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Comic Blog


Mittwoch, 14. März 2012

Galfalek

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:40

GalfalekGalfalek wartet auf seinen Auftraggeber. Seine Arbeit ist erfüllt, der Diebstahl durchgeführt. Nun wartet er auf seine Bezahlung. Für einen Dieb ist Galfalek ein seltsamer Zeitgenosse. Weder scheint er besonders stolz auf seine Arbeit zu sein, die doch ein gewisses Geschick erfordert, noch ist die Entlohnung dafür ein allzu hoher Anreiz. Einst war Galfalek ein Söldner. Er hatte Freunde, für deren Leben er sich einsetzte. Jetzt fehlt ihm nicht nur eine Hand. Sein Selbstwert ist abhanden gekommen. Eigentlich hat er dem Leben längst entsagt und sich dem Suff ergeben, wenn er nicht gerade einen Auftrag ausführt. In dieser Nacht meldet sich seine Vergangenheit zurück, mit einem Geschenk: Einem Handschuh.

Jean-Charles Gaudin wandelt auf den Spuren klassischer Fantasy-Erzähler, geradlinig, schnörkellos. Ein Held, der keiner sein will und eine letzte Gelegenheit erhält, eine Veränderung in seinem Leben herbeizuführen. Ein geheimnisvoller Handschuh bietet die Möglichkeit, in seine Heimatstadt zurückzukehren, zur geliebten Frau. Der Handschuh verfügt über die einzigartige Gabe, seinem Träger eine neue Identität zu verschaffen. Doch das ist so eine Sache mit Handschuhen: Es gibt immer ein Paar. Aber wer besitzt den anderen?

Bis diese Frage beantwortet wird, vergeht einige Zeit. Jean-Charles Gaudin schenkt dem Leser einige Rückblicke, die jedoch mehr über die Vergangenheit des Helden und seiner persönlichen Beziehungen aussagen. Galfalek lernt seine Stadt wie eine neue Welt kennen. Ein harter König regiert über die Stadt höchst diktatorisch. Das Volk murrt, wagt es aber kaum gegen die Knute der Soldaten aufzubegehren. In weiten Teilen ist die Erzählung geradezu auf moderne oder erst jüngst vergangene Zustände übertragbar. Bis auf das Mysterium der Handschuhe wird auf Magie verzichtet. Das Schwert steht im Vordergrund, Intrigen und die Auseinandersetzung zwischen zwei ehemaligen Freunden, die sich schließlich bis aufs Blut bekämpfen.

So klassisch (und spannend) wie Geschichte baut auch Zeichner Franck Biancarelli seine Bilder auf. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Gestaltung der Charaktere, die gerade im Kern besonders herausgearbeitet worden sind. Galfalek verändert sich zwar im Laufe der Zeit, bleibt aber stets ein optisches Gegenstück zu seinem Erzfeind Gordrom. Galfalek, schwarzhaarig, ein schmaler Conan, wie ihn Barry Windsor-Smith zeichnete, wandelt sich in einen kurzhaarigen Beau, der sich zur Tarnung einen Bart wachsen lässt. Wer, um bei diesem Beispiel von Conan zu bleiben, die Strichführung in dieser Richtung mag (vielleicht auch eines Mike Grell), wird sich sogleich von der ersten Seite heimisch fühlen.

Die Hohen Mauern: Die Stadt ist von typisch mittelalterlicher Beschaffenheit, nur etwas größer, etwas höher, älter, verzweigter. Sie ist Festung, Labyrinth und Gefängnis gleichermaßen, Frondienst für alle Bürger eingeschlossen. So steinern sie ist, so schmucklos ist sie auch. Wo das Geheimnisvolle an der Oberfläche fehlt, da ist es düsterer im Untergrund, mit geheimen Gängen und Schächten, sogar Hinrichtungsstätten. Das ist exakt, aber auch mit der entsprechenden Nüchternheit gestaltet, fast schon dokumentiert.

Die in dieser Ausgabe zusammengefassten vier Alben der Geschichte sind in den ersten drei Folgen stilistisch nahezu identisch. In der vierten und letzten Episode, in der der Zeichner Franck Biancarelli die Kolorierung selbst übernimmt, ändert sich auch der Tuscheauftrag. Die Grafiken wirken etwas gröber, intuitiver, rauer, auch düsterer, was mit dem Abschluss sehr gut vereinbar ist. Insgesamt wird der durchgehende Realismus beibehalten, erscheint aber hier ein wenig flüchtiger.

Jean-Charles Gaudin versteht es, eine Schwert-Geschichte zu erzählen, in der einem Helden nichts geschenkt wird. Wer eher dem Realismus in der Fantasy zugeneigt ist, in der die Charaktere vor allem anderen in Szene gesetzt werden, liegt in diesem Abenteuer, in dem Rache in primärer Antrieb ist, genau richtig. Grafisch schön und klassisch ausgeführt sind die Bilder von der ersten bis zur letzten Seite stimmig. 🙂

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