Eustache hat augenscheinlich viele Leben. Bislang hat ihm sogar das Glück zur Seite gestanden. Er selbst würde es sehen, da ihm das Schicksal die Frau entrissen hat, die er liebt. Nicht zum ersten Mal fühlt er diese tiefe Trauer. Heute ist er ein Mann. In einer langen Gaunerkarriere hat er gelernt, wie man sich durchschlägt. Vor allem hat gelernt, nicht aufzugeben. Sein kleiner Kollege Mücke, der sich ähnlich hartnäckig durch das Leben schlägt, hält allerdings nicht viel davon so viel Energie in Rache zu stecken, wenn einem die Häscher auf den Fersen sind. Viele Jäger sind des Hasen Tod, so heißt es und der sinnbildliche Strick um den Hals der beiden Meistereinbrecher zieht sich weiter zu.
Cecil, als Autor und Zeichner zuständig, schickt seine beiden Helden sehenden Auges in einen sprichwörtlichen Mahlstrom, aus dem es kein Entrinnen mehr zu geben scheint. Oftmals müssen sich Helden mit nur einem Feind auseinandersetzen oder sie können sich wenigstens sicher sein, aus welcher Richtung die Kugel auf sie abgeschossen werden wird. Hier jedoch sind Eustache und Mücke von allen Seiten her bedroht. Ihr Können bringt sie noch tiefer ins Schlamassel hinein. Sie verkörpern jene Figuren, die das Beste wollen und doch nur eine Lawine lostreten.
Schmetterlingsnetzwerk, ein Titel in Anlehnung an die geschickt gespannten Stahlseile quer über die Dächer der gesamten Stadt hinweg, an denen sich die Diebe entlang zu hangeln wissen, ist auch im dritten und abschließenden Teil der Geschichte ein düsteres Abenteuer: Eine Mischung aus Thriller, mit Gruselelementen und den abgründigen Geschichten, in denen sich sonst Serienmörder tummeln. Cecil hat hier keine strahlenden Helden aufgebaut. Sie sind nicht überragend gut, sie haben gelitten und viel ertragen und in Teilen ihres Charakters sind sie schlichtweg am Ende. Der eine mehr, der andere weniger.
Mücke, obwohl eher eine Nebenfigur der beiden Hauptdarsteller, geht einem als Leser ziemlich als Herz. Er ist der Charakter, der von der Natur bereits geschlagen, noch zusätzlich getreten und geschunden wird. Das Gute in seinem Leben, die Freundschaft zu Eustache, so brüchig sie auch sein mag, steht kurz vor der Vernichtung. Cecil spielt mit dieser Möglichkeit vor den Augen des Lesers und lässt lange Zeit offen, wie die Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Männern ausgehen wird.
Gleich hinter dieser Beziehung kocht die die Vergangenheit und bereiten sich die Häscher darauf vor, der beiden Einbrecher mit allen Mitteln habhaft zu werden. Cecil begnügt sich nicht mit einer Falle, sondern legt gleich mehrere aus, alle von gleich hohem Gefährlichkeitsgrad. Vor der Kulisse einer Stadt, die wie ein lebensunwertes Kunstwerk in diesem Band wirkt, künstlerisch entworfen, abweisend, rostend und selbst am Tage dunkel zu nennen, entspinnt sich ein Kampf, der im besten Sinne an die schwarzen Serien vergangener Tage erinnert. Ein Edward G. Robinson oder ein Jean Gabin könnten sich im Hintergrund die Klinke in die Hand geben.
Gestreckt und gedrungen: Realistisch gestaltete Ausstattungen und Hintergründe, Körper und Kleidung stehen eher künstlerisch aufgebauten Köpfen und Gesichtern gegenüber. Die Kolorierung der Bilder durch Tatto Caballero und Protobunker Studio, eine Mischtechnik aus Aquarell, Tusche und Buntstift nachahmend, schafft eine Atmosphäre der Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Die Stadt ist zwar eine erfundene, dennoch lassen sich Vergleiche anstellen. Cecil und seinen Kollegen gelingt die Verschmelzung aus einem gefühlten Paris und Elementen des Steampunk.
Ein optisch düsterer Abschluss, stimmungsvoll, aber ebenso dunkel und dramatisch wie die Optik. Packend erzählt, dramatisch von Anfang bis Ende, ein absoluter Höhepunkt der Trilogie. 🙂
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