vorzüglichen Charakterschilderung auch ein lebendiges Abbild jener Zeit entsteht, sicherlich ein wenig nostalgisch, aber auch relativ realistisch. Hier ist kein Platz für Superritter.

Hier muss geübt werden, um zu gewinnen. Hier muss enormer Willen aufgebracht werden, um auch noch den nächsten Schlag des Gegners auszuhalten. Wenn die Kontrahenten nur noch mit dem letzten Rest Kraft auf dem Turnierplatz stehen und sich die Zuschauer die Augen reiben, dann wird aus der Schilderung des Ritterlebens ein vortreffliches Abenteuer. Für jene Leser, die an der Seite des Helden lieber in ferne Länder reisen, wird es mit der deutschen Erstveröffentlichung der dritten Episode in diesem Band deutlich abenteuerlicher, auch fremder.

Die Falle entführt in die eher seltener genutzte mittelalterliche Umgebung Russlands. König Artus nimmt Kontakt zum Hofe Königs Isjaslaws auf. Den diplomatischen Beziehungen soll der Austausch von Wissen folgen. Roland soll diese Mission übernehmen. Die Fremdartigkeit der Kultur ist offensichtlich, auch wird die Art und Weise von Rolands Verhalten äußerst befremdlich aufgenommen. Aber eine besondere Entwicklung, Rolands persönliches Schicksal betreffend, hat sich Francois Craenhals für das Finale aufgehoben und stellt so die Weichen für eine zukünftige Handlung.

Die feinen, man will sagen, romantisch anmutenden Zeichnungen entwickeln besonders in den ersten beiden Episoden ihre ganze Pracht. Ganz speziell weiß der Abschnitt der Erzählung um das Ritterturnier zu überzeugen. Das Leben innerhalb der Burg, die Vorbereitungen sind einfach so schön gezeichnet und koloriert, dass das Auge länger als gewöhnlich verweilt und die Bilder einfach wirken lässt. Auch ist die Erzählung von Craenhals dergestalt, dass er dem Leser diese Zeit gönnt. In Die Falle zeigt er, wie er auch die Geschwindigkeit anzuheben versteht.

Ein toller fünfter Sammelband, der sogar eine deutsche Erstveröffentlichung enthält. Durch die gelungene Mischung aus mittelalterlichem Alltag und Abenteuer findet sich hier auch ein guter Einstiegsband, für dessen Verständnis eine Vorkenntnis der bisherigen Abenteuer nur selten erforderlich ist. 🙂

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