Spirou ist der bessere Basketballspieler. Wenigstens in der geringen Schwerkraft des Mondes kann ihm so leicht niemand etwas vormachen. Selbst der beste Basketballspieler der Erde kann ihm nicht das Wasser reichen. Vielleicht ist aber auch das Preisgeld von einer Million Dollar eine nicht unerhebliche Inspiration. Der Initiator der Mondstation, Zyklotrop, stellt das Projekt als harmlos dar. Der Wissenschaftler scheint endlich auf der richtigen Seite des Gesetzes angekommen zu sein. Auch lässt sich Fantasio ködern, indem er das Angebot erhält, der offizielle Biograf von Zyklotrop zu werden. Dennoch häufen sich die Missgeschicke. Letztlich ist die Mondstation alles andere als nur ein Vergnügungspark. Aber die Gefahr geht ausgerechnet von einer Person aus, von der es keiner erwartet hätte.
Alte Feinde, gute Feinde: Zyklotrop ist zurück. Bei allem, was den beiden Freunden Spirou und Fantasio im Laufe von 50 Bänden geschehen ist, bei jedem, mit dem sie zusammentrafen, mit dem sie sich anlegten, ist und bleibt der mit Graf von Rummelsdorf konkurrierende Zyklotrop der beste Charakter. Das quirlige Genie mit dem Hang zu Chaos und Weltherrschaft agiert hier im Hintergrund einer außergewöhnlichen Vergnügungsstätte: Dem Mond. Fabien Vehlmann entwirft eine Mondstation, wo Reiche, Schöne und Mächtige einen besonderen Urlaub verleben können. Ein Urlaubsort, der durch die Anwesenheit von Spirou und Fantasio noch ungewöhnlicher wird.
Denn Fabien Vehlmann belässt es nicht bei einem Abenteuer, das Szenarien wie Man lebt nur zweimal oder Moonraker in Erinnerung ruft. Auf dem Mond darf sich Spirou ausgerechnet in jenes Wesen verwandeln, das in einer außerordentlichen Abhängigkeit zum Mond steht: Ein Werwolf. Rasant, über alle Maßen dynamisch ist bereits der Einstieg nach einem kurzen Intro. Hier wird der Leser auf einer Seite im Stimmung gebracht, unabhängig von der nun folgenden Handlung. In der Folge wachen die beiden Helden in ihrem Schlafzimmer auf, sehen aus dem Fenster auf die Mondoberfläche und danach geht es Schlag auf Schlag. Vehlmann liebt die Verweise, die Anspielungen, den Kalauer, die wilde Aktion, den Seitenhieb und den Wortwitz wie auch den Spaß ohne Worte.
Für den Erfolg des letzteren ist natürlich Yoann maßgeblich mitverantwortlich. Der Stilistik des Übervaters der beiden kuriosen Helden folgend, Andre Franquin, sind die Äußerlichkeiten von Spirou und Fantasio etwas moderner, aber auf einer Linie mit den klassischen Abenteuern, was vielleicht der Hauptgrund ist, warum dieses Kreativteam auserkoren wurde, die Serie hauptverantwortlich fortzuführen. Dem sehr freien Strich der Handlung im Vordergrund stehen die Designs von Fred Blanchard gegenüber, der hier mit Einfällen strotzt.
Hüttengaudi auf dem Mond: Selbst bei geringer Schwerkraft sollen die schwerreichen Gäste nichts missen. So bieten die Kulissen ein alpenländisches Szenario ebenso wie Kasinos und südamerikanischen Dschungel. Yoann fühlt sich mit seinem grafischen Ausdruck sicherlich der frankobelgischen Tradition verpflichtet, gehört aber zu einer Generation, die von neuen Strömungen inspiriert wirkt. Yoann rangiert auf Augenhöhe mit einem Pierre Alary (Sinbad), könnte aber auch durch Zeichner wie Guy Davis oder Gabriel Ba beeinflusst worden sein. Insgesamt könnte man es einen freimütigen Zeichenstil nennen, der sich nicht in Ketten legen lässt.
Yoanns Stärken finden sich aber zweifellos auch im Gemäldecomicbild: Wie einstmals ein Carl Barks seinen Donald inszenierte, gestaltete Yoann für die Luxusausgaben der Geschichte einige Gemälde, die von ihrer Machart eher an Kinofilmposter erinnern und mit ihrer plastischen Farblichkeit nach größeren Drucken rufen.
Fabien Vehlmann und Yoann nehmen die beiden Freunde Spirou und Fantasio (natürlich fehlen auch der Graf und Pips nicht) mit auf den Mond in ein Abenteuer, in dem dank eines vielgestaltigen Ortes alles möglich ist. Mit vielen frischen Ideen reiht sich der 50. Band in den Humor der frühen Ausgaben ein, mit klassischem Klamauk, sehr sympathischen Figuren und einer unvorhersehbaren Geschichte. 🙂
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Link: www.mysteryo.com (Yoanns Homepage)