Wenn man Newton vergisst: Dann kann auch der Mond aufwärts schweben. Aber vielleicht wäre er dann gar nicht erst ins Wasser gefallen. Und es wäre nicht nötig gewesen, ihn mit einem Bindfaden am Himmel aufzuhängen. Benjamins Ansichten vom Leben, vom Lesen, vom Träumen geht in die zweite Runde. Die Schnecke ist häufig an seiner Seite, nicht immer, aber falls nötig, immerhin zur rechten Zeit. Benjamin entwickelt sich. Er sieht über seine Träume hinaus. Ab und zu vergisst er das Kindsein. Dann zeigt sich etwas Größeres, etwas, das über sogar über das Erwachsensein hinausreicht. Und wenn die Träume ihn schließlich doch einholen, die Gedanken Purzelbäume schlagen, kann man noch versuchen, ein Buch zum Fliegen zu bringen. Man sollte nur das Wort Start richtig schreiben.
Alberto Varanda nimmt sich weiterer Aspekte eines Jungen an, die zwangsläufig auf ihn zukommen: Mädchen. Ja, die auch. Aber mit denen kann Benjamin noch nicht allzu viel anfangen. Dazu ist er zu schüchtern. Manieren. Die werden von ihm verlangt. Nicht auf dem Klositz pinkeln. Nicht aus dem Mülleimer essen. Sonntags etwas bessere Kleidung anziehen. An der Seite von Benjamin kann der erwachsene Leser vielleicht einige Träume von einst wiederentdecken. Als man noch in die Wolken starren konnte und entdeckte Irgendwas.
Das ist ein wenig poetisch. Das hat nicht wenig Lebensweisheit, aber die liebenswerte, nicht die von der Sorte mit dem erhobenen Zeigefinger. Für den ist zwar die Schnecke, der kleine Freund an Benjamins Seite zuständig, aber das ist ein gnädiger Zeigefinger. Der weiß, dass er es mit einem kleinen Jungen zu tun hat. Und der weiß, dass Benjamin nicht nur ein kleiner Junge, sondern auch ein Weltenerbauer ist. Ein Junge, der auf dem Mond am Himmel schaukelt. Ein Junge, der aus einem Buch ein Fluggerät bauen kann, bei dem es auf Details ankommt. Ein viel gelesenes Buch, mit Eselsohren, sollte besser fliegen.
Zerbrechlich: So ist die Wirkung der Zeichnungen von Alberto Varanda. Feine, wie radierte Striche fügen die Figuren in vornehmlich knuffiger Unproportionalität zusammen. Seine kleinen Szenen und Geschichten entstehen, wie es notwendig scheint. Mal wirkt einfach der Malgrund als Hintergrund und die Figuren agieren wie auf einer leeren Bühne. Mal geht Benjamin in der Atmosphäre des Hintergrundes auf. Beispielhaft ist Benjamins Ausflug in einen Raum voller Bücher, der beste Bilderbuchatmosphäre besitzt, während andere Bildaufbauten eher mit klassischen Cartoonformen einhergehen, die auch bei den Peanuts zu finden sind.
Weiterhin: Einfach schön, aber etwas anders als zuvor. Eine Entwicklung ist zu sehen. Die Welt ist nicht zur Gänze aus den Träumen ausgeschlossen. Benjamin erhält neben der Schnecke weitere Spielpartner. Benjamin lernt etwas mehr, schaut genauer hin, aber seine Träume fliegen vielleicht sogar noch höher als zuvor. 🙂
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