In einer Zeit, in der das Verbrechen, Überfälle auf Banken und Postkutschen, sehr oft stattfinden und die Gerechtigkeit in Form von Sheriffs und Marshals einen schweren Broterwerb hat, wenden sich jene Bürger, die es sich leisten können, hilfesuchend an private Detekteien. Angesiedelt in einem kleinen Kaff hat sich die Ronson Inc. bereits einen kleinen Namen gemacht, nicht zuletzt deshalb, weil sie in der Wahl ihrer Mittel ebenso wenig zimperlich ist, wie jene, die sie zur Strecke bringt. Revolverhelden, Messerstecher, knallharte Burschen und eine Frau, die in jeder Beziehung mithalten kann geraten in arge Schwierigkeiten. Für jemanden, für dessen Beruf derlei die Grundlage ist, kann das nur eines bedeuten: Es geht um Leben und Tod.
Oder um Geld. Autor Willem Ritstier bringt nämlich eine Detektei ins Spiel, deren Name im Wilden Westen einen besonderen Klang hatte: Pinkerton. Die berühmte Detektei, die auch auf Einsätze in Blueberry zurückblicken kann und dort eher ehrenhaft auftritt, zeigt hier ihre absolut dunkle Seite, die anscheinend auch historisch verbürgt ist. Letztlich aber agier sie damit auf Augenhöhe mit Ronson Inc.. Willem Ritstier stellt erst einmal klar, wie die Beziehung zwischen den beiden Detekteien liegt. Ein Besuch einer Abordnung von Pinkertons Leuten endet mit einem recht brutalen Rauswurf. Und einer Überraschung, die den Stein so richtig ins Rollen bringt.
Die Halunken, die für Ronson arbeiten, sind Gauner, wie sie der Westerfan aus modernen Umsetzungen des Genres her kennen mag. Den klassischen Outlaw, der zwar gesetzlos ist, aber dennoch einen Ehrbegriff hochhält, bedienen sie nicht. Für Willem Ritstier ist dieser Westen ein verdammt wilder und tödlicher Landstrich. Hier schrecken die Gangster auch nicht davor zurück, ein Kind zu erschießen, falls es ihrer Sache dient. Für den richtigen Strich sorgt der verstorbene Zeichner Minck Oosterveer, der zu Lebzeiten durch eine große Genrevielfalt seiner Arbeiten aufgefallen ist, europäisch und überseeisch arbeitete.
Grafisch sorgt Oosterveer für die recht unterschiedlichen Mitarbeiter von Richard Ronson. Becker und John, alt und jung, ein gegensätzliches Paar, auch in der Wahl seiner Waffen. Inga, die blonde und resolute Vorzimmerdame, Denny Forever, der in Diane chancenlos verknallt ist, da sie wiederum nur auf Frauen steht. Auch die moderne Sexualität hat den Wilden Westen erreicht. Wenn du Leute mit schwarzgrauer Kleidung siehst, die gehören zu mir: Die seriöse Anmutung der Detektive ist gleichzeitig eine Anspielung auf das Endprodukt ihrer Arbeit. Irgendwie finden sich viele Leute nach einer Begegnung in einem Grab wieder.
Die Umgegend von Dalbart, in der Ronson Inc. startet, stellt Minck Oosterveer vor keine großen Herausforderungen. Es ist das typische Wildwestnest mit einigen Holzhäusern, einer Hauptstraße im Nirgendwo, einer amerikanischen Gebirgslandschaft. So liegt das Augenmerk auf den Charakteren, die vom Italoiwestern inspiriert wirken. Jeder von ihnen ist noch ein wenig echter als echt. Einzig die etwas zu vollbusig geratene Diane irritiert etwas. In den Vorskizzen und Bildern in verschiedenen Arbeitsstadien (auf seiner Homepage einsehbar) zeigt sich Oosterveers Meisterschaft und wie gut er dem Western leben einhauchen kann. Optisch zwischen Kinoleinwand und Fernsehserie platziert, entwickelt sich ein tolles Westernfeeling.
Mal ganz andere Helden: Mit allen Wassern gewaschen, eine Gruppe, die genau weiß, dass nur der überlebt, der nicht nur zuerst zieht, sondern am besten auch noch schmutzige Tricks anwendet. Knallhart erzählt, schön gezeichnet, prima Westernkost. 🙂
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Links:
www.ritstier-blog.blogspot.com (Homepage von Willem Ritstier)
www.minckoosterveer.com (Homepage von Minck Oosterveer)