1969. John Dortmunder ist kein Aufgeber. Aber er ist auch kein Gauner, der mit besonders viel Glück gesegnet wurde. Obwohl gerade diese Eigenschaft für einen Ganoven existentiell sein kann, hält John Dortmunder doch nichts davon, an Haustüren Lexika zu verkaufen. Sein alter Kumpel Kelp, der ihn nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis abpasst, hat da einen viel besseren Job für ihn. Einen, der viel Kohle einbringt, Fingerspitzengefühl erfordert, also genau der richtige Job für einen John Dortmunder.
Ein kleines afrikanisches Land möchte einen Smaragden zurück, den sich ein anderes kleines afrikanisches Land angeeignet hat. Das Schmuckstück ist nun in einer Ausstellung in New York zu sehen. Wachen, Panzerglas, strengste Sicherheitsvorkehrungen und Alarmanlagen sollen Dortmunder und seine Kumpane Kelp, Chefwick, Murch und Greenwood nicht daran hindern sich das gute Stück für ihren Auftraggeber unter den Nagel zu reißen. Eigentlich sollte alles wie am Schnürchen klappen. Eigentlich. Aber, wie bereits gesagt: John Dortmunder ist nicht gerade vom Glück verfolgt.
Donald Westlake schuf mit seiner Figur des John Dortmunder einen Ganoven, geradlinig, zielstrebig und mit einem gewissen humoristischen Potential behaftet. Wenn ein Job nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals daneben geht, wenn die Bande zwar alles daran setzt, den Auftrag auszuführen, mit immer neuen Mitteln und dennoch kein Bein auf den Boden bekommt in dieser Angelegenheit, dann hat es der Leser (und seinerzeit auch Zuschauer) mit einer handfesten Gaunerkomödie zu tun.
Westlakes John Dortmunder, der schon von Robert Redford auf der Leinwand verkörpert wurde, ist in der Comic-Version von Lax ein schlanker, hoch aufgeschossener Kerl, Raucher, dunkelhaarig, jugendlich wirkend, dessen Gesicht aber auch verknittert sein kann, wenn mal wieder alles gründlich daneben geht. Ähnlich individuell, wie er den Dortmunder gestaltet, ist auch der Rest der Bande. Lax verwendet eine Art Maltechnik, die schnell aufgetragen scheint, den Moment präzise und die Gefühle auf den Gesichtern der Charaktere sehr genau einfängt. Ein wenig ist diese Mischtechnik aus Skizze, Buntstift, Bleistift, lasierendem und deckendem Farbauftrag auch an Gerichtsbilder angelehnt.
New York wird als städtischer Nebendarsteller immer gerne genommen. Lax legt besonderen Wert auf die amerikanischen Automobile jener Tage, Schiffe auf den Straßen, prall, wuchtig. Als kleine Hommage an Edward Hoppers Bild Nighthawks darf natürlich auch der Blick auf ein Eck-Diner nicht fehlen.
Hot Rock funktioniert nicht nur wegen der vortrefflichen Charaktere, die vorbildhaft sind und von Westlake sehr ernst angelegt wurden. Hot Rock funktioniert aus heutiger Sicht auch als Rückblick in eine Zeit, in der Planungen für einen Coup penibel abliefen, aber ohne heutige technische Möglichkeiten auskommen mussten, das Ausbaldowern noch eine echte Herausforderung war. Westlake etabliert einen Running Gag mittels des eher geizigen Auftraggebers und lässt sich für die verschiedenen Gaunereinsätze einiges einfallen. So wird ein Cobra Shelby als Fluchtwagen eingesetzt. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Eine feine Mischung aus Action und Gaunerkomödie, ausdrucksstark und passend zur Geschichte gezeichnet, mit einem dokumentarischen Blick. Für Freunde guter Krimis, mit ein wenig historischem Flair, genau das Richtige. 🙂
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