Der Kampf der Römer gegen die Barbaren hat einen für die kampferprobte Weltmacht unerwarteten Ausgang genommen: Die Römer haben die Schlacht verloren. Nun setzen einige Krieger auf dem Schlachtfeld bei den noch wenigen Überlebenden den Todesstoß an. Doch ein Mann, dessen Tod man bereits sicher wähnte, wird schwer verletzt zwischen all den Leichen gefunden. Wieder daheim hat der Mann mit dem Namen Aquilus nur einen Gedanken: Rache. Wer könnte ihn verraten haben? Im Schutze der Nacht schleicht er sich über die Dächer und dringt in ein Schlafgemach ein. Der überraschte Mann hat keine Wahl: Er gibt den Verräter preis.
Mächtige Artefakte: Sie sind das Etappenziel hin zur Beherrschung der Menschheit. Ihr Name: Edensplitter. In den Gegenwartsbeschreibungen des vorliegenden zweiten Bandes der Trilogie könnte, hätte nicht Eric Corbeyran die Handlung geschrieben, auch ein Regisseur wie Luc Besson (z.B. Nikita oder Das fünfte Element) das Zepter geführt haben. Während Desmond, in einer Apparatur sitzend in der Vergangenheit forscht, auf der Suche weiteren Informationen, die bei der Beschaffung der Artefakte nützlich sein können, geht die Jagd draußen weiter.
Der Handlung in der Vergangenheit, genauer im Römischen Reich, kommt eine weitaus größere Bedeutung zu als noch im ersten Band. Aquilus, wie das andere Ich von Desmond in dieser Zeitspanne heißt, erhält nicht nur neue Hilfsmittel bei seiner Suche, der Leser darf auch einen Abstecher in sein Zuhause machen. Es ist ein Moment der Ruhe, der nicht lange dauert. Eric Corbeyran zeigt nämlich, dass die Ausflüge von Desmond in der Gegenwart Folgen haben.
Die kühle Architektur aus dem ersten Band ist der Natur und einer rasanten Verfolgungsjagd gewichen. Nachtszenen, in denen der Assassine, der Attentäter, in seinem eigentlichen Element ist, beherrschen einen großen Teil der vorliegenden Handlung. Das römische Szenaro, jene Abschnitte, die von der Vergangenheit des Aquilus erzählen, reizt hierbei diesmal ganz besonders, da sich hier mehr Gefühl findet, als in den Sequenzen, die in der Gegenwart handeln. Die Figur des Aquilus ist deutlich mehr eingebettet und mit Hintergrundgeschichte versehen als jene des Desmond, der letztlich nur nacherleben und nichts mehr ändern kann.
Alles Technische, auch Gebäude werden mit großer Sorgfalt abgebildet, präzise, mit dem Auge eines Kulissenbauers. Hier könnte Zeichner Djillali Defali durchaus Vergleichen zu modernen Storyboards standhalten, in denen bereits jede noch so kleine Kamerafahrt exakt vorgegeben ist. Und Film ist das Stichwort: Sicherlich ist ein Computerspiel die Vorlage und die Macher des Comics hatten bestimmten Vorgaben zu folgen, die Einflüsse jüngerer Sehgewohnheiten auf der Kinoleinwand lassen sich jedoch sehr gut an den sehr strukturiert aufgebauten Bilderfolgen ablesen.
Die Gesichter, die von Djillali Defali entworfen werden, sind nicht ganz so individuell, wie sich die restlichen Bestandteile der Illustrationen darstellen. Mitunter könnten Gesichtsausdrücke mehr Nuancen aufweisen, denn emotional geht es in weiten Teilen der Handlung auch zur Sache. Ansonsten würde diese kleine Schwäche kaum auffallen.
Desmond Niles hat seine Rolle innerhalb des geheimen Krieges angenommen: Längst ist er kein Neuling mehr. Autor Eric Corbeyran hat die Geschwindigkeit der Geschichte einerseits angezogen, andererseits durch eine Verringerung von Handlungsorten auch verdichtet. Eine filmisch gestaltete Bildfolge von Djillali Defali macht aus dem zweiten Teil der Trilogie spannendes Action-Kintopp im Comic-Format. 🙂
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