Der perfekte Killer: Gezüchtet, trainiert, mit übermächtigen Fähigkeiten ausgestattet. Unbesiegbar. Ohne Gefühle. Eiskalt. Gefährlich. Und nicht zu lenken. Sein Schöpfer hatte eigentlich nur eines im Sinn: Geld verdienen. Seine Kreation sollte ihm den großen Wurf bescheren. Leider ging der Schuss wenig sprichwörtlich nach hinten los. Showman Killer wird der Mann für aussichtslose Fälle. Wenn nichts anderes mehr hilft, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, erst dann ist die Bereitschaft groß genug, auch wirklich jeden Preis für Showman Killers Dienste zu bezahlen.
Alejandro Jodorowsky zitiert sich mit der Kreation seines Showman Killers ein wenig selbst, erinnert diese übermenschliche Figur nicht nur an Frankensteins Monster (siehe auch Titelbild), sondern auch an den Metabaron. Aber es ist die Vermischung mit Aspekten einer Figur von Mary Shelley, die wieder neue Seiten in dieser sehr fantastischen Science Fiction erzeugt.
Alpträume: Agiert dieses sehr moderne Frankensteinmonster auch mit einem Blutdurst, der seinesgleichen sucht, ist er auch von einem Egoismus getrieben, der in diesem von Jodorowsky geschilderten Universum einzigartig ist, so nagt doch irgendwo tief in dieser Kreatur etwas an seinem Geist. Sobald Jodorowsky die Entstehung dieses Wesens erzählt hat, widmet er sich den Einsätzen dieses Söldners, doch zunächst begleitet der Leser den Showman in einen Traum, nicht weniger blutig als Showmans reales Leben, dennoch erschreckend genug, um das künstliche Wesen zu erschüttern. Solange Zeit ist. Denn bald schon naht Showmans Alltag.
In diesem Alltag, der in fremde Welten entführt, wie sie besonders einem Jodorowsky einzufallen scheinen, traumhaft wie alptraumhaft, hier sogar in leichter Verbeugung vor einem Wüstenplaneten, bleibt wieder einmal keine Zeit zum Luftholen. Vielleicht, bei genauer Betrachtung, zieht Jodorowsky eine religiöse Figur, Moses nicht unähnlich, durch den Kakao. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal, dass Jodorowsky religiösen Wahn thematisiert und aufs Korn nimmt. In jedem Fall tritt an vielen Stellen Jodorowskys abgrundtief schwarzer Humor zutage. Sicherlich gibt es auch andere Interpretationsmöglichkeiten.
Gewalt? Ja. Showman ist ein Killer, wird als solcher gezeugt und geboren. Gewalt, so könnte man sagen, ist sein zweiter Vorname. So fallen einige Darstellungen durch Nicolas Fructus auch entsprechend drastisch aus. Nicolas Fructus konnte hierzulande mit dem Mehrteiler Thorinth Fans finden. Bei Fructus ist jede Seite ein Gemälde, weniger eine Comic-Seite. Sicherlich beherrscht er die übliche Aufteilung und platziert seine Bilder, doch die Kolorierung erfolgt ungleich aufwändiger als in anderen, auch vergleichbaren Produktionen.
Showman, der die Fähigkeit zur Verwandlung besitzt, bietet einem Künstler wie Fructus ein ideales Betätigungsfeld. Besonders beeindruckend gerät die Sequenz, in der Showman die Gestalt eines Gottes annimmt, um ein ganzes Volk in den Krieg zu führen. Das ist dank der Malerei von Fructus mehr Kino als Comic. Das Auge bewegt die Bilder automatisch. Wer hat, lege entsprechend rasante Musik dazu ein. Heavy Metal oder ein Bombast-Soundtrack wären passend. Gleichzeitig mag dieser Beschreibungsansatz dazu dienen, dem Leser diese und ähnlich gelagerte Szenen vor Augen zu führen.
Bombastisch, wieder einmal, mit weniger scheint sich Alejandro Jodorowsky kaum noch zufrieden zu geben. In Nicolas Fructus hat er einen Künstler gefunden, der diese Ideen sehr schwermetallig umzusetzen vermag. Für Freunde beinharter SF und Fantasy empfehlenswert. 🙂
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