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Comic Blog


Samstag, 08. Oktober 2011

OKKO 3 – Das Buch der Luft

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:50

OKKO 3 - Das Buch der LuftDer Junge verbrachte in der Vergangenheit Zeit mit seinem Vater auf einer Brücke. Der Junge ließ Drachen steigen und der Vater tat, was Wegelagerer eben so tun. Allerdings tun sie dies auch nur so lange, bis sie auf jemanden treffen, der das Schwert besser beherrscht als sie. Viele Jahre wartet der Junge auf die Rückkehr des fremden Kriegers. Er wird erwachsen. Nichts lässt darauf schließen, dass sich der Wunsch des zum Manne gereiften Magato jemals erfüllen wird. Doch das Leben beschreitet seltsame Weg und eines Tages verschlägt es den Ronin, den herrenlosen Krieger, Okko und seine Gefährten erneut in jene Gegend. Magato scheint am Ziel zu sein, gäbe es nicht noch einen anderen Kämpfer, der zuvor einen Kampf mit Okko auszufechten hat.

Obwohl es sich um den dritten Band der Reihe handelt, die Figuren bereits eingeführt sind, ist keine Vorkenntnis für Neuleser erforderlich. Hub, Zeichner und Autor, hat die Handlung wie einen Neueinstieg angelegt. Es beginnt als Geschichte über eine lang erwartete Rache und mündet in einen Kampf gegen einen bösen Geist. Damit könnte die Handlung gut ausgefüllt sein und Hub hätte sicherlich auch seine Leserschaft erreicht, doch entpuppt sich dieser Aufbau nur als Vorgeplänkel zur Verteidigung eines Freundes. Gegen jede Chance stellt sich Okko einem Gegner, den er nicht mit der gewohnten Beiläufigkeit bekämpfen kann.

Okko: Im Kaiserreich Pajan angesiedelt dürften sich zunächst Leser in dieser Geschichte gut aufgehoben fühlen, die fernöstlich anmutende Fantasy-Abenteuer mögen und auch die leiseren Zwischentöne einer solchen Handlung mitnehmen. Denn gerade der dritte Band der Reihe, Das Buch der Luft, besticht in der ersten Hälfte durch phantastische Eindrücke, die ein wenig an moderne Gruselstreifen erinnern, die aber letztlich auf einen Poltergeist zurückgehen. Auch Besessenheit ist ein Thema, Geister komplettieren die Show. Letztlich geht die Handlung von der Enge, dem Palast, in die Weite, in einen geradezu episch angelegten Kampfe, der sozusagen über zwei Runden geht. Dann kann selbst die Natur nicht mehr zurückstehen und glänzt mit grandiosen Aussichten.

Hub, Szenarist und Zeichner (im Bereich Storyboard verstärkt durch Emmanuel Michalak, bei Farben durch Li), lässt seiner Titelfigur Okko nicht die alleinige Aufmerksamkeit zukommen. Der herrenlose Krieger mit dem kantigen Kinn, der mürrischen Miene definiert sich auch durch seine Freunde, die ebenfalls charakterstark sind und keinesfalls als strahlende Helden auftreten. Hier folgen sie Okko, der wie seine Gefährten respektiert wird, sich aber nicht in den Vordergrund drängt. Grafisch sieht das ganz anders aus.

Ein Merkmal der Bilder von Hub ist ihr besonders feiner Aufbau. Die Striche sind grundsätzlich sehr dünn ausgeführt, fast etwas karikierend. Zugleich ist es eine Comic-Variante asiatischer Tuschezeichnungen in Kombination mit Bewegungsdarstellungen, wie sie aus dem Manga her bekannt sind. Daraus entsteht ein sehr eigener, eingängiger Stil, der hier auch durch seinen farblichen Ausdruck (passend zur Handlung) mitunter sehr düster, unheimlich ausfällt. Die Stimmung baut sich langsam auf, verdichtet sich in Okkos Kampf. Hier findet sich eine Tendenz, die atmosphärisch an langsam und bedächtig erzählte Western eines Sergio Leone erinnern. Okkos Kampf gegen den scheinbar übermächtigen Feind wird von Hub regelrecht zelebriert und mit einem mythischen Anstrich versehen.

Eastern trifft Western trifft asiatisches Gruselflair: Der dritte Teil von Okko weiß mit unterschiedlichen Stilmitteln zu spielen und verbindet diese zu einer Mixtur, die den Leser besonders in der zweiten Hälfte des Bandes packend zu binden versteht. Optisch in gewohnter Perfektion und ganz eigenem Strich ausgeführt, bietet der dritte Band der Reihe sehr gute Unterhaltung, nicht nur für jene, die sich für asiatische Ritterabenteuer interessieren. 🙂

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